Darum segelt Greta Thunberg jetzt nach Gaza
Die humanitäre Lage in Gaza spitzt sich zu – und die Klima-Ikone Greta Thunberg macht sich auf den Weg dorthin. Was dahinter steckt.
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Das Wichtigste in Kürze
- Greta Thunberg segelt mit Aktivistinnen und Aktivisten nach Gaza für humanitäre Hilfe.
- Israel schränkt Hilfslieferungen ein, Thunberg wirft Israel Völkermord vor.
- Die Kritik an Israels Gaza-Politik wächst – internationale Spannungen steigen.
Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist katastrophal und spitzt sich weiter zu. Laut der Uno sind fast eine halbe Million Menschen von einer Hungersnot bedroht.
Israel erlaubt nur noch einen einzigen, streng kontrollierten Kanal für Hilfslieferungen. Dieser wird von privaten Sicherheitsfirmen und einer neuen Stiftung verwaltet, was international für viel Kritik sorgt.
Mitten im Gaza-Krieg wollen Aktivistinnen und Aktivisten nun selbst Hilfsgüter in den 40 Kilometer langen Küstenstreifen am Mittelmeer bringen. Darunter auch die schwedische Klima-Ikone Greta Thunberg (22).
Greta Thunberg bezichtigt Israel des Völkermords
Am Sonntag ist sie gemeinsam mit zwölf anderen vom sizilianischen Hafen Catania mit dem Segelschiff «Madleen» Richtung Gaza aufgebrochen.
Neben Thunberg sind auch «Game of Thrones»-Star Liam Cunningham und die französische Europaabgeordnete Rima Hassan an Bord.
Die Klima-Aktivistin sagte vor der Abfahrt unter Tränen: «Wir tun dies, weil wir es immer wieder versuchen müssen, egal wie die Chancen stehen.»
Würde man damit aufhören, verlöre man seine Menschlichkeit. «Und egal wie gefährlich diese Mission ist. Sie ist nicht einmal annähernd so gefährlich wie das Schweigen der ganzen Welt angesichts des live übertragenen Völkermordes.»
Israel weist die Vorwürfe eines Völkermordes entschieden zurück.
Die israelische Regierung betont, die Blockade sei notwendig, um Waffenschmuggel zu verhindern und Druck auf die Hamas auszuüben. Insbesondere im Zusammenhang mit der Freilassung von Geiseln.
Sieben Tage lang soll die Überfahrt bis Gaza dauern. Damit würden Greta Thunberg und Co. am Pfingstwochenende eintreffen.
Greta Thunberg sorgt mit Pro-Palästina-Protest für Kritik
Dass das Kollektiv Gaza tatsächlich erreicht, ist allerdings so gut wie ausgeschlossen. Ägypten und Israel haben den Streifen nicht nur auf dem Landweg abgeriegelt, die israelische Marine hat auch eine Seeblockade verhängt.
Humanitäre Hilfslieferungen über das Meer sind nur in Ausnahmefällen und in Absprache mit Israel möglich. Das ist bei der Aktion von Thunberg nicht der Fall.
Seit Beginn des Gaza-Krieges stellte sich Greta Thunberg immer wieder auf die Seite der Palästinenserinnen und Palästinenser. Jüdische Organisationen und Politiker warfen ihr vor, sich einseitig auf eine Seite zu stellen und antisemitischer Narrative zu bedienen.
Anfang Juni ordnete Israel die Ausweitung der Bodenoffensive im Gaza-Krieg an. Gleichzeitig bombardiert die israelische Armee täglich neue Ziele im Gazastreifen.
Menschenrechtsorganisationen werfen Israel dabei Kriegsverbrechen vor. Zudem wird das Land von Südafrika vor dem Internationalen Gerichtshof des Völkermordes an den Palästinenserinnen und Palästinensern bezichtigt.
Kritik an Israel häuft sich
Wie viele Zivilistinnen und Zivilisten in Gaza ums Leben gekommen sind, lässt sich nicht unabhängig prüfen. Das von der Hamas geführte Gesundheitsministerium spricht von über 50'000 Toten.

Israel selbst nennt keine Opferzahlen. Das Land betont aber, dass die von der Hamas genannten Zahlen nicht zwischen zivilen Opfern und Kämpfern unterscheiden. Sie seien zudem nicht zuverlässig.
Nachdem westliche Staaten Israel im Kampf gegen den islamistischen Terror lange den Rücken gestärkt hatten, häuft sich nun die Kritik.
Auch der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis nannte die Situation in Gaza vergangene Woche «unerträglich».