Viele Länder setzen in ihrer Impfstrategie wegen des Coronavirus auf den Schutz gefährdeter Personen. Nicht so Indonesien – doch weshalb haben Junge Priorität?
Indonesien Coronavirus
Ein Pflegefachkraft pflegt im Hospiz Jakarta Corona-Patienten. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Während die meisten Länder Vulnerable zuerst impfen, priorisiert Indonesien die Jungen.
  • Mit dem Impfprogramm sollen 70 Prozent der Bevölkerung geimpft werden.
  • Die Regierung will mit dem hohen Anteil Junger eine Herdenimmunität erreichen.

Bento Wi ist 17 Jahre jung, lebt im Norden Balis und besucht das letzte Schuljahr. Sein grösstes Ziel ist es, später einmal auf einem Kreuzfahrtschiff zu arbeiten. So will er die Welt entdecken und seine Eltern «stolz machen». Daher hofft er sehr auf den Impfstoff – wenn er kann, lässt er sich auf jeden Fall impfen.

Im Drei-Generationen-Haushalt Bentos ist es ein Ding der Unmöglichkeit, die Älteren dauerhaft von den Jüngeren abzuschirmen. Und bei einer Bevölkerung von 273 Millionen Menschen, in der fast die Hälfte unterhalb der Armutsgrenze lebt, erst recht.

Für Indonesien gab es aber zuletzt erfreuliche Nachrichten: Am 6. Dezember konnte am Soekarno-Hatta International Airport in Tangerang, die erste Impfstoff-Lieferung empfangen werden. Inzwischen haben drei Millionen Dosen des chinesischen Herstellers Sinovac Biotech Indonesien erreicht.

Wegen Coronavirus umgekehrte Impfstrategie

Präsident Joko Widodo hofft darauf, das nationale Impfprogramm wegen des Coronavirus im Januar 2021 zu beginnen. Doch die Strategie der Inselnation unterscheidet sich von derjenigen anderer Länder: Indonesiens Regierung stellt die 18- bis 59-Jährigen in den Vordergrund. Dies vor dem Hintergrund, dass diejenigen geschützt werden müssen, welche viel unterwegs sind. Das bremse die Ausbreitung am wirkungsvollsten.

Joko Widodo
Der indonesische Präsident Joko Widodo. - Keystone

Für diese Strategie nimmt die Regierung zusätzliche Opfer in Kauf. Denn die Todesrate ist überdurchschnittlich hoch: drei Prozent bei 650'000 Ansteckungen. Professor Kusnandi Rusmil (Padjadjaran-Universität) sagte laut NZZ, dass mit der Fokussierung auf den Mittelbau der Gesellschaft die Produktivität sichergestellt werde.

Auch Widodo selbst musste einen Verlust eines geliebten Menschen während der Pandemie verkraften. Auf Twitter schreibt er: «In diesem Jahr ist auch meine geliebte Mutter verstorben. (...) Grüsse an alle Mütter und indonesischen Frauen.»

400 Millionen Dosen für Herdenimmunität

Die NZZ berichtet überdies, dass 70 Prozent der Bevölkerung geimpft werden soll. Damit werde eine Herdenimmunität erreicht. Für die ganze Impfaktion braucht Jakarta wegen des Coronavirus 400 Millionen Dosen. Bis Ende 2021 sollen diese dank einer Lizenz mehrheitlich selber hergestellt werden.

Indonesien Impfstrategie Coronavirus
Ein Junge wartet darauf, dass er einen Test auf das Coronavirus machen kann. - Keystone

Auch wenn nicht alle hinter dieser Strategie stehen würden, gebe es keine grosse Kritik. Kein Wunder: Das Durchschnittsalter in Indonesien liegt bei 30 Jahren. Ein weiterer Grund für das Verständnis könnte sein, dass zuerst alle Angestellten im Gesundheitssektor geimpft werden sollen. Auch Polizeikräfte und Armeeangehörige haben Vorrang.

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