Inmitten der Krise rund um das Coronavirus hat die indische Regierung Twitter beantragt, negative Tweets zur aktuellen Situation zu löschen.
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Indien lässt negative Tweets über Regierung löschen. - Keystone/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Corona-Lage in Indien ist kritisch, den Spitälern gehen Betten und Sauerstoff aus.
  • Beinahe täglich meldet das asiatische Land neue Rekordwerte bei den Corona-Zahlen.
  • Nun verlangt die Regierung von Twitter, negative Tweets zu löschen.

Die Situation mit dem Coronavirus in Indien ist kritisch: Der asiatische Staat registriert fast täglich neue Rekordwerte bei den Corona-Zahlen. Am Montag meldete das Land innerhalb von 24 Stunden 352'991 Infektionen mit dem Coronavirus und weitere 2812 Todesfälle.

Coronavirus - Indien
Corona-Patienten liegen in Betten in einem Bankettsaal, der vorübergehend als Corona-Isolierstation umgewandelt wurde. - dpa

Das schlecht ausgestattete Gesundheitssystem des Landes kollabiert, die Spitäler sind überfüllt. Sie können keine Patienten mehr aufnehmen – auch weil Sauerstoff zur Beatmung von Patienten nicht ausreichend vorhanden ist. Viele wenden sich darum an den Schwarzmarkt, um an Sauerstoff und lebenswichtige Medikamente zu kommen. Doch dort sind die Preise explodiert.

Coronavirus: Tweets könnten laut Regierung Panik auslösen

Inmitten der Krise verlangt nun die Regierung von Twitter, dass negative Tweets zur aktuellen Situation gelöscht werden, wie «BBC» berichtet. Ein Twitter-Mediensprecher bestätigte, dass einige Tweets in Indien blockiert worden seien. Um welche Beiträge es sich handelt, wollte die Person nicht sagen. Gemäss Medienberichten handelt es sich um Tweets, welche den Umgang der Regierung mit dem Coronavirus kritisieren.

Coronavirus - Indien
26.04.2021, Indien, Neu-Delhi: Ein Mitarbeiter des Gesundheitswesens in persönlicher Schutzausrüstung (PSA) spricht mit einem Familienmitglied eines Covid-19-Patienten, der in die Corona-Iso - dpa

Ein Regierungsmitarbeiter sagte, die betroffenen Tweets seien irreführend oder könnten Panik auslösen. «Wir können es uns nicht erlauben, dass Fake News dem Land schaden», sagt Gopal Agarwal, Sprecher der Regierungspartei BJP. Die Krise werde durch Fake News verschärft. Die indische Regierung beruft sich gemäss «BBC» auf das «Information Technology Act 2000» genannte Gesetz.

Corona-Hilferufe auf Twitter haben explosionsartig zugenommen

Viele indische Twitter-Nutzer kritisieren nun die Regierung, dass sie sich lieber auf «Zensur» fokussiere statt auf das «humanitäre Desaster». Die Social-Media-Plattform wird derzeit mit Corona-Tweets überflutet. In denen geht es mehrheitlich um Hilferufe nach Sauerstoff oder Spitalbetten für Personen mit Covid-19.

Laut «Bellingcat» habe es im März täglich fünf Tweets mit den Stichwörtern «Delhi» (wegen der Stadt Neu-Delhi) und «dringend» gegeben. Mittlerweile gebe es über 400 solche Tweets pro Tag. Solch explosionsartige Entwicklungen habe es auch für Tweets in anderen Städten sowie für Wörter wie «Sauerstoff» oder «Patient» gegeben.

Dabei gilt es zu beachten, dass viele Inder nicht einmal die Ressourcen haben, auf Twitter oder Social-Media-Plattformen Hilfe zu suchen. «Bellingcat» hält fest, dass Menschen mit guter Ausbildung und hohem Einkommen dementsprechend auf Twitter überrepräsentiert sind.

Bereits im Februar beugte sich Twitter dem Willen der Regierung

Es ist nicht das erste Mal, dass Twitter dem Druck der indischen Regierung nachgibt. So blockierte das soziale Netzwerk erst im Februar über 500 Twitter-Konten im Zusammenhang mit Bauernprotesten gegen eine Landwirtschaftsreform. Hätte Twitter dies nicht gemacht, wären wohl Mitarbeiter der Plattform in Indien im Gefängnis gelandet.

Coronavirus Indien Narendra Modi
Indiens Premierminister Narendra Modi an einer Wahlkampfveranstaltung am 3. April 2021. Seine Regierung steht derzeit wegen des Umgangs mit dem Coronavirus in der Kritik. - Keystone

Premier Narendra Modi steht unter Kritik, weil er Beschränkungen aufgehoben und Grossversammlungen wieder zugelassen hatte. So zog etwa das Kumbh-Mela-Fest Millionen von Pilgern an. Zudem grassiert in dem Land eine besonders gefährliche Variante des Coronavirus.

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