Australien deportiert Ex-Häftlinge auf Mini-Insel
Über 350 ehemalige Häftlinge sollen Australien in Richtung Nauru verlassen. Für die Abschiebung in den kleinen Inselstaat fliesst sehr viel Geld.

Das Wichtigste in Kürze
- Rund 358 Ex-Häftlinge sollen von Australien nach Nauru abgeschoben werden.
- Der Deal mit dem kleinen Inselstaat stösst auf grosse Kritik.
- Australien zahlt pro Ex-Häftling umgerechnet bis zu 3,65 Millionen Franken.
Australien will hunderte ausländische Ex-Häftlinge auf die kleine Pazifikinsel Nauru abschieben. Letzte Woche wurde die erste von etwa 358 Personen deportiert.
Der Deal mit dem kleinen, abgeschiedenen Inselstaat stösst in Australien auf heftige Kritik – und könnte das Land Milliarden kosten.
Millionen pro Abschiebung
Bei den Betroffenen handelt es sich um ehemalige Häftlinge aus dem Ausland. Sie wurden teilweise wegen schwerer Straftaten verurteilt, das Visum wurde ihnen entzogen.
2023 entschied ein Gericht, dass sie nicht unbefristet lang in Einwanderungshaft gehalten werden dürfen. Viele wurden deshalb in Australien freigelassen.
In ihr Herkunftsland konnten sie wegen dort drohender Gefahren nicht zurückgebracht werden.

Innenminister Tony Burke sagt nun am Dienstag gegenüber ABC, dass am Freitag die erste Person nach Nauru gebracht wurde.
Über die genaue Anzahl der geplanten Abschiebungen und weitere Details will die australische Regierung nicht informieren.
Die rund 358 verurteilten Kriminellen erhalten im Zuge des Deals in Nauru ein Visum für 30 Jahre. Auf der Insel mit rund 12'000 Einwohnern dürfen sie frei leben und arbeiten.
Werden alle Personen abgeschoben, zahlt Australien Nauru gemäss Medienberichten umgerechnet rund 1,31 Milliarden Franken über 30 Jahre. Pro abgeschobener Person wären das knapp 3,65 Millionen Franken.
Heimliche Abschiebungen
Den Deal mit Nauru hatte Australiens Regierung Anfang des Jahres angekündigt. Seither gibt es grosse Kritik: Menschenrechtler behaupten etwa, es verstosse gegen Australiens Verpflichtungen.
Laura John vom Human Rights Law Centre sagt gegenüber «SBS News»: «Wir wissen nicht, ob die Person, die ins Exil geschickt wurde, Familie in Australien zurückgelassen hat. Ob sie medizinische Versorgung benötigt, die in Nauru nicht verfügbar ist. Oder ob sie überhaupt noch Möglichkeiten für einen Visumsantrag in Australien hatte.»

Grünen-Sprecher David Shoebridge schliesst sich der Kritik an: «Menschen werden heimlich nach Nauru geschickt, wobei wichtige Aspekte des Abkommens der australischen Öffentlichkeit weiterhin vorenthalten werden.»
Nauru liegt nordöstlich von Australien im Pazifik. Die Fläche von 21 Quadratkilometern macht den Inselstaat zum drittkleinsten Land der Welt.
















