Hacker rächen sich am Kreml für den Tod von Alexej Nawalny. Sie stehlen Daten und hinterlassen ein Foto von ihrem Helden.
Alexej Nawalny
Der russische Oppositionskritiker Alexej Nawalny ist am 16. Februar in einem russischen Straflager gestorben. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Hacker konnten sich Zugriff auf ein Netzwerk der russischen Gefängnisse verschaffen.
  • Sie hinterliessen ein Bild von Nawalny und stahlen Daten von hunderttausenden Gefangenen.
  • Damit erhoffen sie, an mehr Informationen über den Tod des Kreml-Kritikers zu kommen.
Ad

Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny verstarb Mitte Februar in einem Gefängnis im russischen Norden. Die Todesursache ist immer noch unklar – die russische Regierung gab widersprüchliche Gründe an. Von vielen Seiten wird Putin für Nawalnys Tod verantwortlich gemacht. Eine Gruppe Hacker hat sich daraufhin gerächt.

Die Putin-Gegner haben sich in ein Netzwerk des russischen Gefängnis-Systems eingehackt. Sie hinterliessen auf der Website eines Gefängnisauftragnehmers ein Bild von Nawalny und seiner Frau Julia. «Lang lebe Alexej Nawalny!», lautete die Botschaft dazu.

Hacker: «Foto von Alexej Nawalny soll nicht entfernt werden»

Die Hackergruppe warnte die Administratoren davor, die Pro-Nawalny-Nachrichten zu entfernen. Als die Webadministratoren sich weigerten, zerstörten die Hacker laut eigener Aussage einen Computer-Server. «CNN» hat diese Daten überprüft, Screenshots gesehen und mit den Hackern gesprochen.

Nawalny Erinnerungsstätte
Alexej Nawalny war das Gesicht der russischen Oppositionsbewegung.
Polarwolf Straflager Nawalny
Zuletzt war Nawalny in diesem sibirischen Straflager gefangen, wo er schliesslich auch starb.
Putin
Der Kreml machte widersprüchliche Aussagen zu Nawalnys Todesursache. Viele Politikerinnen und Politiker aus der ganzen Welt machen Putin für den Tod verantwortlich.
Hacker
Um sich zu rächen hat sich eine Hackergruppe Zugriff zu einem Netzwerk der russischen Gefängnisse verschaffen. (Symbolbild)
Julia und Alexej Nawalny
Sie stahlen Daten und platzierten ein Foto von Nawalny und seiner Frau Julia auf der Webseite des gehackten Gefängnisbetreibers. (Archivbild)

Die Hacker nutzten ihren Zugang, um Preise für Lebensmittel wie Nudeln und Dosenfleisch im Online-Gefängnisshop auf einen Rubel zu senken. Das entspricht ungefähr einem Schweizer Rappen. Normalerweise würden die Waren fast einen Franken kosten.

Wurden Sie schon einmal gehackt?

Es dauerte mehrere Stunden, bis der Administrator des Online-Gefängnisshops bemerkte, dass russischen Gefangenen Essen für so wenig Geld kauften. Und es vergingen drei Tage, bevor das IT-Personal im Gefängnisshop in der Lage war, die bereitgestellten Rabatte vollständig abzuschalten.

«Wir beobachteten die Zugriffsprotokolle zum Online-Shop und waren immer mehr und mehr Menschen, die Dinge kauften.» Das sagte ein Hacker in einem Online-Chat mit «CNN». Am Tag nach dem Cyberangriff rechtfertigte der Online-Shop, welcher dem russischen Staat gehört, die extreme Senkung der Essenspreise: Es soll sich um ein «technisches Versagen» gehandelt haben.

Kremlgegner hoffen auf Nawalny-Aufklärung dank Hack

Es gelang den Hackern auch, eine Datenbank mit Informationen zu hunderttausenden Gefangenen zu stehlen. Darunter waren auch Informationen und Kontaktdaten von Häftlingen in der Strafkolonie, wo Nawalny zuletzt war.

Die Hackergruppe teilt diese Informationen und Kontakte nun mit anderen Putin-Gegnern. Sie hoffen darauf, dass jemand die Angehörigen kontaktieren kann, um herauszufinden, was genau mit Nawalny passiert ist.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

LebensmittelNachrichtenRegierungComputerFrankenKremlDatenStaatChatTodCNNAlexej NawalnyHacker