Zwei Tage vor dem Tod von Alexej Nawalny sollen zwei russische Geheimdienstbeamte im Gefängnis Sicherheitskameras sowie Abhörgeräte deaktiviert haben.
Alexej Nawalny
Alexej Nawalny während einer Anhörung im vergangenen Monat. Jetzt ist der Putin-Gegner tot. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor Nawalnys Tod sollen Putins Agenten das Gefängnis in der Polarregion betreten haben.
  • Sicherheitskameras und Abhörgeräte sollen deaktiviert worden sein.
  • Der Kreml-Gegner starb am 16. Februar in einem Straflager im Norden Russlands.
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Der führende russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny ist im Alter von 47 Jahren gestorben. Nach staatlichen Angaben brach der wohl berühmteste Kreml-Kritiker am Freitag in seiner Haft zusammen und starb.

Nawalnys Mutter wurde mitgeteilt, dass der Kreml-Gegner an «einem plötzlichen Herztod» gestorben sei. Die Mutter erhielt ein Dokument, woraus hervorgeht: Der 47-Jährige starb am 16. Februar um 14.17 Uhr Ortszeit. Zuletzt sah man Nawalny am Donnerstag per Videoverbindung.

Menschenrechtler werfen dem russischen Machtapparat um Wladimir Putin Mord vor. Auch die Mitarbeiter des bekannten Anti-Korruptionskämpfers gehen davon aus, dass Nawalny gezielt getötet wurde.

Vor seinem Tod: Sicherheitskameras und Abhörgeräte deinstalliert

Wie die «Dailymail» nun berichtet, sollen zwei Tage vor Nawalnys Tod zwei russische Geheimdienstbeamte das Gefängnis «Polarwolf» betreten haben. Dies schreibt die russische Anti-Korruptions- und Menschenrechtsorganisation «Gulagu.net».

Alexej Nawalny
Alexej Nawalny befand sich zuletzt in einem Straflager in der Polarregion Russlands.
Nawalny
Nun, kurz vor den Wahlen in Russland, ist Nawalny gestorben.
Video
Kurz vor seinem Tod erschien der Kreml-Kritiker noch in einem Video vor Gericht.
Straflager
Im Dezember wurde er in ein Straflager in Sibirien gebracht.
Julia Nawalnaja
Seine Frau Julia Nawalnaja wird nun zum Symbol für Stärke und fast unvorstellbare Selbstbeherrschung – und zur Hoffnungsträgerin.
Gefängnis
Zuletzt soll er immer wieder in Isolationshaft gesteckt worden sein.

Dabei sollen Putins Geheimdienstagenten Sicherheitskameras sowie Abhörgeräte im arktischen Gefängnis ausgeschaltet haben. Der Besuch sei in einem Bericht einer Abteilung des Strafvollzugsdienstes erwähnt worden.

Mithäftling berichtet über Ereignisse

Über Kontakt von aussen spricht auch ein anonymer Mithäftling Nawalnys in der «Nowaja Gaseta Europa» : Am 15. Februar seien die Baracken verschlossen sowie die Wachen aufgestockt worden. Zudem seien in der Nacht unbekannte Fahrzeuge auf das Gefängnisareal gefahren.

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Am nächsten Morgen seien verschiedenste Sachen beschlagnahmt sowie Untersuchungen durchgeführt worden. Der Mithäftling berichtet weiter, die Ambulanzfahrzeuge seien erst ins Gefängnis gekommen, als der Tod des Kreml-Gegners schon bekannt gewesen sei.

Diese Angaben konnten aber unabhängig nicht überprüft werden.

Mutter konnte Leiche nicht identifizieren

Bisher ist unklar, ob die Ermittlungen zum Tod von Alexej Nawalny schon abgeschlossen sind. Dazu gibt es gemäss Nawalnys Team widersprüchliche Angaben.

Am Sonntag wurde bekannt, dass seine Leiche im Bezirksspital der Stadt Salechard im hohen Norden Sibiriens aufbewahrt werde. Eine Obduktion habe zumindest bis Samstag noch nicht stattgefunden, berichtete die kremlkritische «Nowaja Gaseta Europa» am Sonntag unter Berufung auf eigene Informanten.

Zudem soll der Körper des Toten blaue Flecken aufweisen. Eine offizielle Bestätigung für diese Angaben gab es zunächst nicht. Die Angehörigen Nawalnys haben bisher keinen Zugang zum Leichnam des 47-Jährigen erhalten.

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