Am 6. Januar wurde das Kapitol von Trump-Anhängern gestürmt. Die Aussagen einer neuen Zeugin und früheren Mitarbeiterin belasten den Ex-Präsidenten schwer.
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Cassidy Hutchinson sagt vor dem Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses aus. - Andrew Harnik/AP Pool/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Cassidy Hutchinson, Ex-Trump-Mitarbeiterin, sagte vor dem Untersuchungsausschuss aus.
  • Der Ex-Präsident soll ihren Aussagen zufolge genau gewusst haben, was er tat.
  • Die Rufe nach rechtlichen Konsequenzen werden immer lauter.

Eine Ex-Mitarbeiterin des Weissen Hauses hat mit ihrer eindrücklichen Aussage ein neues Licht auf den Angriff auf das Kapitol geworfen. Drohen dem Ex-Präsidenten Donald Trump nun rechtliche Konsequenzen?

Cassidy Hutchinson zufolge soll Trump sich vorab über mögliche Gewalt am 6. Januar 2021 im Klaren gewesen sein. Er habe gewusst, dass die Demonstranten bewaffnet waren, sagte die 26-Jährige vor dem Untersuchungsausschuss.

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Posieren mit Flagge: Die Proteste der Trump-Anhänger gipfelten in einem Sturm auf das Kapitol in Washington D.C. Foto: Manuel Balce Ceneta/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Manuel Balce Ceneta

Trump nannte die Vorwürfe am Mittwoch «Lügen und erfundene Geschichten» und sprach wieder einmal von einer «Hexenjagd». Hutchinson sagte am Dienstag als Überraschungszeugin vor dem Ausschuss aus.

Sturm aufs Kapitol: Die bisher stärkste Zeugin

Der Ausschuss hört seit einigen Wochen bei öffentlichen Anhörungen Zeuginnen und Zeugen an. US-Medien zufolge war Hutchinson die bisher stärkste Zeugin. Sie zeichnete ein verstörendes Bild der Ereignisse im Weissen Haus.

Der Rechtsberater des Weissen Hauses, Pat Cipollone, solle schon am 3. Januar vor rechtlichen Konsequenzen gewarnt haben, wenn der Protest nicht verhindert werde, so Hutchinson.

Trump soll gewusst haben, was er da tat

Hutchinsons und andere Aussagen zeigten, dass Trump die Hauptperson in «jeder Phase» des Versuchs, die Wahl zu kippen, gewesen sei. Dies sagte der Jurist und ehemalige stellvertretende Justizminister Donald Ayer dem Sender CNN. Es ginge nun vor allem um die Frage des Vorsatzes – und Trump habe gewusst, was er tat.

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Cassidy Hutchinson sagt vor dem Untersuchungsausschuss zum 6. Januar aus. (AP Photo/Jacquelyn Martin). - Keystone

«Es besteht immer noch eine grosse Unsicherheit in Bezug auf die Frage der kriminellen Absicht eines Präsidenten.» Dies sagte der ehemalige Beamter im Justizministerium, Alan Rozenshtein, der «New York Times». Doch Hutchinsons Aussage habe seine Einschätzung geändert. Er halte es jetzt für deutlich wahrscheinlicher, dass Trump angeklagt werde.

Trump: «Sie sind nicht hier, um mich zu verletzen. Lasst sie rein.»

Trump reagierte auf Hutchinsons Aussage mit einer Reihe von Posts auf seinem sozialen Netzwerk «Truth Social». Er nannte Hutchinson eine «Schwindlerin». Diese sagte aus, Trump habe vor seiner aufwiegelnden Rede am 6. Januar gewusst, dass die Demonstranten bewaffnet gewesen seien.

«Nehmt diese verdammten Metalldetektoren weg. Sie sind nicht hier, um mich zu verletzen. Lasst sie rein. Lasst meine Leute rein, sie können nach der Kundgebung zum Kapitol marschieren», zitierte sie den Ex-Präsidenten.

Dieser habe ausserdem selbst zum Kapitol fahren wollen – was der Secret Service schliesslich aus Sicherheitsgründen verhindert haben soll.

Meadows und Giuliani sollen sich nach Begnadigungen gefragt haben

Hutchinson zeichnete auch ein düsteres Bild ihres ehemaligen Chefs, Stabschef Meadows. Als sie Meadows einmal über die drohende Gewalt am 6. Januar informiert habe, solle dieser fast gar nicht reagiert haben, schilderte sie. Meadows gilt als treuer Gefolgsmann Trumps und verweigert die Zusammenarbeit mit dem Ausschuss.

Giuliani Heckler
Rudy Giuliani auf einer Pressekonferenz am 7. Juni. (AP Photo/Mary Altaffer, File). - Keystone

Meadows und Rudy Giuliani hätten zudem Interesse an einer vorauseilenden Begnadigung durch Trump gehabt, sagte Hutchinson. Der frühere Bürgermeister von New York gehörte zu den grossen Verfechtern der «Big Lie» an der Seite Trumps. Damit sind Verschwörungserzählungen um die angeblich gefälschte Wahl gemeint.

Trump wusste vorab um das Eskalationspotenzial

Viele der Informationen über das Gewaltpotenzial seien bereits vor dem Ausbruch der Gewalt bekannt gewesen. Das sagte die stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses, Liz Cheney. «Und zwar früh genug, damit Präsident Trump Schritte zur Verhinderung der Gewalt unternehmen konnte.» Dies sagte die Republikanerin, die Hutchinson befragte, weiter.

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Am 6. Januar 2021 stürmten Trump-Anhänger das US-Kapitol. - AFP/Archiv

Er hätte zum Beispiel die Menschenmenge während seiner Rede dazu auffordern können, nicht zum Kapitol zu marschieren. «Er hätte die Gewalt sofort verurteilen können, als sie begann.»

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