Zwölf Tage vor der Wahl sind US-Präsident Donald Trump und sein Herausforderer Joe Biden zu ihrem zweiten und letzten TV-Duell zusammengekommen.
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Donald Trump und Joe Biden liefern sich einen Schlagabtausch bei der letzten TV-Debatte vor der US-Wahl. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Donald Trump und Joe Biden liefern sich den letzten Schlagabtausch vor der US-Wahl.
  • Das TV-Duell verlief weit zivilisierter als die erste Debatte vor zwei Wochen.

Die zweite und letzte TV-Debatte zwischen US-Präsident Donald Turmp und seinem Herausforderer Joe Biden verlief weit zivilisierter als das erste Aufeinandertreffen der beiden.

Moderatorin Kristen Welker hatte die Herren bei der Debatte am Donnerstagabend (Ortszeit) gebeten, sich nicht gegenseitig zu unterbrechen – und sie hielten sich mehrheitlich daran. Ihre Missbiligung füreinander drückten sie eher mit einem Grinsen oder einem Kopfschütteln aus.

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Donald Trump und Joe Biden liefern sich einen heftigen Schlagabtausch. - keystone

Nach rund einer Stunde bröckelte allerdings die Geduld des 74-jährigen Präsidenten: Er liess sich mehrfach nicht von der Moderatorin stoppen, wenn sie ihn zur aktuellen Frage zurückbringen oder zum nächsten Thema übergehen wollte.

Die neuen Debatten-Regeln schienen trotzdem grösstenteils zu wirken: Während des zweiminütigen Eingangsstatements eines Kandidaten zu Beginn eines Themenkomplexes blieb das Mikrofon des Gegenkandidaten abgeschaltet.

Unter den sechs von Welker ausgewählten Themen waren unter anderem der Kampf gegen das Coronavirus, Rassismus, Klimawandel und nationale Sicherheit.

Analysten schreiben Biden den Gewinn zu

Zum Voraus: Für US-Analysten ist klar, dass Joe Biden die Debatte gewonnen hat. Der Demokrat habe Fehler eingestanden, sei aus der Reserve gekommen und zum Gegenangriff übergegangen.

Trump habe zwar eine bessere Darstellung geboten als vor zwei Wochen und sich zu Beginn sogar zivilisiert verhalten. Doch nach 40 Minuten habe er «seine Maske abgezogen» und sein «wahres Gesicht gezeigt», analysierte ein ABC-Reporter.

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CNN-Kommentator Keith Boykin glaubt nicht, dass es Donald Trump gelang, die Wahl in eine andere Richtung zu steuern. - Twitter

Die Experten sind zudem der Meinung, dass es Trump nicht geschafft habe, Wähler zu gewinnen, die sich bisher nicht für einen Kandidaten entschieden haben.

CNN-Kommentator Keith Boykin schrieb auf Twitter: «Die Debatte war nicht so giftig wie die erste, aber Trump hat nichts unternommen, um die Richtung der Wahl zu ändern. Dies, und die Tatsache, dass schon 47 Millionen Amerikaner ihre Stimme abgegeben haben, bedeutet, dass diese Debatte kaum etwas verändert hat.»

Coronavirus dominierte auch die Debatte

Während der TV-Debatte war ganz klar die Corona-Krise dominierend: Trump hat erneut das Krisenmanagement seiner Regierung verteidigt. «Wir kämpfen dagegen, und wir kämpfen intensiv». Er versprach auch erneut, dass die Pandemie schon bald zu Ende sein werde. «Immer mehr Menschen geht es besser», sagte Trump.

Biden entgegnete, es gebe keinen einzigen ernsthaften Wissenschaftler, der davon ausgehe, dass die Pandemie bald von selbst vorbei sein werde. Trump forderte in der Folge ein Ende der Corona-Auflagen, damit sich die Wirtschaft wieder erholen kann.

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Joe Biden und Donald Trump bei ihrer letzten TV-Debatte vor der US-Präsidentschaftswahl. - keystone

«Wir können das Land nicht geschlossen halten», sagte der Republikaner. Wenn es wegen des Virus weitere Lockdowns gäbe, würden viele Menschen ihre Jobs verlieren und die Zahl der Selbstmorde ansteigen, sagte Trump.

«Wir müssen das Land öffnen. Wissen Sie, ich habe es oft gesagt, das Heilmittel darf nicht schlimmer sein als das Problem selbst», sagte Trump. Amerika lerne, mit dem Virus zu leben.

Biden werde das ganze Land zumachen, sagte er. Das löste eine scharfe Reaktion des 77-jährigen Bidens aus: «Die Leute lernen, damit zu sterben!» Biden erwiderte, er wolle nicht das Land dicht machen, sondern der Pandemie ein Ende bereiten.

«Jeder, der für so viele Tote verantwortlich ist, sollte nicht Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika bleiben», sagte Biden. Der Präsident habe immer noch «keinen Plan» für den Kampf gegen Pandemie, während ein «dunkler Winter» drohe.

Auf den Vorwurf, er übernehme keine Verantwortung für die Krise entgegnete Trump: «Ich übernehme die volle Verantwortung. Es ist nicht meine Schuld, dass es hierher gekommen ist. Es ist nicht Joes Schuld. Es ist Chinas Schuld.»

Biden sagte, als Präsident würde er alle Menschen dazu anhalten, eine Gesichtsmaske zu tragen. Auch würde er in Schnelltests investieren und nationale Standards zur Öffnung von Schulen und Unternehmen festlegen.

Biden weist Korruptionsvorwürfe zurück

Joe Biden hat während der Debatte auch auf Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit umstrittenen Auslandsgeschäften seines Sohnes Hunter Biden reagiert und diese entschieden zurückgewiesen.

«Ich habe niemals in meinem Leben einen Penny von einer ausländischen Quelle angenommen», sagte Biden. Trump warf Biden vor: «Ich mache kein Geld mit China, Sie schon. Ich mache kein Geld mit der Ukraine, Sie schon.» Trump hat in den vergangenen Tagen seine Korruptionsvorwürfe gegen die Biden-Familie verschärft und Justizminister William Barr zu Ermittlungen aufgefordert.

Das Trump-Lager wirft Hunter Biden vor, dieser habe Profit aus dem Amt seines Vaters als Vizepräsident unter Barack Obama schlagen wollen. Trumps Wahlkampfteam beschuldigt Joe Biden, entgegen seiner Aussage von den Auslandsgeschäften seines Sohnes unter anderem mit China und der Ukraine gewusst zu haben.

Ex-Vizepräsident Biden verwies darauf, dass er seine Steuererklärungen der vergangenen 22 Jahre offengelegt habe. «Sie haben kein einziges Jahr ihrer Steuererklärungen herausgegeben», sagte Biden zu Trump. «Was haben Sie zu verbergen?»

Trump sagte erneut, er wolle seine Steuererklärungen veröffentlichen, sobald eine Buchprüfung der Steuerbehörde IRS abgeschlossen sei. «Er sagt das seit vier Jahren», erwiderte Biden. «Zeigen Sie sie uns einfach. Hören Sie auf, Spiele zu spielen.»

Trump dementierte auch, dass er zu wenig Steuern gezahlt habe. «Ich habe Abermillionen Dollar an Steuern vorab gezahlt.»

Biden sorgt mit Hitler-Vergleich für Aufsehen

Für Aufsehen sorgte während der Debatte ein Hitler-Vergleich von Joe Biden. Trump war gerade dabei, über sein «gutes Verhältnis» mit dem Autokraten und Regierungschefs anderer Länder zu reden.

Biden entgegnete: «Und wir hatten ein gutes Verhältnis zu Hitler, bevor er in Europa einfiel.» Biden wollte damit klarmachen, dass er Trumps Kurs gegenüber autoritären Herrschern für zu weich und damit für eine Gefahr für den internationalen Frieden hält.

Ein weiterer Streitpunkt sorgte bei den Zuschauern ebenfalls für Aufsehen: Der bei Schwarzen populäre Biden bekräftigte, dass es in Amerika in den Institutionen verankerten Rassismus gebe. Trump bezeichnete er als den rassistischsten Präsidenten. «Er giesst in jedes einzelne rassistische Feuer Öl.»

Daraufhin wiederholte Trump seine Behauptung, dass niemand mehr als er für schwarze Amerikaner getan habe - mit Ausnahme von Präsident Abraham Lincoln mit der Abschaffung der Sklaverei. «Ich bin die am wenigsten rassistische Person in diesem Raum», sagte er – direkt neben der afroamerikanischen Moderatorin Kristen Welker.

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