Kanye West kündigte vor einigen Wochen seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2020 an. War das alles nur ein Ablenkungsmanöver?
Kanye West
Zwei, die sich verstehen: Kanye West und Donald Trump. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Kanye West würde gerne Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden.
  • Dies kündigte der Rapper vor einigen Wochen an.
  • Doch ein Treffen mit Donald Trumps Schwiegersohn sorgt für Wirbel.

Kanye West ist einer der grössten Künstler seiner Generation. Ein hochbegabtes Rap-Genie, das mit psychischen Problemen kämpft. Für Aufsehen sorgte er zuletzt mit dem Wunsch, ins Weisse Haus einzuziehen - doch der Plan weckt einen Verdacht.

Telluride ist eine kleine Stadt in Colorado. Seine etwas mehr als 2000 Einwohner schauen auf die Berge der Rocky Mountains, die den Ort malerisch überragen. Anfang August wurde Telluride Schauplatz für ein Treffen, das in den USA für hochgezogene Augenbrauen sorgt.

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Jared Kushner, der Schwiegersohn von Donald Trump - Keystone

Jared Kushner, der Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump, traf sich dort mit Kanye West. Einem Konkurrenten Trumps bei der Wahl im November. Doch ist er wirklich ein Konkurrent? Manche glauben eher, dass Rapper West dem Amtsinhaber Schützenhilfe für die Wiederwahl geben soll.

Kanye West beeinflusst Musikgeschichte seit 15 Jahren

Es war am 4. Juli, dem US-Unabhängigkeitstag, als Kanye West einen Aufsehen erregenden Tweet absetzte: «Wir müssen jetzt das Versprechen Amerikas verwirklichen, indem wir Gott vertrauen, unsere Vision vereinen und unsere Zukunft gestalten. Ich kandidiere als Präsident der Vereinigten Staaten».

Durch die Welt läuft Kanye West immer ein wenig wie ein überwältigter Junge. Ein Mann der Metaebene oder der Ironie ist er nicht. In der schillernden Reality-TV-Welt seiner Frau Kim Kardashian wirkte er nie Zuhause. Seine Heimat ist die Musik, deren Geschichte West seit mehr als 15 Jahren massgeblich beeinflusst.

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US-Rapper Kanye West bei seinem Auftritt in North Charleston. - dpa

Er machte keinen Hehl daraus, dass er hochsensibel, voller Selbstzweifel und manchmal fragil sei. Auf seinem Album «Ye» von 2018 setzte West sich schliesslich intensiv mit seiner bipolaren Störung auseinander. Vergangenes Jahr sprach er mit US-Talker David Letterman über seine Krankheit, die in Schüben komme.

Einen neuen Schub sahen viele gekommen, als West nach seiner Präsidentschaftsankündigung einen ersten - und bislang einzigen - Wahlkampfauftritt abhielt. Schliesslich brach West in Tränen aus, als er erzählte, sein Vater sei für eine Abtreibung gewesen: «Dann hätte es keinen Kanye West gegeben».

Kanyes Unterstützer: Kontakte zur Republikanischen Partei

Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Kandidatur blieben: War das womöglich alles nur Werbung für Wests neues Album «Donda»? Und falls nicht: Würde er wirklich den nötigen Papierkram erledigen, um auf die Wahlzettel der 50 Bundesstaaten zu kommen? An diesem Punkt kommen Unterstützer ins Spiel, die man nicht erwarten würde. Leute mit Kontakten zu der Republikanischen Partei von Donald Trump.

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Kanye West wollte US-Präsident werden. - Keystone

In den vergangenen Wochen berichteten immer mehr Medien von Helfern Wests in den Bundesstaaten, von denen einige für Trumps Wahlkampagne arbeiteten. Ein Mann sogar als Delegierter für den Parteitag der Republikaner.

Und vor ein paar Tagen dann traf West den Trump-Schwiegersohn Kushner in Telluride. «Wir hatten eine allgemeine Diskussion eher über Politik», sagte Kushner dazu. Die beiden seien eben Freunde und einfach nur zur selben Zeit in Colorado gewesen.

Missbraucht Trump West in einer labilen Phase?

West hat seine Nähe zu Trump immer wieder betont. Denkwürdig war sein Auftritt im präsidialen Oval Office 2018, bei dem er Trump pries. Und in seinem Redefluss Parallel-Universen und wasserstoffbetriebene Flugzeuge streifte. Gegenüber «Forbes» aber sagte er, er habe es nicht gut gefunden, dass Trump sich während Protesten im Bunker «versteckt» habe.

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Kanye West im Oktober 2018 bei Trump im Weissen Haus - AFP/Archiv

Dass Kanye West eine Rolle bei der Wahl am 3. November spielen kann, gilt alleine schon wegen einer Reihe verpasster Anmeldungsfristen in vielen Bundesstaaten als ausgeschlossen. Doch auch wenn die Kandidatur am Ende nur eine Randnotiz eines kuriosen Wahljahrs ist, bleibt ein Beigeschmack.

Kanye nur ein Ablenkungsmanöver?

Viele verdächtigen Unterstützer Trumps, seinen Herausforderer Joe Biden mit Wests Kandidatur schaden zu wollen. Und West damit auch in einer labilen Phase für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Denn Biden ist bei den schwarzen Wählern beliebter.

Schon bald nach dem Wahlkampfauftritt in South Carolina offenbarte West in den Sozialen Medien schwere Angstzustände. Nachts überschlugen sich seine Tweets mit Verschwörungstheorien. Unter anderem darüber, dass seine Frau Kim Kardashian ihn in eine Klinik einweisen wolle. Fast alle Nachrichten wurden später wieder gelöst.

Kardashian über Kanye: «ein brillanter, aber komplizierter Mensch»

Schliesslich meldete sich auch Kardashian selbst zu Wort. Und es wirkte, als hätte jemand im Reality-TV kurz auf Pause gedrückt, um abseits der Hollywood-Blase einmal Klartext zu reden.

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Kim Kardashian und Kanye West. - Instagram/KimKardashian

Kanye West «ist ein brillanter, aber komplizierter Mensch. Der neben dem Druck, Künstler und Schwarzer zu sein, den Verlust seiner Mutter erlebt hat. Und mit dem Druck und der Isolation umgehen muss, die seine bipolare Störung verstärkt», schrieb sie und bat um Nachsicht.

Diejenigen, die dem Musiker nahe stünden, wüssten, dass seine Worte nicht immer mit seinen Absichten übereinstimmten.

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