Kuriose Forschung und viel Klamauk: Die schrillen Ig-Nobelpreise sind Kult. Wegen der Corona-Pandemie konnte die Gala zwar auch dieses Jahr nur online stattfinden. Doch viel Skurriles gab es trotzdem - und unter den Preisträgern auch deutsche Wissenschaftler.
Archivfoto von einem Ig-Nobelpreis aus dem Jahr 2019. Foto: Elise Amendola/AP/dpa
Archivfoto von einem Ig-Nobelpreis aus dem Jahr 2019. Foto: Elise Amendola/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bakterien in weggeschmissenen Kaugummis und Bärte zum Schutz vor Faustschlägen ins Gesicht: Zehn wissenschaftliche Studien, die «erst zum Lachen und dann zum Denken anregen» sollen, sind in den USA mit «Ig-Nobelpreisen» ausgezeichnet worden (gesprochen «ignoble», was übersetzt etwa unehrenhaft heisst).

Wegen der Corona-Pandemie wurde die traditionell schrille Gala in der Nacht zum Freitag bereits zum zweiten Mal in Folge ausschliesslich übers Internet veranstaltet. «Ihr könnt dabei jede verdammte Sache machen, die ihr wollt», sagte die Zoologin Sabine Begall von der Universität Duisburg-Essen in einer kurzen Eröffnungsrede. «Schreit euer Handy an oder esst etwas.» Die zum 31. Mal verliehenen undotierten Auszeichnungen sollen nach Angaben der Veranstalter «das Ungewöhnliche feiern und das Fantasievolle ehren».

Zwei Ig-Nobelpreise gingen - zumindest teilweise - nach Deutschland: So bekamen Wissenschaftler aus Deutschland, Grossbritannien, Neuseeland, Griechenland, Zypern und Österreich die Ehrung in der Kategorie Chemie für die chemische Analyse der Luft in Kinos um zu testen, ob die von Zuschauern produzierten Gerüche zuverlässig den Grad von Gewalt, Sex, antisozialem Verhalten, Drogengebrauch und Fluchen in dem Film auf der Leinwand widerspiegeln. Die Gewinner Jonathan Williams, Christof Stönner, Jörg Wicker, Nicolas Krauter, Bettina Derstroff, Efstratios Bourtsoukidis, Thomas Klüpfel und Stefan Kramer arbeiten am Max-Planck-Institut für Chemie sowie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz.

Forscher aus Deutschland, Grossbritannien und der Türkei bekamen den Preis in der Kategorie Medizin für den Beweis, dass Orgasmen beim Sex genauso effektiv wie abschwellende Medikamente dabei helfen, die Nasenatmung zu verbessern. Zu den Gewinnern gehören Olcay Cem Bulut und Burkard Lippert, die in Heidelberg und Heilbronn arbeiten.

Ausserdem bekamen unter anderen Wissenschaftler aus Spanien und dem Iran einen Preis in der Kategorie Ökologie für die Nutzung genetischer Analysen. Mit deren Hilfe wurden verschiedene Arten von Bakterien identifiziert, die sich in weggeschmissenen Kaugummis finden, die auf Bürgersteigen in unterschiedlichen Ländern kleben. Kaugummi kauend bedankten sich die Preisträger für die Ehrung.

Forscher aus den USA bekamen die Auszeichnung in der Kategorie Frieden für das Testen der Hypothese, dass Bärte in der Entwicklung des Menschen entstanden, um sich vor Faustschlägen ins Gesicht zu schützen - und bedankten sich mit umgehängten langen Bärten. Für die Forschung seien Modelle benutzt worden, sagte einer der Wissenschaftler. «Wir haben uns nach einiger Überlegung dagegen entschieden, uns gegenseitig mit der Faust ins Gesicht zu schlagen - ob mit oder ohne Bart.»

Susanne Schötz, eine Forscherin aus Schweden, die den Preis in der Kategorie Biologie für ihre Erforschung der Kommunikation zwischen Katzen und Menschen bekam, nahm die Ehrung mit einem Haarreif samt Katzenohren darauf an. «Was für eine Ehre, ich bin sprachlos», sagte Schötz - und ahmte dann zahlreiche verschiedene Katzenlaute nach.

Wissenschaftler aus Frankreich, der Schweiz, Australien, Österreich, Tschechien und Grossbritannien bekamen den Preis in der Kategorie Wirtschaft für die Entdeckung, dass das Übergewicht der Politiker eines Landes ein guter Indikator für die Korruption in diesem Land sein könnte. Forscher aus Namibia, Südafrika, Tansania, Simbabwe, Brasilien, Grossbritannien und den USA wurden geehrt für den experimentellem Versuch, ob es sicherer ist, Nashörner in der Luft falsch herum zu transportieren.

Normalerweise verfolgen mehr als 1000 Zuschauer die Gala live vor Ort in einem Theater der Elite-Universität Harvard. Aber auch bei der rund anderthalbstündigen Online-Preisverleihung, die diesmal unter dem Oberthema «Maschinenbau» stand, flogen Papierflieger, gab es Sketche, bizarre Kurz-Opern und noch viel mehr skurrilen Klamauk.

«Wir hoffen, dass die Pandemie bis nächstes Jahr gezähmt ist und wir unsere 32. Verleihung wieder in unserem traditionellen Zuhause machen können», sagte Moderator Marc Abrahams, Herausgeber einer wissenschaftlichen Zeitschrift zu kurioser Forschung - bevor er die Gala wie immer mit seinen traditionellen Abschlussworten beendete: «Wenn Sie dieses Jahr keinen Ig-Nobelpreis gewonnen haben, und besonders dann, wenn Sie einen gewonnen haben: mehr Glück im nächsten Jahr!»

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