Inhaftierter US-Politiker fordert mehr Teilnahme für Gefangene
Joel Caston ist Washingtons erster Politiker in Haft. Nun fordert der 45-Jährige, dass Strafgefangene stärker in den politischen Prozess eingebunden werden.

Das Wichtigste in Kürze
- Wegen Mordes sitzt Joel Caston seit 27 Jahren in einem Gefängnis in Washington.
- Trotzdem wurde er im Juni als erster Inhaftierter in ein politisches Amt gewählt.
- Nun fordert Caston, Gefangene sollten allgemein mehr an der Politik teilnehmen können.
Washingtons einziger Politiker in Haft, der 45-jährige Joel Caston, hat eine grössere Beteiligung Strafgefangener in der Politik gefordert.
«Wenn man uns eine Chance gibt, können wir am politischen Prozess teilnehmen», sagte Caston der Nachrichtenagentur AFP. Inhaftierte könnten «eine Bereicherung und nicht eine Belastung für unsere Gemeinschaft sein». Caston ist der erste Inhaftierte, der in Washington in ein politisches Amt gewählt wurde.
Bibel, Wirtschaftsnachrichten und Yoga
Caston, der in Washington aufgewachsen ist, wurde vor 27 Jahren wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Als Jugendlicher hatte er einen 18-Jährigen auf einem Parkplatz erschossen. Seitdem arbeitet er eigenen Angaben zufolge daran, «mich darauf vorzubereiten, nie wieder ins Gefängnis zu kommen».

Zu seiner täglichen Routine zählt demnach das Studium der Bibel und von Wirtschaftsnachrichten. Auch Yoga und ein selbst entwickeltes Mentoring-Programm für jüngere Gefangene gehören dazu. Caston spricht fünf Sprachen und hat eine Reihe von Büchern zum Thema Finanzwissen verfasst.
Joel Caston: Wahlkampf mithilfe von YouTube
Seine Tätigkeit als Kommunalpolitiker begann im Juni. Damals wurde er als erster Inhaftierter in der US-Hauptstadt in ein politisches Amt gewählt. Zuvor hatte sich die Gesetzeslage in Washington geändert, wodurch das Wahlrecht auf Straftäter im Gefängnis erweitert wurde.
Caston führte seinen Wahlkampf grösstenteils über YouTube. Er nutze auch die Hilfe von Interessengruppen und Unterstützern vor Ort. Und obwohl es immer heisst, dass Zeit der einzige Luxus im Gefängnis sei, fehlt es Caston auch daran: Nachdem er seine offizielle Mailadresse eingerichtet hatte, seien «über 600 E-Mails in meinem Posteingang» gewesen.