Inmitten der anhaltenden Spannungen um Taiwan durchquerten am Sonntag zwei Kriegsschiffe der USA die Taiwanstrasse. Zwei Experten ordnen das Manöver ein.
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US-Präsident Joe Biden sichert Taiwan im Falle einer chinesischen Invasion militärische Unterstützung zu. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Spannungen zwischen China, Taiwan und den USA halten weiterhin an.
  • Am Sonntag durchquerten zwei US-Kriegsschiffe die Strasse von Taiwan.
  • Zwei Experten ordnen das Manöver ein.

Die Spannungen um Taiwan klingen nicht ab. Nachdem mehrere US-Politiker das Land – auch unangekündigt – besuchten, reagierte China immer wieder mit Militärmanövern auf die «Provokation».

Am Sonntag schickten die USA dann zwei Kriegsschiffe durch die Strasse von Taiwan. Die US-Marine erklärte dazu: «Das Engagement der Vereinigten Staaten für einen freien, offenen Indopazifik» sei damit «unterstrichen» worden.

USS Antietam
Die USS Antietam (CG-54) bei der Durchführung von Operationen in internationalen Gewässern in der Strasse von Taiwan, 28. August 2022.
USS Chancellorsville
Die USS Chancellorsville (CG-62) bei Einsätzen in internationalen Gewässern in der Strasse von Taiwan, 28. August 2022.

«Nächster Schritt der Eskalation»

Dass sich die USA zu dieser Reaktion entschieden haben, «kann als nächster Schritt der Eskalation gewertet werden». Das sagt Alexander Görlach, Honorarprofessor für Ethik an der Leuphana Universität Lüneburg, gegenüber «Focus».

Denn: Vor rund 27 Jahren fand die letzte Blockade Taiwans durch China statt. Damals schickte Washington einen Flugzeugträger durch das Gewässer, woraufhin «Peking einen Rückzieher machen musste».

USS Independance
Die USS Independence (CV 62) führt Flugoperationen auf See durch. Dieses undatierte Foto wurde von der U.S. Navy am Montag, 11. März 1996, veröffentlicht. - Keystone

Heute sei dies jedoch anders, da China mittlerweile zu einer grossen Militärmacht gewachsen sei. «Nur die USA können dem chinesischen Arsenal von Kriegsschiffen und U-Booten die Stirn bieten», so Görlach.

«USA müssen Präsenz markieren»

Anderer Meinung ist hingegen Claudia Brühwiler, Politikwissenschaftlerin an der Universität St. Gallen. Auf Anfrage von Nau.ch sagt sie: «Die zwei Kriegsschiffe befanden sich in internationalen Gewässern.»

Dass derlei bereits als Provokation gewertet werden könne, sage mehr über die Haltung Chinas denn jener der USA aus. «Die USA wollen einen freien Indopazifik und in diesem nach wie vor eine bestimmende Macht sein. Wollen sie weiterhin an diesem Status festhalten, müssen sie hin und wieder Präsenz markieren.»

Ukraine Krieg
Claudia Franziska Brühwiler ist Amerikanistin und Politikwissenschaftlerin an der Universität St.Gallen. - zVg

Für Taiwan bedeute das Manöver eine erste Absicherung. Brühwiler: «Joe Biden meinte es ernst, als er im Mai erklärte, die USA haben sich verpflichtet, Taiwan notfalls auch militärisch beizustehen.»

Machen Ihnen die Spannungen zwischen den USA und China Sorgen?

China hingegen habe im Sinn, die Strasse von Taiwan zu kontrollieren. «Entsprechend scheute sich die Volksrepublik nicht, als Antwort auf Nancy Pelosis Besuch auch die ausschliessliche Wirtschaftszone Japans zu verletzen.»

Die jetzigen Spannungen seien nicht vergleichbar mit der Krise vor über einem Vierteljahrhundert. «Damals bestand eine unmittelbare Gefährdung. Hier handelt es sich eher um ein zeitlich versetztes Säbelrassen, um es salopp zu formulieren», so Brühwiler.

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