Erfahrene Diplomaten graust es vor Trumps Alaska-Plan
Donald Trump hat viele erfahrene Diplomaten durch Loyalisten ausgetauscht. Nun will er Putin ohne Berater treffen – die Sorgen sind gross.

Das Wichtigste in Kürze
- Erfahrene Diplomaten blicken besorgt auf das Treffen von Putin und Trump.
- Der US-Präsident hat viele erfahrene Kenner entlassen, die Vorbereitung wurde angepasst.
Die Welt wird am Freitag gespannt nach Alaska schauen, wo Donald Trump den russischen Präsidenten Wladimir Putin empfangen wird. Viele werden nicht nur gespannt dorthin blicken, sondern besorgt. Dazu zählen auch erfahrene Diplomaten.
Denn das Gespräch zwischen dem US- und dem russischen Präsidenten wird unter vier Augen stattfinden, wie die «Financial Times» berichtet. Berater werden keine dabei sein.
Daniel Fried, ehemaliger US-Botschafter in Polen, kritisiert diesen Entscheid: «Man kann Trump und Witkoff nicht einfach improvisieren lassen, sie wissen nicht genug. Man braucht jemanden im Raum, der den Präsidenten einfach anschauen, mit den Augen rollen und den Kopf schütteln kann.»

Steve Witkoff ist der Sondergesandte des US-Präsidenten und hatte Putin schon einige Male getroffen. Aussenpolitische Erfahrung hat er keine, er war Anwalt und Immobilieninvestor.
Und genau da liegt ein weiteres Problem: Donald Trump hat viele hochrangige und erfahrene Diplomaten entlassen und durch Loyalisten mit geringer Erfahrung ausgetauscht. David Rubin, langjähriger Diplomat und ehemaliger US-Botschafter in Bulgarien, sagt: «Man kann mit Sicherheit sagen, dass Trump keinen einzigen politischen Berater hat, der sich mit Russland und der Ukraine auskennt.»
Das US-Aussenministerium hat bloss im letzten Monat 1300 Angestellte entlassen, darunter Russland-Experten. Seit Januar haben laut der Gewerkschaft 25 Prozent der Mitarbeiter des auswärtigen Dienstes ihre Posten geräumt. Vom Senat bestätigte Botschafter in Russland oder der Ukraine gibt es ebenso wenig wie einen Staatssekretär für europäische Angelegenheiten. Und auch der Nationale Sicherheitsrat, der den Präsidenten auf ein so wichtiges Treffen vorbereiten sollte, ist mit vielen Loyalisten besetzt.
Dabei wäre es gerade für ein Treffen mit Putin enorm wichtig, bestens vorbereitet zu sein. Denn der Kremlchef ist laut Eric Green, der unter Joe Biden im Sicherheitsrat war, bekannt dafür, sich mit Details auszukennen. Er überrumple den Gesprächspartner immer wieder geschickt.
Ex-Berater: Trump macht selten Vorbereitungsarbeit
Man sollte sich nicht von den Debattierkünsten Putins täuschen lassen, mahnt Green. «Sonst kann es sein, dass man etwas zustimmt, was so, wie es Putin darstellt, vernünftig tönt. In Wirklichkeit aber ist es verzerrt.»
Ob Donald Trump also auf das Treffen vorbereitet wird, darf bezweifelt werden. Ein mit der Angelegenheit vertrauter Beamter sagt dann auch: «Der traditionelle aussenpolitische Prozess, der vom Nationalen Sicherheitsrat geleitet wird, ist zusammengebrochen.»
Doch auch wenn das nicht der Fall wäre, ist fraglich, ob sich der Präsident überhaupt informieren lassen will. John Bolton, ein ehemaliger Berater, erzählt, er habe den Präsidenten 2018 vor einem Treffen über die Atomwaffen unterrichten wollen. Trump habe aber lieber ein Fussballspiel geschaut. «Er macht selten Vorbereitungsarbeit.»
Trump: Weiss innerhalb von zwei Minuten, was möglich ist
Das Aussenministerium redet die Sorgen klein: Es sei falsch anzunehmen, dass mehr Personal zu besseren Ergebnissen führe. Die Umstrukturierung mache das Ministerium schlanker, man konzentriere sich auf die «wirklich wichtigen Dinge.»
Auch die stellvertretende Sprecherin des Weissen Hauses, Anna Kelly, sagt, Trump erhalte stets Rückmeldungen von seinem nationalen Sicherheitsteam. «Letztendlich trifft er die Entscheidung, die er für die beste für das Land hält.»
Donald Trump selbst sagte am Montag, es werde wohl eher ein «Sondierungsgespräch», einen Deal erwarte er nicht. Insgesamt wird er sich wohl auf seine Instinkte und sein Bauchgefühl verlassen. «Innerhalb von zwei Minuten werde ich wissen, ob Fortschritte möglich sind.»
Trump erklärt: «Vielleicht sage ich: ‹Viel Glück, kämpfe weiter.› Oder vielleicht sage ich: ‹Wir können einen Deal erreichen.›»