Putin sendet vor Treffen klares Signal an Trump
Kurz vor dem Treffen mit Trump lässt Putin seine Soldaten vermehrt angreifen, sie verzeichnen Geländegewinne. Damit sendet er ein Signal an die USA.

Das Wichtigste in Kürze
- Russland erzielt kurz vor dem geplanten Treffen in Alaska Geländegewinne.
- Experten sehen darin ein Signal an Trump, dass Putin seine Ziele erreichen könne.
- Sie warnen, dass die Aufgabe des Donbass der Ukraine Nachteile geben würde.
Am Freitag ist es so weit: Donald Trump wird Wladimir Putin zu Verhandlungen über den Ukraine-Krieg in Alaska empfangen. Es wird das erste Treffen eines US-Präsidenten mit dem Kremlchef seit 2021 sein.
Jetzt, kurz vor dem Treffen, hat Russland seine Angriffe in der Ukraine verstärkt und auch Geländegewinne erzielt. Laut Experten will sich der Kreml damit Vorteile in den Verhandlungen verschaffen und ein Signal an die USA senden.
Wie der britische Geheimdienst berichtet, haben die Invasoren in den letzten Wochen rund 500 bis 550 Quadratkilometer eingenommen. An einigen Stellen sind sie 17 Kilometer hinter die ukrainischen Linien vorgestossen. Und auch Pokrowsk, eine logistisch wichtige Stadt in Frontnähe, ist in akuter Gefahr, Kramatorsk ist ebenfalls gefährdet.
Die ukrainischen Verteidiger haben grosse Probleme damit, die Linien zu halten. Denn die eigentlich gut ausgebaute Front ist wegen Personalmangels nur sehr dünn besetzt. Russland greift mit Artillerie und Drohnen an, bevor kleine Gruppen an Soldaten, teils auf Motorrädern, vorstossen.
Militärexperte Franz-Stefan Gady sagt gegenüber dem «Spiegel», die Russen würden die Front «durchwandern». Diese sei löchrig, da wegen der Drohnengefahr Stellungen auf offenem Gelände kaum bemannt seien. Einen grösseren Durchbruch erwartet er aber nicht, da es der russischen Infanterie an Qualität mangle.
Experte: Ukraine verliert technologischen Vorsprung bei Drohnen
Auch Experte Albert Stahel sagt gegenüber «Focus», die Geländegewinne der letzten Zeit seien «marginal». Vor allem bei Donezk und Luhansk habe Russland kleine Fortschritte gemacht.
Gerhard Mangott, Politikwissenschaftler und Russland-Experte der Universität Innsbruck, sagt, Russland habe die Gebietsgewinne «deutlich ausgeweitet». Die ukrainischen Verteidigungslinien seien mit zu wenigen Soldaten besetzt, die Verteidiger hätten ihren technologischen Vorsprung in der Drohnentechnik verloren. Eine strategische Wende sieht aber auch er nicht.

«Der partielle Frontdurchbruch ist ein wichtiges Signal vor dem Treffen mit Trump», sagt er. Damit wolle Putin signalisieren, dass er seine territorialen Ziele notfalls auch ohne eine Vereinbarung zur Gebietsabtretung erreichen könne. Er verweist darauf, dass Russland auch kurz vor Verhandlungen 2014 und 2015 grosse Offensiven gestartet habe.
Donald Trump hat zuletzt mehrmals von einem Gebietstausch zwischen Russland und der Ukraine gesprochen. Mangott sagt, es gebe Gerüchte, dass Russland den gesamten Donbass wolle, inklusive derjenigen Gebiete, die die Ukraine kontrolliere. Im Gegenzug solle Putin zu einer Waffenruhe an der Front der Bezirke Cherson und Saporischschja bereit sein. Zudem könne er gewillt sein, die Geländegewinne in Sumy und Charkiw aufzugeben.
Ein solcher Tausch würde die Ukraine laut Stahel militärisch einen grossen Nachteil bringen: Putin hätte die Möglichkeit, «ohne grossen Widerstand weiter in die Ukraine vorzudringen».