Nach dem Amoklauf in El Paso kommt es zu einem weiteren Blutbad. Auch in Ohio fielen Schüsse. Binnen 24 Stunden wurden 29 Menschen erschossen.
Dayton wissen
Was wir über Dayton wissen: Binnen 24 Stunden wurden 29 Menschen in den USA erschossen. - DPA
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Samstag kam es in der Grenzstadt El Paso, Texas zu einem Amoklauf.
  • Ein weisser Mann tötete mindestens 20 Personen.
  • In Dayton, Ohio fielen am frühen Sonntagmorgen (Ortszeit) ebenfalls Schüssen.
  • Bei der Attacke starben mindestens 10 Personen, darunter der Schütze.

Bewaffnete Angreifer haben binnen 24 Stunden an zwei verschiedenen Orten in den USA 29 Menschen erschossen. Im US-Bundesstaat Texas kamen mindestens 20 Menschen bei einem Amoklauf ums Leben. Auch im Bundesstaat Ohio fielen am Sonntagmorgen um 1 Uhr (Ortszeit) Schüsse.

Die Polizei in Dayton sagte, dass sie einen «aktiven Schützenvorfall» im Oregon District untersuchen. Die Schüsse fielen in der Nähe der Bar «Ned Peppers» im Zentrum der Stadt.

10 Personen erschossen, 26 Verletzte

Die örtliche Polizei bestätigt, dass 10 Personen getötet wurden. Unter ihnen befindet sich auch der Schütze, der von Beamten getötet wurde. Mindestens 26 Personen wurden verletzt und in Spitäler gebracht.

Zu den Motiven des Schützen in Dayton sowie dessen Identität konnte die Polizei zunächst nichts sagen. Es habe sich um einen Einzeltäter gehandelt. «Der Mann habe mit einer Langwaffe geschossen», sagte der leitende Polizeibeamte Matt Carper.

Am Nachmittag gab die örtliche Polizei bekannt, dass sie den Schützen identifiziert haben – weitere Details gab sie aber noch nicht bekannt. Laut «CBS News» handelt es sich um einen 24-jährigen US-Amerikaner aus Bellbrook. Die Polizei würde die Wohnung von Connor Betts durchsuchen.

Dayton Wissen
Was wir bisher über Dayton wissen: Polizisten suchen am Sonntagmorgen (Ortszeit) am Tatort nach Beweismitteln. - DPA

Schütze trug Schutzweste und war maskiert

Die Bürgermeisterin von Dayton, Nan Whaley, sagte bei einer Pressekonferenz, der Schütze habe dunkle, schusssichere Schutzkleidung getragen. Er habe eine «sehr grosse Waffe» mit vielen zusätzlichen Patronenmagazinen benutzt. Es sehe danach aus, dass er alleine gehandelt habe.

Gegenüber «Dayton Daily News» betonte Whaley zudem, dass der Schütze maskiert war und ergänzt: «Hätte die Polizei den Schützen nicht in weniger als einer Minute erreicht, wären heute Hunderte Menschen im Oregon District tot.» Sie spricht von einem «furchtbar traurigen Tag für unsere Stadt».

Dayton
Bürgermeisterin Nan Whaley spricht am Sonntagmorgen (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz in Dayton. - DPA

Beamte waren in unmittelbarer Nähe

Das schnelle Eingreifen der Polizei habe Schlimmeres verhindert, sagte Carper: «Wir hatten Beamte in der unmittelbaren Umgebung, als die Schüsse fielen. Wir konnten reagieren und das Ganze schnell beenden.»

Oregon District, das Ausgeh-Viertel in Dayton, wo die Schüsse fielen, gelte eigentlich als sicher und beliebt.

Papst Franziskus hat der Opfer der Bluttaten in den USA gedacht. «Ich bin den Opfern der Gewalt, die in den letzten Tagen Texas, Kalifornien und Ohio in den Vereinigten Staaten mit Blut überzogen und wehrlose Menschen getroffen hat, im Geiste nahe.» Das sagte der Pontifex nach dem Angelus-Gebet am Sonntag auf dem Petersplatz in Rom.

Ned Peppers
Ein Polizist geht vor dem Ned Peppers entlang. In der Nähe der Bar fielen die Schüsse. - DPA

Auch in Chicago fielen Schüsse

Zu den zwei Attacken binnen 24 Stunden kommen nun auch noch Schüsse, die in Chicago im US-Bundesstaat Illinois fielen. Dort wurde ein Vorfall gemeldet, bei dem sieben Menschen nahe einem Park durch Schüsse aus einem Auto verletzt wurden.

Ein 21-Jähriger habe lebensgefährliche Verletzungen erlitten. Die Hintergründe der Tat waren zunächst nicht bekannt. Festnahmen habe es nicht gegeben, hiess es.

20 Tote in Einkaufszentrum in El Paso

Bereits gestern kam es in Amerika zu einem Amoklauf, bei dem mindestens 20 Menschen getötet wurden.

Ein Schütze hat in einem Einkaufszentrum in der Grenzstadt El Paso im US-Bundesstaat Texas das Feuer eröffnet. 26 weitere Menschen seien verletzt worden. Das sagte El Pasos Polizeichef Greg Allen am Samstagabend (Ortszeit).

Schüssen Mahnwache in Mexiko
Menschen gedenken den drei Mexikanern, die bei Schüssen in einem Ladenkomplex im texanischen El Paso ums Leben gekommen sind. - dpa

Polizei nimmt weissen Mann fest

Der mutmassliche Todesschütze habe sich der Polizei ergeben. Nach offiziellen Angaben handelt es sich um den 21-jährigen Patrick Crusius. Ihm droht laut der Staatsanwaltschaft die Todesstrafe.

Polizeichef Allen sagte, es gebe ein «Manifest», das womöglich auf ein Hassverbrechen schliessen lasse. Es sei allerdings noch nicht bestätigt, ob die Kampfschrift tatsächlich von dem Verdächtigen stamme.

In dem Pamphlet, das dem mutmasslichen Täter von El Paso zugeschrieben wurde, heisst es unter anderem: «Dieser Angriff ist eine Antwort auf die hispanische Invasion in Texas.»

Der Autor des Pamphlets äussert in dem vierseitigen Text seine Unterstützung für den rassistischen Attentäter von Christchurch. Er griff Mitte März in Neuseeland zwei Moscheen an und 51 Menschen getötet hatte. Die «New York Times» berichtete, der Text sei 19 Minuten vor dem ersten Notruf in El Paso online gegangen.

el pasos
Polizisten stehen vor dem Supermarkt in El Pasos. - keystone

Möglicherweise rassistisches Motiv

Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, kündigte bei einer Pressekonferenz an: Die Strafverfolgung werde sich nicht nur auf den Vorwurf des Mordes, sondern auch auf den eines Hassverbrechens konzentrieren. Das deutet darauf hin, dass es sich möglicherweise um einen rassistischen Hintergrund handeln könnte.

Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador teilte in einer Videobotschaft mit, unter den Toten seien drei Mexikaner. Nach Angaben des mexikanischen Aussenministeriums wurden sechs weitere Mexikaner verletzt, darunter ein zehnjähriges Mädchen.

el paso texas
Ein Schütze sichert das Gebäude in El Paso. - dpa

25-jährige Mutter opfert ihr Leben für Kind

Unter den Todesopfern befindet sich laut «New York Times» auch eine 25-jährige Frau, die drei Kinder hatte. Als sie erschossen wurde, hielt sie ihr Baby in den Armen, das erst zwei Monate alt ist.

Die Schwester der Mutter erzählte amerikanischen Medien, dass ihr Neffe wegen gebrochenen Knochen behandelt werden musste: Die Folge des Sturzes der Mutter, die auf ihr Kind fiel. Sie sagte:

«Zu den Verletzungen des Babys sagen sie, dass meine Schwester mehr als wahrscheinlich versuchte, ihn zu schützen. Als sie erschossen wurde, hielt sie ihn fest und fiel auf ihn. Deshalb brach er sich einige Knochen. Er lebt, weil sie ihr Leben gab.»

Polizei spricht von «schrecklichem» Tatort

Polizeichef Allen sagte, der erste Notruf sei um 10.39 Uhr Ortszeit eingegangen. Sechs Minuten später sei die Polizei vor Ort gewesen. Der Szenerie am Tatort sei «schrecklich» gewesen.

Ein Polizeisprecher sagte, die meisten Opfer seien in einem Walmart in dem Ladenkomplex von Schüssen getroffen worden. Der Supermarkt sei zum Zeitpunkt des Angriffs voll gewesen. Der Sprecher schätzte, dass sich dort zwischen 1000 und 3000 Menschen aufhielten. Der Schütze habe bei der Tat ein Gewehr benutzt.

el paso
Viele Kunden des Einkaufszentrums sollen aus Mexiko stammen. - keystone

El Paso liegt unmittelbar an der Grenze zu Mexiko und hat rund 680'000 Einwohner. Nach Angaben des Bürgermeisters bestätigten sich Meldungen über einen zweiten Schützen nicht. Laut einer Mitarbeiterin seien viele der Kunden aus Mexiko gewesen.

Der Sender CNN berichtete, Familien hätten in dem Walmart für den bevorstehenden Beginn des neuen Schuljahres eingekauft. Auch rund 100 Walmart-Mitarbeiter seien in dem Supermarkt gewesen. Der älteste Verletzte sei 82 Jahre alt. Der Konzern zeigte sich schockiert über die Geschehnisse.

Donald Trump: «hasserfüllte Tat»

US-Präsident Donald Trump nannte die «hasserfüllte Tat» nicht nur tragisch, «es war ein Akt der Feigheit». Es gebe keine Rechtfertigung dafür, unschuldige Menschen zu töten, schrieb er auf Twitter.

Trump sagte dem Gouverneur von Texas die volle Unterstützung der Regierung in Washington zu. «Gott sei mit Euch allen!», fügte er hinzu.

Kritiker werfen Trump vor, mit seinen Äusserungen Rassismus zu befeuern. Zuletzt sah er sich wegen persönlicher Angriffe auf einen schwarzen Abgeordneten der Demokraten Rassismusvorwürfen ausgesetzt. Regelmässig greift der republikanische Präsident auch Migranten aus Lateinamerika an, die auf illegalem Wege in die USA kommen wollen.

In den USA kommt es immer wieder vor, dass Menschen in öffentlichen Einrichtungen durch Schüsse getötet werden: in Einkaufszentren, an anderen öffentlichen Orten oder auch in Schulen. Bemühungen für schärfere Waffengesetze laufen seit Jahren ins Leere – vor allem, weil Trumps Republikaner dagegen sind.

Die mächtige Waffenlobbyorganisation NRA bekämpft vehement jeden Versuch, Waffenbesitz stärker zu regulieren. Auch Trump ist dezidiert gegen eine Einschränkung des in der US-Verfassung verankerten Rechts auf Waffenbesitz.

el paso
Menschen demonstrieren gegen die Waffenpolitik in den USA. - keystone

Vier Vorfälle mit Toten in dieser Woche

Erst am Dienstag waren zwei Menschen im Bundesstaat Mississippi in einem Walmart durch Schüsse getötet worden. Am Sonntag vergangener Woche hatte ein 19-Jähriger während eines Festivals in der Kleinstadt Gilroy in Nordkalifornien das Feuer eröffnet. Dabei tötete er drei Menschen. Der Schütze wurde von Polizisten am Tatort erschossen.

Im texanischen Sutherland Springs waren im November 2017 26 Menschen getötet worden. Ein Schütze eröffnete damals in einer Kirche das Feuer. Der 26 Jahre alte Täter erschoss sich anschliessend selber.

Schüssen Volksfest Kalifornien
Hina Moheyuddin (l) tröstet Noshaba Afzal während einer Mahnwache für die Opfer nach tödlichen Schüssen bei einem Volksfest. Mit einem Sturmgewehr hatte ein 19-Jähriger am Sonntag während des Festivals in der Kleinstadt Gilroy das Feuer eröffnet. Unter den Opfern: Ein Junge (6) und ein Mädchen (13). - dpa
Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Andrés Manuel López ObradorPapstDonald TrumpRepublikanerRegierungTwitterMutterTatortGewaltFeuerPapstWaffeCBSCNNTodesstrafe