Donald Trump will mit Drogenkrieg von Schwierigkeiten ablenken
Donald Trump inszeniert sich als «Friedenspräsident». Nun droht er mehreren südamerikanischen Ländern mit Angriffen. US-Experten schätzen den Widerspruch ein.

Das Wichtigste in Kürze
- Trump inszeniert sich gerne als «Friedenspräsident», der keine neuen Kriege beginnt.
- Nun droht er im Rahmen seines «Drogenkriegs» mehreren südamerikanischen Ländern.
- US-Experten erklären, was hinter der Drohkulisse steckt.
Donald Trump betonte im Wahlkampf wiederholt, Kriege zu beenden und die USA aus internationalen Konflikten herauszuhalten.
Nun verfolgt seine Regierung im Rahmen des «Drogenkriegs» einen zunehmend aggressiven Kurs gegenüber südamerikanischen Akteuren. Der US-Präsident droht jetzt nicht nur Venezuela mit Angriffen.
Widerspricht Trumps Südamerika-Politik nicht seinem Wahlversprechen als Friedenspräsident?
Experte: Donald Trump ist voller Inkonsistenzen
«Trump folgt einem bekannten Muster», sagt US-Experte Thomas Greven von der Freien Universität Berlin auf Anfrage von Nau.ch.

Greven: «Zur Ablenkung von innenpolitischen Schwierigkeiten eignen sich aussenpolitische und insbesondere militärische Aktionen.»
«Der Widerspruch ist nur auf den ersten Blick offensichtlich»
US-Experte Reinhard Heinisch von der Universität Salzburg hingegen erklärt es auf Anfrage so: «Der Widerspruch ist nur auf den ersten Blick offensichtlich.»
Donald Trump sei stets voller Inkonsistenzen gewesen und betone regelmässig, dass er nicht vorhersehbar sein möchte. Dies, um maximale Handlungsfreiheit zu behalten, erklärt Heinisch.

Dieses Denken entspreche seiner Vorstellung von Art of the Deal und seiner Interpretation von America First. «Wobei Amerika für ihn offenbar von Grönland bis Feuerland reicht.»
Hinzu komme Trumps Rolle als Geschäftsmann: «Er will die Preise in den USA senken, insbesondere die Energiepreise. Dafür braucht er venezolanisches Öl sowie einen Deal mit Russland», führt Heinisch aus.
Donald Trump habe ausserdem wiederholt gezeigt, dass er sich weder um internationale Verpflichtungen noch um Völkerrecht oder US-Recht kümmere.
Experte: «Trump baut eine Drohkulisse auf»
Heinisch geht davon aus, dass Trump hoffe, keinen tatsächlichen Angriff zu starten. «Sondern vielmehr eine Drohkulisse aufbaut – sogar mit drei Flugzeugträgern. Dies in der Hoffnung, Maduro zum Rücktritt zu bewegen oder das venezolanische Militär dazu zu bringen, ihn zu stürzen.»
«Trump wäre dann ein doppelter Held, der ohne einen Schuss abzugeben, einen ‹prodemokratischen› Regimewechsel herbeiführt», sagt Heinisch. Die Frage sei nur, was Trump mache, wenn die Strategie mit der Drohkulisse nicht aufgehe.
Auswirkungen auf MAGA-Basis
Und wie reagiert Trumps Wählerschaft rund um die MAGA-Bewegung (Make Amerika Great Again) auf diese Entwicklung?
Für Thomas Greven ist klar: «Die Skepsis gegenüber aussenpolitischen Abenteuern ist an der MAGA-Basis sehr gross, nur ein Teil wird sich überzeugen lassen.»
Reinhard Heinisch vergleicht es mit der Kontroverse um Marjorie Taylor Greene: Viele hätten irritiert und negativ reagiert. Allerdings sei die MAGA-Bewegung relativ heterogen.

Heinisch: «Ein grosser Teil empfindet Loyalität gegenüber Trump persönlich, nicht gegenüber einer abstrakten Ideologie.» Diese Gruppe werde Donald Trump wohl weiterhin folgen oder sich von ihm überzeugen lassen.
«Anderen wiederum dürfte dieser Aspekt egal sein, sie bevorzugen schlicht das billigere Öl», so Heinisch.
Eine dritte Gruppe werde ihm vergeben, weil für sie andere Punkte der Trump-Administration wichtiger seien als Konsistenz in der Aussenpolitik.
«Und schliesslich gibt es jene, die sich sichtbar enttäuscht von ihm abwenden werden», erklärt Heinisch.


















