Donald Trump hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Viele reagierten darauf schadenfreudig. Doch warum? Eine Psychologin geht dem Phänomen auf den Grund.
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Donald Trump gestikuliert. - DPA
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Das Wichtigste in Kürze

  • US-Präsident Donald Trump ist am Coronavirus erkrankt.
  • Die Nachricht hat bei vielen Menschen Schadenfreude ausgelöst.
  • Eine Psychologin erklärt nun, woran das liegen könnte.

Monatelang hatte der US-Präsident das Virus heruntergespielt. Kürzlich machte er sich noch über seinen Konkurrenten Joe Biden lustig, weil dieser immer eine Maske trägt. Und dann kam am Freitag die Hammer-Meldung: Donald Trump hat Corona!

Die Nachricht löste bei vielen Menschen Schadenfreude aus. Weshalb? Die Psychologin Lea Boecker von der Universität Lüneburg geht dem in einem Interview mit «Spiegel» auf den Grund.

Drei Faktoren für Schadenfreude

Boecker identifiziert dabei drei Faktoren, welche Schadenfreude sehr wahrscheinlich machen. Der erste lautet: Überlegenheit und Dominanz. Wenn einer Person, die wir als überlegen einstufen, ein Unglück widerfährt, so empfinden wir Schadenfreude, erklärt Boecker. Besonders bekräftigt wird das Gefühl bei Menschen, die ihren Status durch «Dominanz und Einschüchterung anderer» erlangt haben.

Boecker
Psychologin Lea Boecker erklärt, woher unsere Schadenfreude kommt. - Leuphana

Faktor Nummer zwei: Ignoranz und Überheblichkeit. «Wir neigen eher zu Schadenfreude, wenn die betroffene Person Risiken verharmlost», so Boecker. Im Fall Donald Trump: Das monatelange Herunterspielen der Gefahr des Coronavirus.

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Ein junger Mann hält ein Schild "Do you believe in Science now" (Glaubst du jetzt an die Wissenschaft) vor dem Militärkrankenhaus Walter Reed in Bethesda. - dpa

Erlebt diese Person nun in genau dem Bereich etwas Negatives, in Trumps Fall die Erkrankung, so fühlen wir Schadenfreude. Es fühlt sich «gerecht und manchmal sogar befriedigend an», führt Boecker weiter aus.

Als dritten Faktor identifiziert die Psychologin die Abneigung gegenüber der Person oder deren Gesinnung. Donald Trump, der gerne auch als Narzisst bezeichnet wird, würde die Fallhöhe der Schadenfreude mit seinem Auftreten umso mehr begünstigen.

Donald Trump
US-Präsident Donald Trump nannte das Coronavirus auch schon «Kung Flu». - dpa-infocom GmbH

Boecker hat mit Kollegen in einer Arbeit festgestellt, dass es zwei Arten gebe, mit Erfolg umzugehen. Einerseits den authentisch gezeigten Stolz, andererseits den überheblichen Stolz. Personen, die diesen «zu oft an den Tag legen und sich salopp gesprochen zu häufig als Genius feiern», begünstigen Schadenfreude.

Boecker: «Als würde die Welt nach gerechten Regeln funktionieren»

Die Psychologin analysiert, dass sich Donald Trump betreffend des Coronavirus mit Überheblichkeit verhalten hat. Der Präsident habe sich als unverletzlich dargestellt, so Boecker. «Rutscht eine solche gottgleiche Person ab, ruft die Schadenfreude hervor», erklärt sie. «Besonders wenn das Unglück in dem Bereich geschieht, in dem die Person geprahlt hat.»

Das Empfinden von Schadenfreude gegenüber Trumps Erkrankung werde laut Boecker auch durch die Wettbewerbssituation in den USA begünstigt. Sie verweist auf Studien, welche zeigen, dass Schadenfreude oder Neid durch Wettbewerbe verstärkt werden. So auch die «heisse Phase des US-Wahlkampfes».

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Donald Trump machte sich über Präsidentschaftskandidaten Joe Biden lustig, weil er oftmals eine Maske trägt. - AFP

Mit Bezug auf Trumps Erkrankung erklärt Boecker, Schadenfreude sei ein moralisches Gefühl. Es zeige an, dass Gerechtigkeit hergestellt werde. Hat sich eine Person moralisch fragwürdig verhalten und wird im gleichen Bereich gestraft, fühle sich das für viele Gerecht an. Da Trump das Virus so lange verharmlost hat, sei es, «als würde die Welt nach gerechten Regeln funktionieren.»

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