Donald Trump: Deshalb kann er sich nach Drohung nicht sicher fühlen
Irans Top-Kleriker droht Donald Trump indirekt mit dem Tod. Muss sich der US-Präsident tatsächlich fürchten? Und was heisst das für weitere Verhandlungen?

Das Wichtigste in Kürze
- Trump nennt Chamenei «leichtes Ziel» – ein iranischer Mullah reagiert mit Todesdrohung.
- Der Iran stuft Donald Trump nun als «Feind Gottes» ein.
- Nahost-Experte: Die Drohung kann Schläferzellen aktivieren, die Gefahr ist real.
Grossajatollah Nasser Makarem Schirasi hat US-Präsident Donald Trump indirekt mit dem Tod gedroht.
Der Kleriker sagte in einer religiösen Stellungnahme, dass Drohungen gegen Iran-Führer Ali Chamenei im Islam mit dem Tod bestraft werden.
Donald Trump gilt im Iran nun als «Feind Gottes»
Donald Trump hatte kürzlich gesagt, Chamenei sei ein leichtes Ziel. «Wir werden ihn nicht ausschalten (töten), zumindest nicht im Moment.»
Auf die diesbezügliche Frage eines Gläubigen sagte Nasser Makarem Schirasi: «Personen oder Regime, die eine islamische Herrschaft angreifen oder deren religiöse Führer bedrohen, gelten als Feinde Gottes.»
Daher sei es Pflicht der Muslime, diese «Feinde» zur Rechenschaft zu ziehen.
«Daran ist schon etwas Reales»
Der Iran und die USA überbieten sich derzeit also mit gegenseitigen Todesdrohungen. Doch: Wie gross ist die Gefahr für Chamenei oder Trump tatsächlich?
«Daran ist schon etwas Reales», sagt Nahost-Experte Carsten Wieland zu Nau.ch. «Man kann davon ausgehen, dass Israel oder die USA tatsächlich fast jede Person militärisch ausschalten können.» Dies hätten die beiden Mächte im Libanon und auch im Iran bereits gezeigt.
Brisant: Auch Donald Trump könne sich aber nicht zu sicher fühlen!
«Eine solche religiös verbrämte Drohung eines Geistlichen ist immer auch ein Aufruf. Sie richtet sich an radikale Personen oder gar an Schläferzellen im Ausland, Terrorakte zu verüben, auch gegen einen US-Präsidenten.»
Eine groteske Situation
Grundsätzlich sei die aktuelle Situation ohnehin grotesk, meint Wieland. «Beide Seiten wollen eigentlich verhandeln, wollen aber zugleich grösstmögliche Stärke demonstrieren.»
Man überziehe sich gegenseitig mit wüsten Beschimpfungen und Drohungen, die – wie gesehen – sogar bis zu Todesdrohungen reichten. «Gleichzeitig wird davon gesprochen, wie und unter welchen Bedingungen sie an den Verhandlungstisch zurückkehren können.»
Kein wirkliches Interesse an Verhandlungen
Was bedeuten die verbalen Gefechte für die Atomverhandlungen? Wieland: «Eine verbale Abrüstung gehört grundsätzlich zu jeder Verhandlung dazu.»
Wenn die Stimmung so bleibe, wie sie ist, «dann haben entweder eine oder beide Seiten kein wirkliches Interesse an Verhandlungen.»

Dies könne wiederum zu einem ähnlichen Szenario führen wie vor wenigen Wochen. Damals wurden die Verhandlungen plötzlich durch militärische Stärkedemonstrationen obsolet gemacht.
«Das kann sich immer wiederholen, weil keine Seite ihre Ziele als vollständig erreicht ansieht», erklärt Wieland. «Die Welt kann nur hoffen, dass sich die Scharfmacher auf beiden Seiten nicht durchsetzen.»