Der Kampf gegen das Coronavirus in den USA ist neu entfacht: Nun werden die Staaten, die zu früh lockerten, hart getroffen.
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Das Coronavirus breitet sich in den USA wieder rasant aus. (Symbolbild) - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die USA melden wieder neue Tageshöchstwerte bei den Corona-Zahlen.
  • Experten befürchten inzwischen eine zweite verheerende Welle.
  • Besonders hart werden Staaten getroffen, die zu früh gelockert hatten.

Déjà-vu in den USA: Nach einer Phase der Entspannung breitet sich das Coronavirus in den USA wieder in alarmierendem Masse aus. Das Land verzeichnete am Dienstag rund 34'720 neue Infektionen. Es war der höchste Stand seit Ende April und der dritthöchste Tageswert seit Beginn der Pandemie.

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Die USA erleben einen starken Anstieg bei den Neu-Infektionen mit dem Coronavirus. - Johns Hopkins University

Zum Vergleich: Am 1. Juni lag der Tageswert bei rund 17'400 Neuinfektionen. Die bisher höchste Zahl (36'400) wurde am 24. April verzeichnet. Das geht aus den Daten der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore hervor.

Besonders der Süden des Landes wird nun hart getroffen. Einzelne Bundesstaaten vermeldeten dort neue tägliche Höchststände: Florida (rund 5500), Texas (rund 5500) und Kalifornien (rund 7100).

Der führende US-Immunologe Anthony Fauci (79) zeigte sich über die Lage besorgt. Er sprach bei einer Anhörung im Repräsentantenhaus von einem «beunruhigenden Anstieg von Infektionen».

Coronavirus - USA
Anthony Fauci (2.v.l), Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten, sagte schon vor dem Ausschuss für Energie und Handel über die Reaktion der Verwaltung von US-Präsidenten Trump zur Corona-Pandemie aus. - dpa

Besonders dramatisch ist die Lage demnach neben den oben erwähnten Staaten auch in: Arizona, Oklahoma, South Carolina, Idaho, Oregon, Hawaii und Nevada. Die nächsten Wochen seien entscheidend dafür, diesem Anstieg entgegenzuwirken, sagte Fauci.

Trumps Erklärung: «Wenn wir mehr testen, finden wir mehr Fälle»

Die USA führen mittlerweile deutlich mehr Tests durch als noch vor wenigen Monaten. US-Präsident Donald Trump führte diesen Umstand wiederholt als Erklärung für die hohen Fallzahlen an.

«Wenn wir mehr testen, finden wir mehr Fälle», hatte er erst am Dienstag gesagt. Er hatte auch schon vorgeschlagen, die Anzahl Tests zu reduzieren. Die USA hätten 27,5 Millionen Tests durchgeführt, mehr als jedes andere Land.

Was Trump nicht erwähnte, ist der vielerorts verzeichnete Anstieg an Krankenhauseinweisungen. Dies ist ein Indikator dafür, dass sich die Lage wieder zuspitzt.

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Donald Trump auf dem Weg zu einer Pressekonferenz zum Coronavirus. - keystone

In der texanischen Metropole Houston etwa, schlug Bürgermeister Sylvester Turner gegenüber der «New York Times» Alarm: «97 Prozent unserer Intensivbetten sind gefüllt, rund ein Viertel der Patienten ist mit dem Coronavirus infiziert».

Gavin Newsom, Gouverneur von Kalifornien, warnte im Interview mit einem Lokalsender: «Die Belegung der Krankenhäuser habe im Vergleich zu vor zwei Wochen um fast 30 Prozent zugenommen». Er rief die knapp 40 Millionen Einwohner auf, wenn möglich Zuhause zu bleiben, Abstand zu halten und Masken zu tragen.

Staaten haben auf Anraten des Weissen Hauses zu früh gelockert

Der Hauptgrund für das wieder Aufflammen der Krise scheint klar: Die meisten betroffenen Staaten hatten auf Anraten des Weissen Hauses schon früh den Lockdown gelockert. Florida etwa begann mit der Öffnung am 18. Mai, als noch um die 600 neue Fälle pro Tag verzeichnet wurden. Am 20. Juni waren es wieder über 4000!

Auch werden Masken in der Öffentlichkeit kaum getragen – bekanntlich verzichtet auch Trump als Vorbild auf den Mundschutz. Viele missachten zudem die Sicherheitsmassnahmen. Das Virus kann sich so ungehindert weiterverbreiten: An privaten Partys, den Wahlanlässen von Trump oder an den vielen Demonstrationen.

George Floyd Washington Coronavirus
Demonstranten tanzen während eines Protests für George Floyd in der Nähe des Weissen Hauses. Auffällig: Nicht viele der Teilnehmer tragen Schutzmasken gegen das Coronavirus. - dpa

In einem Radiointerview sagte Fauci, eine zweite Ansteckungswelle im Kampf gegen das Coronavirus sei «nicht unvermeidbar». Man müsse aber in der Lage sein, Kontakte Infizierter zurückverfolgen zu können. Zudem rief der US-Immunologe Teilnehmer von Protesten zum Tragen von Gesichtsmasken auf.

Coronavirus: New York über dem Berg?

Ein neuer Notstand wegen des Coronavirus herrscht aber längst nicht in allen Bundesstaaten. Die Pandemie entwickelt sich in den USA nämlich einmal mehr sehr unterschiedlich: In einigen Staaten blieb das Infektionsgeschehen etwa auf dem gleichen Stand – in anderen nahm es sogar ab.

Im früheren Epizentrum New York starben nach Angaben von Gouverneur Andrew Cuomo am Dienstag 17 Menschen nach einer Infektion. Noch vor einigen Wochen waren es bis zu 800 pro Tag gewesen.

New York, New Jersey und Connecticut sind Staaten, die sich Trumps Druck nach früher Öffnung entgegenstellten. Sie haben ihren Lockdown nur sehr langsam gelockert. So hat sich das Blatt nun entsprechend gewendet.

Coronavirus - New York
Menschen warten in Einhaltung von Massnahmen während der Corona-Pandemie mit Mundschutz und in Mindestabstand vor einem Biomarkt am Union Sqaure in New York.. - dpa

Gab es während der letzten Monate teils Einreiseverbote von US-Bürgern aus diesen Staaten in weniger betroffene Teile der USA, führten sie am Mittwoch selbst eine zweiwöchige Quarantäne für all diejenigen ein, die aus Bundesstaaten mit stärkerem Infektionsgeschehen einreisen.

Insgesamt sind in den USA mehr als 2,3 Millionen bekannte Infektionen mit dem Coronavirus nachgewiesen worden. Das ist weit mehr als in jedem anderen Land der Welt. Mehr als 121'000 Menschen starben infolge einer Covid-19-Erkrankung.

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