Copa América: Scaloni-Kritik nach Vergabe an Brasilien
Die Durchführung der Copa América in Brasilien ist umstritten. Das Land ist weiterhin sehr stark vom Coronavirus betroffen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Copa América soll in Brasilien stattfinden.
- Die Vergabe an das Corona-Krisenland stösst auf Kritik.
- Argentinien-Coach Lionel Scaloni sieht in Brasilien «nicht der ideale Ort».
Zuletzt wurde die Copa América an den Corona-Krisenherd Brasilien vergeben. Mittlerweile wird auch unter den Teilnehmern an der Fussball-Südamerikameisterschaft Kritik an der Entscheidung laut.
Argentiniens Nationaltrainer Lionel Scaloni bezeichnete als erster direkt Betroffener die neue Situation als «alarmierend und besorgniserregend. Offen gesagt ist Brasilien nicht der ideale Ort».
Finale der Copa América im Maracanã
Ungeachtet des wachsenden Widerstands gegen die Austragung des ältesten Nationenturniers der Welt unter dem Zuckerhut (13. Juni bis 11. Juli) veröffentlichten die Organisatoren inzwischen erste Spielplan-Details. Die Einteilung der zehn Teams in zwei Fünfer-Gruppen mit Argentinien und Brasilien als Köpfen bleibt demnach bestehen.

Das Maracanã-Stadion ist Schauplatz des Finales, alle anderen Spiele in Rio de Janeiro finden in der Arena Engenhao statt. Die übrigen Begegnungen werden in Brasília, Goiânia und Cuiabá ausgetragen.
«Wahrheiten gegen Mythen»
Zuvor hatte der Kontinentalverband Conmebol seine Entscheidung für Brasilien in einem offenen Brief mit dem Titel «Wahrheiten gegen Mythen» gerechtfertigt. Zuvor wurde die Gastgeber-Rolle Kolumbien (Bürgerunruhen gegen die Regierung) und Argentinien (zweite Coronawelle) entzogen. Brasilien stellte die Organisation dabei trotz der ebenfalls anhaltenden Proteste gegen die Regierung und weiter wütenden Pandemie überaus positiv dar.

Conmebol-Boss Alejandro Dominguez widersprach ausserdem Vorwürfen, die Copa América nur noch aus Profitgier stattfinden zu lassen. Brasilien sei nicht einmal der ungeeignetste Ort für die Ausrichtung, meinte Dominguez. Der Verband handele nicht nach Laune, sondern schütze und unterstütze Spieler, Betreuerstäbe und Schiedsrichter-Teams. Der «subjektive» Widerstand beruhe lediglich «auf Vorurteilen und nicht auf echten Daten».
Corona-Lage in Brasilien weiter sehr ernst
Fakt ist allerdings zumindest auch die dramatische Corona-Situation in Brasilien. Das Land registrierte am Mittwoch mit mehr als 92'000 die höchste Tageszahl an Neu-Infizierten seit dem vergangenen März. Mit fast 2400 weiteren Toten lag sie zudem über dem Tagesschnitt der zurückliegenden zwei Wochen. In Kürze dürfte Brasilien die Marke von einer halben Million COVID-19-Opfern erreichen.

Das Conmebol-Versprechen der Corona-Immunisierung von allen Teilnehmern ist ausserdem längst zur Makulatur geworden. Der Zeitraum zwischen der ersten und entscheidenden zweiten Impfung ist für eine rechtzeitige Wirkung bei der Copa América zu kurz.