Bürgerrechtler: US-Regierung lügt zu Migranten-Hungerstreik
Laut einer Bürgerrechtsorganisation sind mehrere Gefangene in Alligator Alcatraz im Hungerstreik. Die US-Regierung dementiert dies.

Die Florida Immigrant Coalition (FLIC) wirft der Regierung von US-Präsident Donald Trump vor, einen Hungerstreik in einer neuen Haftanstalt für Migranten in dem Bundesstaat zu vertuschen.
«Die Häftlinge sagen selbst, dass sie im Hungerstreik sind», sagte FLIC-Vertreter Thomas Kennedy der Deutschen Presse-Agentur. Man wisse, dass mehrere Personen in Krankenhäuser eingeliefert worden seien. «Das ist doch bizarr», so Kennedy weiter. Die Behauptung des Heimatschutzministeriums sei eine «sehr seltsame und leicht zu widerlegende Lüge».
Die FLIC setzt sich für die Rechte von Migranten ein und hatte in den vergangenen Tagen mehrfach auf die Zustände in der als «Alligator Alcatraz» bezeichneten Haftanstalt aufmerksam gemacht.
Mehrere Medien berichteten auch unter Berufung auf die Organisation über einen Hungerstreik, der nach Angaben von Bürgerrechtlern und Angehörigen seit knapp zwei Wochen andauere. Mindestens ein kubanischer Migrant und dessen Ehefrau bestätigten gegenüber dem US-Sender NBC News und der spanischen Zeitung «El País», er verweigere aus Protest die Nahrungsaufnahme und sei ins Krankenhaus eingeliefert worden.
US-Regierung: «Es gibt KEINEN Hungerstreik»
Das Heimatschutzministerium wies die Berichte auf der Plattform X als «Fake News» zurück. «Es gibt KEINEN Hungerstreik in Alligator Alcatraz», hiess es. CNN zitierte das Ministerium ausserdem mit den Worten, es gebe täglich drei Mahlzeiten, ausreichend Wasser sowie andere Getränke. Das Wohlergehen der Menschen in der Obhut der Einwanderungsbehörde ICE habe «höchste Priorität».
Kennedy von der FLIC hatte vergangene Woche Videos veröffentlicht, die Krankenwagen zeigen, wie sie das Gelände verlassen. Seinen Angaben zufolge beteiligen sich etwa ein Dutzend der inhaftierten Männer am Protest. Er steht eigenen Angaben zufolge im Austausch mit mehr als 20 Familienangehörigen, einige von deren Verwandten seien direkt am Streik beteiligt.
CNN-Bericht: Mangelhafte Hygiene, kein Rechtsbeistand
Bereits Mitte Juli hatte CNN unter Berufung auf Familienangehörige und demokratische Politiker berichtet, die Menschen in der Haftanstalt seien «in Käfigen» untergebracht – bei grosser Hitze, defekten Toiletten und mangelhafter Hygiene. Auch an Nahrung, sauberem Wasser und juristischem Beistand mangele es. Die US-Regierung bestreitet diese Vorwürfe.
Wegen der Zustände reichte die Bürgerrechtsorganisation ACLU Klage gegen die Trump-Regierung ein. Die Betroffenen würden «unter unmenschlichen Bedingungen» festgehalten, erklärte die Organisation. «Wir dürfen nicht zulassen, dass sich diese humanitäre Katastrophe weiter verschlimmert», hiess es.
Trump hatte die neue Haftanstalt Ende Juni persönlich eröffnet. Die Anlage liegt im Herzen der Everglades, der grössten subtropischen Wildnis der USA. In dem informell als «Alligator Alcatraz» bezeichneten Gefängnis können nach Angaben des Weissen Hauses Tausende Migranten untergebracht werden, die abgeschoben werden sollen. Die Regierung spricht von «kriminellen illegalen Ausländern» und sieht in der Einrichtung einen «effizienten und kostengünstigen Weg», um Trumps im Wahlkampf angekündigte Massenabschiebungen umzusetzen.