Das sind meine Tipps gegen Ghosting!

Chris Oeuvray
Chris Oeuvray

Region Zug,

Nach einem «perfekten» ersten Date bleibt oft nur Stille. Es gehe um Überforderung und Beziehungsangst, erklärt Narzissmus-Expertin Chris Oeuvray.

Chris Oeuvray
Narzissmus-Expertin Chris Oeuvray. - zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Ghosting ist ein Beziehungsschnitt ohne Narkose, sagt unsere Kolumnistin Chris Oeuvray.
  • Sie liefert Tipps dafür, wenn du selbst geghostet wurdest.

Kennst du das? Ihr schreibt euch seit Wochen. Stundenlange Nachrichten, tiefe Gespräche, sogar Sprachnachrichten mit Herzklopfen.

Er nennt dich etwas ganz «Besonderes». Er sagt, du tust ihm gut. Und dann? Dann kommt einfach nichts mehr. In der Fachsprache nennt man das Ghosting.

Es kommt kein «ich melde mich später», oder «ich brauche gerade etwas Zeit». Nein, es herrscht einfach Funkstille!

Was passiert da? Am Anfang ist da noch Hoffnung. Vielleicht ist der Akku leer? Vielleicht hat er Stress? Ja, vielleicht.

Dann kriecht dein Zweifel in jede Zelle. Du suchst die Schuld bei dir. War ich etwa zu direkt? Oder zu emotional? Habe ich zu früh zu viel von mir gezeigt?

Wurdest du auch schon geghostet?

Du starrst stundenlang auf das Display auf deinem Handy. Du checkst laufend, ob er online ist und ob er deine Story endlich gesehen hat. Und innerlich bricht etwas in dir ein.

Eine Klientin kam wegen genau so einer Situation zu mir in die Beratung. Sie fühlte sich abgewertet, ausradiert und unwichtig. «Wie kann ein Mensch so nah sein und dann einfach verschwinden?», fragte sie.

Im weiteren Verlauf des Gespräches erkannte sie plötzlich: «Ich habe das auch schon mal gemacht. Ich war in einer Beziehung und konnte es nicht aushalten, dass er mich wirklich wollte.»

Frau am Handy
«Ghosting» passiert vielen Frauen, die daten. - Depositphotos

Ich fragte sie, warum sie damals gegangen war, ohne ein Wort zu sagen. Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: «Ich konnte nicht glauben, dass er mich wirklich mag. Ich hatte Angst, er verlässt mich, wenn ich mich verliebe. Wie auch andere Männer zuvor. Also bin ich lieber vorher gegangen.»

Dieser Moment war wichtig. Nicht, weil sie sich rechtfertigte, sondern, weil sie verstand: Ghosting hat mehr mit dem Ghoster selbst zu tun, als mit dem Geghosteten.

Ein Beziehungsschnitt ohne Narkose

Es geht um Überforderung und Beziehungsangst. Eine alte Wunde, die plötzlich spricht.

Aber, und das ist entscheidend: Das erklärt zwar das Verhalten, entschuldigt es aber nicht. Und verhindert nicht deinen Schmerz.

Ghosting ist ein Beziehungsschnitt ohne Narkose. Und wer davon betroffen ist, erlebt nicht nur den Verlust eines Kontakts, sondern oft auch den Verlust des Selbstwerts.

Klare Impulse für dich, wenn du geghostet wurdest

1. Mach es nicht zu deiner Geschichte. Wenn jemand verschwindet, sagt das nichts über deinen Wert aus, sondern über seine Kommunikationsfähigkeit.

2. Bleib bei dir. Verfalle nicht in Selbstoptimierung. Du musst nicht weniger oder mehr oder anders sein, damit jemand bleibt.

3. Such nicht nach Erklärungen. Du wirst sie nicht bekommen. Und selbst wenn, sie würden deinen Schmerz nicht heilen.

4. Zieh deine Grenzen. Lösche den Chat. Entfolge ihm. Nicht aus Trotz, sondern aus Selbstfürsorge.

Traurige Frau mit Smarthphone
Ghosting tut ganz schön weh. - Depositphotos

5. Lerne daraus. Nicht im Sinne von Misstrauen, sondern in Form von Klarheit: Wer echtes Interesse hat, redet. Wer verschwindet, ist nicht der Richtige.

6. Arbeite an deinem Selbstwert. Wenn du spürst, dass du dich klein machst, ist das eine Chance. Wachse daran. Hol dir Unterstützung, wenn du merkst: Ich verliere mich.

7. Sorge gut für dich im Schmerz. Kein Ablenken um jeden Preis, sondern echte Fürsorge. Geh raus in die Natur. Triff Menschen, die dir guttun. Rede. Spüre dich. Nicht, um es wegzuschieben, sondern um dich in dir selbst wiederzufinden.

Und noch etwas: Wenn du schon mal geghostet hast, frag dich ehrlich, warum. Nicht um dich zu verurteilen. Sondern, um daran zu wachsen.

Wurdest du auch schon geghostet? Schreib es unten in den Kommentar.

Zur Person: Chris Oeuvray ist Expertin für Narzissmus, psychologische Beraterin und Autorin («Narzissmus – ohne mich», weitere Bücher auf ch-oeuvray.ch) aus Zug.

Kommentare

User #744 (nicht angemeldet)

Reisende soll man ziehen lassen.

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