Nach wie vor ist die Forschung auf Experimente an lebenden Tieren angewiesen. Für den Tierschutz wird jedoch – sofern überhaupt möglich – darauf verzichtet.
Tierschutz
In der Schweiz werden Mäuse, Katzen oder Hunde für Versuche von Spitälern oder Universitäten eingesetzt. Die Schweiz weist eines der weltweit strengsten Tierschutzgesetze auf. (Symbolbild) - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Um an Krankheitsbildern zu arbeiten, setzt die Forschung auf Versuche an lebenden Tieren.
  • Tierversuche werden hierzulande nur durchgeführt, sofern keine Alternativen möglich sind.
  • Trotzdem: 2022 wurden mehr Tiere für Forschungszwecke gebraucht als noch im Jahr zuvor.
Ad

Für die Entwicklung von heute Selbstverständlichem wie etwa Medikamenten oder Therapien müssen noch immer Tiere herhalten. Bei Medikamentenversuchen etwa werden Tiere absichtlich mit Krankheiten infiziert oder am Gehirn verletzt.

Häufig werden Tests an Mäusen vorgenommen. Aber auch Katzen, Hunden, Affen oder Vögeln wird bei Laborexperimenten teils extremes Leid zugefügt. Die Tiere würden etwa verstrahlt, vergast oder zwangsgefüttert, mahnt die Tierschutzorganisation PETA Schweiz.

Auch in der Schweiz werden Tiere für Forschungszwecke eingesetzt. Im Jahr 2022 waren es insgesamt 585'991 Tiere – zwei Prozent mehr als noch im Jahr davor. Die Tiere werden für Versuche von Universitäten, Pharma oder Spitälern eingesetzt.

Zum Vergleich: In Deutschland wurden 2022 Versuche an über vier Millionen Tieren durchgeführt. Viele von ihnen seien dabei getötet worden, schreibt PETA Deutschland.

Für den Tierschutz: Forschende setzen auf das 3R-Prinzip

Im internationalen Vergleich weist die Schweiz eines der strengsten Tierschutzgesetze auf. Insbesondere im Bereich der Tierversuche: Jeder einzelne Versuch muss vom kantonalen Veterinäramt und der jeweiligen Tierversuchskommission bewilligt werden. Tierversuche dürfen nur dann durchgeführt werden, sofern keine Alternativen bestehen.

Tierschutz
2020 wurden laut PETA Deutschland in Laboren der EU-Mitgliedstaaten und Norwegen über acht Millionen Tiere für Versuche eingesetzt. (Symbolbild) - Depositphotos

Besonders massgebend für Forschende ist dabei das 3R-Prinzip: «Replace, Reduce, Refine». Das bedeutet, dass Tierversuche ersetzt, verringert und verbessert werden sollen.

Dazu gehört gemäss dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen etwa, dass die Belastung der Tiere auf ein Minimum beschränkt wird. Auch muss der Nutzen für die Gesellschaft jeweils grösser sein als das Leiden der Tiere. Es wird also jeweils eine Güterabwägung durchgeführt.

Alternativmethoden für weniger Tierleid

Mittlerweile bestehen jedoch diverse Alternativen zu den Versuchen mit lebenden Tieren. Trotzdem hält der Schweizer Verein Swissuniversities fest, dass sich Alternativmethoden sowie Tierversuche weiterhin ergänzen.

Sollten Tierversuche ganz verboten werden?

Zu den alternativen Methoden zählen «in silico» und «in vitro». «In silico» wird zur Untersuchung des Verhaltens eines Teils des Organismus durch Computermodellierung angewendet.

«In vitro» hingegen meint die Untersuchung eines Teils des Organismus. Hier kommen etwa Zellkulturen zum Einsatz. Tierversuche – «in vivo» – würden jedoch weiterhin einen wichtigen Teil ausmachen.

Dies gelte vor allem dann, wenn der Organismus als Ganzes betrachtet werden müsse. Tierversuche würden dann dazu dienen, an Krankheitsbildern zu arbeiten. Zum Beispiel, wenn es darum geht, den Mechanismus der Krebszellenentwicklung zu erforschen.

Versuche ohne lebende Tiere sind oft günstiger

Aus finanzieller Sicht lohnen sich Versuche ohne lebende Tiere. Oft seien Experimente an Zell- und Gewebekulturen billiger, schreibt die Schweizerische Gesellschaft für Versuchstierkunde (SGV).

Denn die Betreuung der Tiere und die spezifische Ausbildung sowie Fortbildungen der Forschenden führen zu Kosten. Diese würden ohne lebende Tiere gar nicht aufkommen.

Lebende Tiere im Labor – ja oder nein? Mit dieser Frage setzte sich auch die Schweizer Stimmbevölkerung im Februar 2022 auseinander. Die Tierversuchsverbots-Initiative sah ein bedingungsloses Verbot von Tierversuchen vor.

Tierschutz
Im Jahr 2022 wurden schweizweit mehr Tierversuche durchgeführt als noch 2021. Die Zahl liege im langjährigen Bereich jedoch im unteren Bereich, so das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit. - Depositphotos

Auch der Import von Produkten und Medikamenten, die mithilfe von Tierversuchen entwickelt wurden, sollte verboten werden. Forschende bezeichneten die Initiative damals als radikal.

«Wir hätten keine Impfungen und kein einziges Antibiotikum mehr. Und auch keine Medikamente gegen schwere Krankheiten wie Krebs», meinte laut SRF etwa Robert Rieben, Tierforscher von der Universität Bern.

Die Initiative wurde deutlich abgelehnt. Bei Gegenteiligem wäre die Schweiz das erste Land gewesen, das komplett auf Tierversuche verzichtet hätte.

Mehr zum Thema:

Universität BernKatzenAffenKrebsSRFTierschutz