«Frechheit»: Berner Abfallsünder entsorgen alte Schlitten im Wald
Berner Abfallsünder missbrauchen den Wald regelmässig als Mülldeponie. Doch das Problem sorgt nicht nur in der Bundesstadt für Ärger.

Das Wichtigste in Kürze
- Schlitten werden illegal in einem Berner Wald entsorgt.
- Laut einer Anwohnerin handelt es sich dabei um einen Grüsel-Hotspot.
- Bei den Behörden gehen allerdings nur sporadisch Meldungen ein.
Ferien-Zeit ist Ausmist-Zeit: Doch den Weg in den Entsorgungshof wollen sich einige lieber sparen. Es gibt ja schliesslich Wälder, die man illegal zumüllen kann ...
Die Bernerin Cornelia Vogel* berichtet von einer kuriosen Abfalldeponie, auf die sie kürzlich beim Spazieren im Könizbergwald stiess.
Am Waldrand hat doch tatsächlich jemand eine Sammlung an Holz-Schlitten entsorgt!
«Gleich mehrere Schlitten lagen am Boden», sagt sie zu Nau.ch. «Ich bin mir sicher, mit denen könnte man im Winter noch den Hang runterfahren. Man müsste sie nur etwas aufmotzen.»
Als «Frechheit» sowohl gegenüber Spaziergängern als auch der Natur bezeichnet sie die illegale Schlitten-Entsorgung im Wald.
Und sie seufzt: «Auch wenn es selbstverständlich sein sollte, keinen Abfall im Wald zu entsorgen, passiert es leider immer wieder. Daher braucht es mehr gut sichtbare Schilder, die deutlich auf Strafen und Bussgelder hinweisen.»
Forstbetrieb führt keine Abfallsünder-Statistik
Die Burgergemeinde Bern bewirtschaftet den Könizbergwald und weitere Waldgebiete im Raum Bern. Diese erfährt erst durch die Anfrage von Nau.ch von der illegalen Schlitten-Entsorgung. Auch die Kantonspolizei Bern und die Stadt Bern hatten bislang keine Kenntnis davon.
Michel Wyss, Sprecher der Burgergemeinde, sagt zur Problematik generell: «Dass illegal Abfall im Wald entsorgt wird, kommt sporadisch immer wieder vor. Der Forstbetrieb der Burgergemeinde Bern führt keine Statistik dazu.»

Schilder aufzustellen oder Abfallkontrollen durchzuführen, plant die Burgergemeinde deshalb aber nicht.
«Der Forstbetrieb der Burgergemeinde Bern ist jedoch dankbar für Hinweise aus der Bevölkerung. Falls illegal entsorgter Abfall im Wald entdeckt wird», so Wyss.
Erhält der Forstbetrieb Hinweise auf illegal entsorgte Abfälle im Wald, deren Verursacher nicht bekannt ist, nehme er diese entgegen. Anschliessend leite er sie an die für die Entsorgung zuständige Einwohnergemeinde weiter.
Es ist nicht das erste Mal, dass Nau.ch-Leserin Cornelia Vogel auf Abfall am Waldeingang im Berner Fischermätteliquartier stösst. Im vergangenen November fand Vogel an gleicher Stelle einen Teil eines Möbels.
Handelt es sich bei Berner Wald um Ghüder-Hotspot?
Auch über eine Abfalldeponie am gleichen Ort berichtete Anfang 2024 «BärnToday». Ein riesiger Müllberg mit Kleiderhaufen, Möbeln und sogar einer Satellitenschüssel wurde damals entdeckt. Und eine Polizeipatrouille rückte aus.
Von einem Hotspot für illegale Abfallentsorgung will man bei der Kantonspolizei Bern gegenüber Nau.ch aber nicht sprechen.
«Uns ist keine Häufung von Meldungen zu illegaler Abfallentsorgung im Könizbergwald bekannt.» Meldungen zu illegal entsorgtem Abfall würden nicht nach Gebiet ausgewiesen.
Mehr Informationen hat Entsorgung + Recycling Stadt Bern (ERB). Der stellvertretende Leiter Dominik Bichsel sagt zu Nau.ch: «ERB erhält vereinzelt Meldungen von wilden Deponien im Könizbergwald, ein Hotspot ist es allerdings nicht.»
Die genaue Menge des illegal im Wald entsorgten Abfalls lasse sich nicht quantifizieren.
Bichsel ergänzt: «Werden uns illegal entsorgte Abfälle gemeldet, versuchen wir, die verantwortliche Person zu ermitteln. Denn es ist nicht erlaubt, Material wild auf öffentlichem Grund zu entsorgen. Im vorliegenden Fall der Schlitten hätten diese auf offiziellem Weg entsorgt werden müssen.»
Das heisst: Mit einer Kleinsperrgutmarke, durch den Abholservice oder in den Entsorgungshöfen.
Gekostet hätte das wohl nur wenige Franken ...
Stadt Bern geht mit Plakaten gegen Abfallsünder vor
Die Stadt Bern setze auf eine Kombination aus Prävention, Repression und Reinigung «zugunsten einer sauberen Stadt».
«Im Bereich der Prävention stellt ERB regelmässig Plakate mit entsprechenden Botschaften auf. Und führt dort auch regelmässig Kontrollen und zusätzliche Reinigungen durch.»

Illegale Abfallentsorgung sorgt nicht nur in Bern für Stunk. Auch anderenorts gibt es kuriose Fälle: In Illnau-Effretikon ZH warf ein Thurgauer 2020 kurzerhand Sofa, Waschmaschine und Möbel in den Wald. Er fuhr dafür also extra in den Nachbarskanton.
Auch im Kanton Luzern flog vergangenen Sommer ein Vater auf, der Medikamente und Schulhefte seiner Kinder im Wald entsorgte. Samt Namen, die ihn überführten. In Pfäffikon ZH landeten Anfang Jahr 200 Kilo Müll einfach im Gebüsch.
Sperrmüll-Sünder in Stadtzürcher Wäldern kein Problem, aber ...
Und auch in der Stadt Zürich sind Güsel-Grüsel unterwegs. Doch das Liegenlassen von Möbeln, Geräten und Maschinen ist dort das kleinere Problem.
Oliver Gerlach, Forstingenieur bei Grün Stadt Zürich, sagt zu Nau.ch: «Die unsachgemässe Entsorgung von Sperrmüll kommt selten vor. Gelegentlich erhalten wir von der Bevölkerung Hinweise auf Haushaltsabfall im Wald.»
Gerade an viel besuchten Orten wie Grill- und Spielplätzen gebe es tendenziell mehr Abfall. «Im Rahmen der Waldpflege führen wir pro Woche zwei Abfalltouren im Wald durch.» Dabei werde der Abfall eingesammelt und fachgerecht entsorgt.
* Name von der Redaktion geändert