Ein gut erzogener Hund zeigt Bodenständigkeit: Menschen einfach anzuspringen – das gehört sich nicht. Zwei Trainerinnen erklären, wie das Tier Manieren lernt.
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Wer dem Hund das Leckerli im Sitzen gibt, beugt ungewolltem Hochspringen des Tieres vor. - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Meist hat es mit der Tier-Erziehung zu tun, dass ein Hund seine(n) Menschen anspringt.
  • Das Schöne: Mit ergebnisorientierter Erziehung kann man ihm das auch wieder abgewöhnen.
  • Verschiedene Tricks wie die Fächerhandmethode versprechen echte Veränderung.

Wenn ein Welpe am Hosenbein hängt und sich unbeholfen nach oben zerrt, finden wir das noch süss.

Sobald aus dem kleinen Fellknäuel jedoch ein ausgewachsener Hund geworden ist, der auch noch gerade im Ententümpel baden war, ist das schon unangenehmer. Doch warum springen Hunde Menschen überhaupt an?

Laut der Hundetrainerin Susanne Endler kann es einerseits ein Zeichen für Unsicherheit sein, andererseits sei es häufig auch schlichtweg Pöbelei.

In einigen Fällen sei die unerwünschte Angewohnheit auch selbstverschuldet durch die Halter: «Die Menschen halten die Belohnungshäppchen einfach zu hoch. Das Hochspringen ist dann vor allem bei kleinen Hunden vorprogrammiert», erklärt Endler.

Indem man gezielt nach unten, also unterhalb der Knielinie, füttert und belohne, könne man dem entgegenwirken.

Auf dem Boden bleiben: Eine wichtige Lektion im Welpenalter

Melanie Lippisch, Online-Hundetrainerin bei DogsTV, sagt, dass gerade Welpen an ihren Menschen hochspringen, weil sie in Richtung Gesicht wollen.

«Eigentlich ist das eine freundliche Geste, denn Welpen suchen auch bei ihren Müttern immer die Nähe zur Schnauze.»

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Eigentlich ist das Hochspringen von Hunden eine freundliche Geste – denn Welpen suchen auch bei ihren Müttern immer die Nähe zur Schnauze. - Christin Klose/dpa-tmn

Trotzdem sollten Halter und Halterinnen das Anspringen im Welpenalter unbedingt direkt unterbinden, auch wenn sie es als niedlich oder zumindest als nicht störend empfinden.

«Wenn man es toleriert, speichert der Hund das ab und wird es natürlich auch im Erwachsenenalter weiter machen.»

Daher empfiehlt Melanie Lippisch, springenden Welpen immer direkt die Hand auf den Brustbereich zu legen und sie runter zu schieben. Sobald alle vier Pfoten auf dem Boden sind, soll man loben und streicheln.

Auch Susanne Endler spricht sich dafür aus, den Springimpuls bei Welpen und jungen Hunden immer direkt zu unterdrücken.

Ihr Tipp: «Springenden Welpen immer mit dem Körper entgegenkommen. So lernen sie: Mein Mensch kümmert sich um mich und kommt zu mir runter.»

Fehler aus der Vergangenheit ausbügeln

Wer diese Ratschläge bei seinem Welpen nicht beherzigt oder einen älteren Hund bei sich aufgenommen hat, dem die nötige Bodenhaftung in den ersten Monaten offenbar nicht vermittelt wurde, muss nicht verzagen.

Die Chancen stehen gut, das unerwünschte Verhalten wieder abzutrainieren.

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Wenn schon Springen, dann gemeinsam! - Pixabay

«Hunde tun Dinge, von denen sie sich einen Nutzen versprechen», erklärt Lippisch, «andersherum stellen sie ein Verhalten, das sich nicht lohnt, in der Regel irgendwann ein.»

Um seinem Vierbeiner klar zu machen, dass ihm dreckige Pfoten auf sauberen Hosenbeinen absolut keine Vorteile verschaffen, hat die Online-Hundetrainerin verschiedene Tipps in petto.

Zwei Methoden, um Hunden das Anspringen abzugewöhnen

Erstens kann man die Hände wie ein Schutzschild auf Bauchhöhe halten und den Hund so abblocken. Bei dieser Übung ist es sehr wichtig, ruhig zu bleiben und den Hund nicht gewaltsam wegzuschubsen.

Auch Susanne Endler hält die Fächerhandmethode vor allem für Hunde, die anspringen, um zu pöbeln und Grenzen auszutesten, für geeignet. «Die Handflächen nach unten sind eine optische Begrenzung, mit der ich klar signalisiere: Hier ist für dich Ende.»

Sobald alle vier Pfoten auf dem Boden sind, darf in ruhigem Ton gelobt und mit einem Futterstück belohnt werden. «Anspringen resultiert oft aus Aufregung. Wenn ich durch aufgeregtes Loben wieder Unruhe reinbringe, schiesse ich mir ein Eigentor», sagt Lippisch.

Auch Susanne Endler weist darauf hin, dass ohne Ruhe und Souveränität in der Hundeerziehung gar nichts laufe:

«Wenn man selbst einen schlechten Tag hat, ist es oft besser, keine Übungen zu machen. Werde ich laut und ungerecht, macht Training überhaupt keinen Sinn.»

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Die Tiere können riechen, wenn wir gestresst sind. - Christin Klose/dpa-tmn

Die meisten Hunde, sagt Melanie Lippisch, verstehen schnell und würden das unerwünschte Verhalten nach wenigen Tagen einstellen.

«Es gibt aber auch penetrantere Hunde, zum Beispiel sture Terrierarten, die weitermachen und erstmal austesten, wer den längeren Atem hat.»

Als zweite Möglichkeit, die sich vor allem für kleinere Hunde eignet, empfiehlt Lippisch beim Betreten der Wohnung, zwei, drei Futterstücke in den Raum zu werfen, um den Hund abzulenken.

Wird nach dem Fressen weiter angesprungen, soll man es mit der ersten Methode probieren.

Endler und Lippisch raten beide davon ab, sich vom Hund wegzudrehen oder gar einige Schritte rückwärts zu gehen. «Derjenige, der Raum einfordert, ist aus Sicht des Hundes in dem Moment der Überlegene», erklärt Melanie Lippisch.

Deshalb solle man sich in Richtung des Hundes lehnen und ihm klar signalisieren, dass man sich von ihm nicht verdrängen lässt.

Zu Hause lernen, draussen weiter üben

Hat der Hund einmal begriffen, dass er beim Halter nichts mit seinem Verhalten erreicht, heisst das noch nicht, dass er das auch auf andere Menschen und Situationen überträgt.

Lippisch rät daher dazu, sich Trainingspartner ins Boot zu holen. Freunde und Bekannte, die die Wohnung betreten, sollten den Hund zunächst ignorieren, wenn er mit Aufregung und Anspringen reagiert.

Hunde, die bei Spaziergängen Passanten anspringen, kann man mit gezieltem Schleppleinentraining und einem sicheren Rückruf davon abhalten.

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