In Viñales im Westen Kubas wohnen viele Touristen privat in Casas particulares. Eine Reise zur jungen Wiege des Individualtourismus der sozialistischen Insel.
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Grandioser Ausblick in das von Morgennebel verhangene Viñales-Tal. - Bernd Kubisch/dpa-tmn
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Das Wichtigste in Kürze

  • Individualtourismus hat in Kuba einen Namen: Viñales.
  • Viñales steht für ländliche Provinz, Nationalpark, Unesco-Welterbe und Privatunterkünfte.
  • Wer endemische Flora und Fauna, Kolonialstil, Kaffee und Caña mag, der ist hier richtig.

Schon die Anfahrt auf der sechsspurigen Autobahn von Havanna in Richtung Westen in die stille Provinz Viñales ist ein Abenteuer:

Neben den Autos fahren Traktoren und Velofahrer über Schlaglöcher und bröckelnden Asphalt, mehrfach muss man wegen neugieriger Rinder an der Strecke abbremsen.

Fincas und Felder, Bananen, Palmen und Gestrüpp umsäumen die letzten Kilometer auf holpriger Landstrasse. Von der Anhöhe ist der Blick auf das üppig grüne Valle de Viñales grandios:

Hohe Königspalmen, Tabakpflanzen, Bauernhäuschen, bizarre Kalk- und Karstfelsen, etliche in Kegelform, andere mit Kuppen wie Elefantenrücken.

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Das Viñales-Tal im Westen Kubas ist Nationalpark und Unesco-Welterbe. - Bernd Kubisch/dpa-tmn

Auch am Pool des Hotels Los Jazmines schauen Gäste gebannt in die Ferne. Das Viñales-Tal ist Nationalpark und Unesco-Welterbe. Öko- und Bauauflagen sind streng.

So gibt es im gleichnamigen Städtchen und der Umgebung nur fünf Hotels mit insgesamt rund 500 Betten.

Kuba pur in Viñales

Gut 1600 Familien machen aus der Zimmernot aber eine Tugend und vermieten Casas particulares, also Privatquartiere. Insgesamt sind es 4000 Betten - bei knapp 30'000 Bewohnern eine stolze Zahl.

Viñales zähle zu den Pionieren des Individualtourismus, sagt Tourismusexperte Gioacchino Cinquegrani.

Der Individualtourismus begann hier vor gut 20 Jahren. Auch in Havanna erhielten damals erste Familien staatliche Lizenzen zur Vermietung an Ausländer.

Viñales bietet Kuba pur. Gäste trinken im Freien Kaffee und Mojito, beobachten das Treiben am Platz mit Kirche und Hotel Central: Kubaner mit Einkaufsbeuteln, Schulkinder in Uniform, Touristen mit Rucksack auf der Bank unter Palmen dösend.

Gästehäuser in bunten Farben

Die meisten Häuser – viele im Kolonialstil - sind für kubanische Verhältnisse gepflegt.

Zum Beispiel in der Strasse Rafael Trejo: Die Häuser für Gäste leuchten himmelblau, lindgrün, beige und ocker, die Ziegeldächer rot. Schaukelstühle, Palmen und Aloe sind Blickfänger.

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In vielen Häusern vermieten Familien Privatquartiere an Gäste, sogenannte Casas particulares. - Bernd Kubisch/dpa-tmn

Allein auf 300 Metern stehen hier ein Dutzend Casas wie Villa Española, Yoselin y Yeto, Casa Yamira, Casa Ana.

Separater Eingang, Klimaanlage, Bad und Kühlschrank sind meist Standard: ab 25 US-Dollar für zwei Personen pro Nacht.

Wer mit der Familie isst und plaudert, lernt auch, dass der nationale Peso (CUP) die Schwindsucht hat und es privat für Schweizer Franken dreimal so viel zurückgibt wie in der Bank.

Schwere Ratten und ein riesiges Felsgemälde

Attraktion Nummer eins ist das berühmte Viñales-Tal. Es fasziniert wegen seiner Gewässer, Höhlen-Zeugnisse der Taino – der karibischen Ureinwohner – sowie wegen seiner endemischen Tiere und Pflanzen, die nur hier auf der Insel vorkommen.

Im Tal lebt etwa die seltene, bis zu sieben Kilo schwere Kuba-Baumratte. Sie klettert flink und knabbert im Stehen. Ein Lehrer aus Hannover, das vierte Mal hier, sucht bisher vergeblich nach dem Nager: «Nun muss ich wohl bei uns in den Zoo.»

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Die Mural de la Prehistoria, eine riesige bemalte Felswand, ist eines der Wahrzeichen des Viñales-Tals. - Bernd Kubisch/dpa-tmn

Beliebtestes Motiv ist zweifellos die gigantische Mural de la Prehistoria. Eine Felswand, 120 Meter hoch und 180 Meter breit, bunt bemalt mit prähistorischen Motiven. Der Mexikaner Leovigildo González Morillo hat sie 1961 mit seinem Team geschaffen.

Keine Frage: Wer auf Playa, Partys und Drinks rund um die Uhr Wert legt, für den ist der lange Strand mit riesigen All-inclusive-Hotels in Varadero, 140 Kilometer östlich von Havanna, der Hit auf Kuba.

Der Kontrast zwischen Varadero und Viñales, er könnte kaum grösser sein.

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