Kuba sucht neue Wege aus der Wirtschaftskrise
Kuba kämpft gegen die Wirtschaftskrise mit radikalen Reformen. Der Inselstaat öffnet seine Märkte für ausländisches Kapital wie nie zuvor.

Die kubanische Volkswirtschaft befindet sich in einer dramatischen Abwärtsspirale, die das sozialistische System an seine Grenzen bringt. Bereits das zweite Jahr in Folge verzeichnet Kuba ein negatives Wirtschaftswachstum: Experten prognostizieren für 2025 einen Rückgang von 1,5 Prozent.
Die strukturellen Probleme manifestieren sich in täglichen Stromausfällen, die bis zu 20 Stunden andauern können, und einer maroden Infrastruktur. Grundlegende Versorgungsengpässe bei Lebensmitteln und Treibstoff verstärken die Misere zusätzlich und treiben die Bevölkerung zur Verzweiflung.
Laut der «taz» rangiert Kuba gemeinsam mit Haiti am Ende des lateinamerikanischen Wirtschaftsrankings, was die Dringlichkeit fundamentaler Reformen unterstreicht. Die Regierung sieht sich gezwungen, ihre bisherige Wirtschaftspolitik grundlegend zu überdenken und neue Ansätze zu wagen.
Kuba öffnet seine Märkte: Ausländische Investoren als Rettungsanker
Havanna hat angekündigt, seine Märkte in bisher ungekanntem Ausmass für internationales Kapital zu öffnen. Aussenhandelsminister Oscar Pérez-Olivia präsentierte ein umfassendes Reformpaket, das vereinfachte und transparentere Verfahren für ausländische Unternehmen vorsieht.

Die neuen Regelungen erlauben es Investoren erstmals, stillgelegte Produktionsanlagen zu übernehmen und für vereinbarte Zeiträume zu betreiben. Nach Ablauf der Nutzungsperiode sollen diese Betriebe dann wieder an den Staat zurückfallen, wodurch eine Art temporäres Privatisierungsmodell entsteht.
Laut «Deutsche Welle» stellt diese wirtschaftliche Wende den weitestgehenden Öffnungsschritt der kubanischen Ökonomie seit Jahren dar. Die Massnahmen zielen darauf ab, die nationale Produktion anzukurbeln und gleichzeitig Exporterlöse zu steigern sowie Importe zu reduzieren.
Tourismus und Landwirtschaft als Schlüsselbereiche
Der krisengeschüttelte Tourismussektor soll durch neue Pachtmodelle wiederbelebt werden, bei denen internationale Hotelketten vollständige operative Kontrolle erhalten. Das erste Pilotprojekt startet bereits im Januar 2026 mit der Verpachtung des Hotels Origin Laguna Azul an die spanische Iberostar-Gruppe.
Parallel dazu setzt Kuba auf ausländische Expertise in der Landwirtschaft, um seine hohe Importabhängigkeit bei Nahrungsmitteln zu reduzieren. Ein vietnamesisches Unternehmen demonstriert bereits in der Provinz Pinar del Río, wie moderne Anbaumethoden die Reiserträge vervierfachen können.

Laut der «taz» könnte der Tourismus in diesem Jahr erstmals seit langem unter die Zwei-Millionen-Besucher-Marke fallen. Die schlechte Infrastruktur und häufigen Stromausfälle schrecken potenzielle Urlauber ab und erschweren die Erholung der Branche erheblich.
Finanzsektor und Arbeitsmarkt im Wandel
Erstmals öffnet Kuba auch seinen Banken- und Finanzsektor für ausländisches Kapital und führt neue Finanzierungsinstrumente ein. Sogenannte SWAP-Geschäfte sollen es ermöglichen, Schulden gegen temporäre Vermögenserträge zu tauschen und so Zugang zu frischen Devisenquellen zu schaffen.
Bedeutsame Änderungen gibt es auch bei den Arbeitsmarktregulierungen, die bisher ausländische Unternehmen zwangen, Personal ausschliesslich über staatliche Agenturen zu rekrutieren. Künftig können Firmen Mitarbeiter direkt einstellen und sogar Bonuszahlungen in US-Dollar gewähren.












