Der Arbeitgeber profitiert von qualifizierten Fachkräften, die stets auf der Höhe der Zeit sind. Gilt eine Weiterbildung eigentlich als Arbeitszeit?
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Zählt die Weiterbildung als Arbeitszeit oder private Zeit? - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Weiterbildungen werden oft als Arbeitszeit eingestuft. Hier gibt es klare Richtlinien.
  • Absprachen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sollten immer getätigt werden.
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Der Arbeitgeber profitiert natürlich von qualifizierten Fachkräften, die stets auf der Höhe der Zeit sind. Doch ob Weiterbildungen wirklich als Arbeitszeit gelten, war lange Zeit unklar. Seit 2017 bringt das Weiterbildungsgesetz zumindest in der Schweiz etwas Licht ins Dunkel.

Verpflichtung vom Arbeitgeber

Als arbeitsrechtliche Grundlage gilt zunächst Art. 13 Abs. 4 der Verordnung Nr. 1 zum Arbeitsgesetz:

«Muss sich ein Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin auf Anordnung des Arbeitgebers oder aufgrund seiner beziehungsweise ihrer beruflichen Tätigkeit von Gesetzes wegen weiter- oder fortbilden, dann stellt die dafür aufgewendete Ausbildungszeit Arbeitszeit dar.»

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Ob eine Weiterbildung als Arbeitszeit geltend gemacht wird, entscheidet der Arbeitgeber. - Depositphotos

Dies bedeutet zunächst einmal: Sobald der Arbeitgeber einen Mitarbeiter verpflichtet, an einem Wochenendseminar zur innerbetrieblichen Fortbildung teilzunehmen, gilt dies als Arbeitszeit. Der Mitarbeiter muss das dienstlich verbrachte Wochenende als zusätzliche Urlaubstage oder in Form bezahlter Überstunden vergütet bekommen. Auch die für die Vor- und Nachbereitung aufgewendete Zeit inklusive An- und Abreise gilt als Arbeitszeit.

Das Gleiche gilt übrigens für gesetzlich vorgeschriebene Weiterbildungen in bestimmten Berufen, zum Beispiel bei der Feuerwehr.

Das Recht auf Weiterbildung

Nicht ganz so klar ist die Lage, wenn sich der Mitarbeiter freiwillig weiterbilden möchte. Schliesslich kann dies für den Arbeitgeber bedeuten, dass sich der später besser qualifizierte Arbeitnehmer nach einer neuen Stelle umschaut.

Ein allgemeines Recht auf Weiterbildung gibt es in der Schweiz anders als beispielsweise in Deutschland nicht. In einigen Branchen ist dieses Recht allgemein vertraglich geregelt, zum Beispiel im Gesamtarbeitsvertrag der Gastronomie.

Absprachen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern

In der Regel ist es also den beiden Parteien selbst überlassen, sich zu einigen. Ist der Arbeitgeber mit der vorgeschlagenen Fortbildung einverstanden, wird er den Arbeitnehmer meist freistellen. Dies bedeutet, dass die für die Fortbildung aufgewendete Zeit als Arbeitszeit angerechnet und bezahlt wird.

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Wenn Sie eine Weiterbildung planen, müssen Sie dies stets mit dem Arbeitgeber absprechen. - Depositphotos

Natürlich hängt dies auch von der Kursdauer ab. Kaum ein Arbeitgeber wird einem guten Mitarbeiter den Besuch eines eintägigen Seminars in der nahen Grossstadt verwehren. Ein zweiwöchiger Sprachkurs in der Karibik dürfte hingegen auf weniger Gegenliebe stossen.

Weiterhin sollten Arbeitnehmer bei der Forderung nach Weiterbildungszeiten auf die betrieblichen Bedürfnisse Rücksicht nehmen. In einem Restaurant in einem Wintersportort sollte die Weiterbildung nicht in die Hauptsaison im Winter gelegt werden. In einem Betrieb, der vor allem in den zwei Monaten vor Weihnachten hohe Umsätze erzielt, verbieten sich die Herbstmonate.

Schriftliche Vereinbarung festhalten

Es empfiehlt sich, das Thema Weiterbildung in einem vertraulichen Mitarbeitergespräch oder im Jahresgespräch zur Sprache zu bringen. Dabei können gleich die Modalitäten verhandelt werden.

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Angebote vom Arbeitgeber sollten Sie schriftlich festhalten. - Depositphotos

Neben der Frage, ob es sich um Arbeitszeit handelt, steht beispielsweise auch die Kostenübernahme im Raum. Manchmal lohnt es sich, Kompromisse auszuhalten.

In jedem Fall sollte die Vereinbarung schriftlich festgehalten werden, damit sich beide Seiten darauf berufen können.

Genehmigt ihr Arbeitgeber die Weiterbildung als Arbeitszeit?

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