Sommersalat oder ein Smoothie stehen im Sommer bei vielen auf dem Speiseplan – oft überwiegen rohe Mahlzeiten. Was Rohkost bedeutet – für Gesundheit und Genuss.
Zucchetti Karotte Spaghetti Rohkost
Wenn die Zucchetti oder die Karotte als Spaghetti daherkommt: In der rohköstlichen Küche geht es oft kreativ zu. - Christin Klose/dpa-tmn
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Ernährung mit hohem Rohkost-Anteil kann helfen, Zivilisationskrankheiten vorzubeugen.
  • Dabei sind 50 bis 70 Prozent Rohkost optimal, auf Eiweisszufuhr muss geachtet werden.
  • Wer mehr Rohkost in seinen Alltag einbauen will, fängt am besten mit kleinen Schritten an.

Frische, unverarbeitete Lebensmittel – daraus setzt sich eine Rohkost-Ernährung zusammen. So definiert es zumindest Petra Bracht, Fachärztin für Allgemein- und Ernährungsmedizin.

Die einzige Regel: Um die Frische der Lebensmittel zu wahren, werden sie nicht über 42 Grad erwärmt. Der Herd bleibt also kalt, stattdessen sind Küchenmaschine, Mixer und vielleicht auch ein Dörrgerät die wichtigsten Geräte.

Viele Varianten – und grosser Einfallsreichtum

Alles Gemüse, oder was? Das gilt bei Rohkost nicht unbedingt. Zwar gibt es hauptsächlich vegane oder vegetarische Varianten. Rohkost-Ernährung kann aber auch bedeuten, rohen Fisch, rohes Fleisch und rohe Eier zu essen, manchmal auch Rohmilch und Rohmilchkäse.

Wie Rohkost letztendlich umgesetzt wird, kann sehr unterschiedlich aussehen, sagt Bracht, die Autorin mehrerer Ernährungsratgeber ist.

Schneidebrett Blumenkohl Rohkost Messer
Blumenkohl kann man auch roh essen: zum Beispiel als Zutat in Smoothies oder geraspelt im Salat. - Christin Klose/dpa-tmn

Auch auf dem Teller am Ende: Von Spaghetti aus Zucchetti und Karotten bis hin zu No-Bake-Brownies aus Datteln und Nüssendie Rohkost-Küche lädt dazu ein, kreativ zu werden.

Rohkost als Lebensstil

So ist es auch bei Melanie und Sönke Brummerloh. Sie essen mehr als die Hälfte ihrer Lebensmittel rohköstlich.

«Obwohl es bei uns immer um gesundes Essen geht, hat tatsächlich der Geschmack die höchste Priorität», schreiben die beiden auf ihrem Vollwert-Blog.

Anfangs hatte der Umstieg auf eine überwiegend pflanzliche und rohköstliche Ernährung jedoch gesundheitliche Gründe. Während Melanie Brummerloh unter Gelenkschmerzen litt, hatte Sönke Brummerloh seit seiner Kindheit mit Neurodermitis, Heuschnupfen und Allergien zu kämpfen.

Mit mehr Rohkost gegen Wohlstandskrankheiten

Das Paar beschloss, die Ernährung umzustellen, und bemerkte schnell eine Besserung der Beschwerden. «Vollwertige Rohkost kann sehr schnell helfen», bestätigt Ernährungsmedizinerin Bracht.

Sobald man die Ernährung umstelle, verändere sich auch das Mikrobiom, also die Darmflora. Das wirke sich wiederum unmittelbar auf das Immunsystem aus.

Rohkost-Ernährung kann zudem helfen, ungesunde Blutfettwerte wieder zu normalisieren.

Mann Rohkost Karotte Ernährung
Sich komplett von Rohkost zu ernähren, ist nicht unbedingt empfehlenswert. Aber: Wer einen guten Teil seines Essens roh zu sich nimmt, tut etwas dafür, hohe Blutfettwerte wieder ins Gleichgewicht zu bringen. - Christin Klose/dpa-tmn

Bei vielen typischen Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, Allergien, Schmerz- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat die Medizinerin in ihrer Praxis schnelle Besserung nach einer Ernährungsumstellung beobachtet.

Die Ernährung muss «lebbar» sein

Eine reine Rohkost befürwortet die Ernährungsmedizinerin allerdings nicht. Wenn man sich nur von Obst, Gemüse und Kräutern ernährt, könne das zu einem Eiweissmangel führen.

Ist die Ernährung zu einseitig, kommt es zudem möglicherweise zu einem starken Gewichtsverlust. Und: Es kann passieren, dass die Menstruation ausbleibt. Ausserdem, so findet Bracht, müsse das Ganze noch «lebbar» sein: «50 bis 70 Prozent Rohkost sind optimal.»

Wer mehr Rohkost-Mahlzeiten in seinen Alltag einbauen will, fängt am besten mit kleinen Schritten an. Ein Salat als Mittagessen, ein Zmorge aus frisch gemahlenem Getreide und Obst, ein selbstgemachter Energyball aus Datteln als Snack.

Gründlich kauen und Nährstoffversorgung im Blick haben

Schritt für Schritt – dazu rät auch Ernährungsmedizinerin Bracht, die sich selbst seit rund 30 Jahren von mindestens 50 Prozent Rohkost ernährt. «Am besten gibt man sich ein Vierteljahr Zeit, um sich daran zu gewöhnen», sagt sie.

Datteln Energyball Kokos Frau
Aus Datteln, Nüssen und Kokosraspeln sind rasch süsse Snacks hergestellt. Auch sie finden in einer rohköstlichen Ernährung Platz. - Franziska Gabbert/dpa-tmn

Übrigens: Gerade bei Rohkost ist gründliches Kauen wichtig. So leistet man gute Vorarbeit für die Verdauung. Um Nährstoffmängeln entgegenzuwirken, empfiehlt Bracht, regelmässig Vitamin B12 sowie ein Multivitaminprodukt zu sich zu nehmen.

Mit Offenheit und einem guten Mixer

Neben der Motivation und dem Hintergrundwissen zählt im Alltag vor allem auch eine gute Ausstattung. Zur Grundausstattung zählen laut den Brummerlohs ein gutes Messer, ein Schneidebrett und ein stabiler Mixer.

Und ansonsten: Offenheit für die rohköstliche Vielfalt.

Ein Gemüse, das die beiden besonders begeistert, ist Blumenkohl. Denn der lässt sich nicht nur in Salate oder Smoothies mischen, sondern eignet sich auch hervorragend für veganes Blumenkohl-Sushi.

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