EU: Polen erfüllt Voraussetzung für Corona-Hilfen nicht

Seit Monaten ringen Brüssel und Warschau um die Freigabe der Corona-Hilfen für Polen. Die Änderungen am polnischen Justizsystem seien jedoch nicht ausreichend.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. - Philipp von Ditfurth/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Polen erfüllt die Bedingungen für Hilfen aus dem EU-Coronafonds nicht.
  • Die jüngsten Änderungen am Justizsystem seien unzureichend.
  • Daher könne zurzeit keine Zahlung freigegeben werden.

Die EU-Kommission hält die jüngsten Änderungen am polnischen Justizsystem für unzureichend, um die Auszahlung von Mitteln aus dem milliardenschweren EU-Coronafonds zu ermöglichen.

Man analysiere das neue Gesetz zum Disziplinarregime für Richter zwar noch, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Litomysl. «Aber ich kann schon jetzt sagen, dass dieses neue Gesetz nicht gewährleistet, dass Richter den Status eines anderen Richters in Frage stellen können, ohne ein Disziplinarverfahren zu riskieren.»

Dies sei jedoch eine notwendige Voraussetzung und müsse geklärt werden, bevor die erste Zahlung an Polen freigegeben werden könne, bestätigte von der Leyen. Die Deutsche Presse-Agentur hatte über die erste Analyse bereits am Mittwoch berichtet.

Darum geht es in dem Streit

Die EU-Kommission blockiert seit Monaten die Freigabe der Corona-Milliarden, weil sie eklatante Mängel im polnischen Justizsystem sieht. Zuletzt einigte sie sich allerdings mit der Regierung in Polen auf Voraussetzungen zur Auszahlung der Mittel in Höhe von bis zu 35 Milliarden Euro. Warschau ging davon aus, dass mit dem neuen Gesetz die Voraussetzungen erfüllt werden.

Von der Leyen war am Freitag zu Besuch in Tschechien, das die rotierende Präsidentschaft unter den EU-Ländern übernommen hatte. Bei strittigen Themen wie eben der Beurteilung der Rechtsstaatlichkeit in Polen werde das Land die Rolle eines «neutralen Vermittlers» einnehmen - auch wenn Tschechien mit Polen eng etwa in der sogenannten Visegrad-Gruppe zusammenarbeitet, betonte Ministerpräsident Petr Fiala.