Grünliberale: Skilift-Stopp ohne Rücksicht auf Tourismus

Bei Strommangel sollen Skilifte gegen Entschädigung abgeschaltet werden. Barbara Schaffner (GLP) sieht keinen Grund, auf den Tourismus Rücksicht zu nehmen.

Barbara Schaffner, GLP-ZH, spricht zum öffentlichen Verkehr, an der Herbstsession 2020 im Nationalrat in Bern. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Barbara Schaffner (GLP) will Firmen entschädigen, die freiwillig auf Strom verzichten.
  • So könnte im Winter ein allgemeiner Strommangel in der Schweiz verhindert werden.
  • Wenn die Skilifte stillstehen, sollen die Touristiker der Region jedoch leer ausgehen.

Der Notfallplan ist klar: Bevor es zum totalen Blackout kommt, würden bei einer Strom-Mangellage im Winter gezielte Abschaltungen vorgenommen. Es wird allerdings eine hitzige Debatte darüber geführt, wem als Erstes der Stecker gezogen würde.

Barbara Schaffner, Nationalrätin der GLP, hat bereits Mitte März einen Vorschlag gemacht, wie die Rationierung aussehen könnte. Der Bund soll ein marktwirtschaftliches System schaffen, wo Unternehmen abschaltbare Kapazitäten zu einem bestimmten Preis anbieten können. Bei drohendem Blackout würde zuerst das günstigste Angebot angenommen.

Barbara Schaffner, Nationalrätin Grünliberale. - Nau.ch

Dieser Strommarkt wäre branchenunabhängig, wie Schaffner betont. In diesem Zusammenhang wird viel über Skilifte diskutiert. Denkbar wären jedoch auch andere grosse Stromverbraucher, etwa Industriebetriebe wie Papierfabriken oder Stahlwerke.

«Skilifte sind einfach ein Beispiel, weil man oft sieht, dass sie bei trübem Wetter – das heisst knappem Sonnenstrom – unnötigerweise laufen», sagte die Vertreterin der GLP zu Nau.ch über ihren Vorstoss, den der Nationalrat bereits angenommen hat.

«OSTRAL sieht gar keine Entschädigungen vor»

Die Tourismusbranche wehrt sich allerdings gegen die Abschaltpläne. Sie argumentiert, dass bei einem Stillstand der Skilifte die gesamte Tourismusbranche einen enormen wirtschaftlichen Schaden erleiden würde.

Ein unbesetzter Skilift läuft im Nebel auf der Bettmeralp VS. - Nau.ch

Die Politikerin der GLP entgegnet, dass ihr System immerhin eine Entschädigung für die Betreiber vorsehe. Denn: «Falls die Angebote des Marktes für Lastabwurf nicht ausreichen, kommt es zu erzwungenen Lastabschaltungen gemäss Szenario der ‹Organisation für Stromversorgung in Ausserordentlichen Lagen› OSTRAL. Eine Entschädigung für diesen Fall ist meines Wissens nicht vorgesehen.»

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Schaffner sieht allerdings keinen Bedarf, auch indirekt betroffene Betriebe zu entschädigen: «Was den Tourismus betrifft, ist das ja eine Branche, die sehr schnell und erfolgreich Sonderkonditionen für sich herausholt. Da gibt es aus meiner Sicht überhaupt keine Begründung, hier darauf Rücksicht zu nehmen.»

An einem funktionierenden Stromnetz würden schliesslich sehr viele Anwendungen hängen. Viele davon seien viel wichtiger für das Funktionieren unserer Gesellschaft, so Schaffner. «Manche davon sind sogar überlebenswichtig!»