Coronavirus: Bund informiert zur Quarantäne und aktuellem Stand

Update rund um das Coronavirus durch Fachleute des Bundes: Hauptthema in der heutigen Medienkonferenz war die Umsetzung der Quarantäne und die Länderliste.

Medienkonferenz des Bundes auf Fachebene zum Coronavirus.

Das Wichtigste in Kürze

  • Experten des Bundes informieren zur aktuellen Entwicklung rund um das Coronavirus.
  • Wie gut werden die Quarantäne-Massnahmen befolgt?
  • Die Schweizer Zahlen pendeln weiterhin um die 100 pro Tag.

Medienkonferenz mir drei Fachleuten des Bundes, wobei heute vor allem Patrick Mathys vom BAG zu Wort kam. Denn die Fragen drehten sich primär um die Quarantäne-Regelung, die angestiegenen Fallzahlen und die Vorbereitung auf die Grippe-Saison.

Die wichtigsten Punkte

Fallzahlen: Die Einordnung sei momentan noch schwierig, weil die Zahlen relativ stark schwankten. Mathys beschreibt die Lage aber als «gefährlich stabil». Jedenfalls gehe man eher von steigenden als von sinkenden Ansteckungen mit dem Coronavirus aus.

Risiko-Länder: Hier wird es Anfang nächste Woche Änderungen geben, weil in verschiedenen Ländern die vom Bund gesetzten Limiten mittlerweile überschritten werden. Es gehe um rund ein Dutzend Länder, Details werden keine verraten, ausser eins: Luxemburg wird drauf sein.

Wer aus Risiko-Ländern in die Schweiz zurückkehrt, muss zehn Tage lang auf Spazieren, Joggen und Einkaufen verzichten. - Keystone/pexels.com

Quarantäne-Kontrolle: Mit Durchsagen in Flügen und Bussen soll besser informiert werden, desgleichen mit Handy-Pushs bei der Einreise. Stichproben von Passagierlisten werden vom BAG aufbereitet und an die Kantone übergeben.

Grippe-Impfstoff: Das BAG versucht so viele Impf-Dosen wie möglich zu beschaffen, zusätzlich zur regulären Beschaffung im Gesundheitswesen. Das sei aber schwierig, weil die anderen Länder genau so versuchten, möglichst kein Durcheinander von Grippe- und Coronavirus-Erkrankten zu bekommen.

So verlief die Medienkonferenz

15:05 Gibt es allenfalls andere Personengruppen, bei denen sich eine andere Einstufung des Risikos anbahnt? «Nein», sagt Mathys nach einigem Überlegen. Es habe zwar zwischendrin mal Anzeichen gegeben, dass Raucher durch das Coronavirus sogar weniger gefährdet seien. Das habe sich mittlerweile aber auch relativiert.

15:00 Warum wartet man zu bei der Entscheidung, ob Schwangere zur Risikogruppe gehören? Gemäss Studien ist zum Beispiel eine Übertragung des Coronavirus von der Mutter auf das ungeborene Kind möglich. Ursprünglich hat das BAG Schwangere explizit nicht als gefährdet eingestuft, weil es dazu keine Anzeichen gebe.

Eine Hebamme trägt Schutzausrüstung zur Prävention einer Ansteckung mit dem Coronavirus und untersucht eine schwangere Frau. - Keystone

«Diese Daten sind relativ neu», so Mathys. Deshalb habe man die Neubeurteilung erst auf Ende Monat angekündigt. Einiges spreche dafür, dass Schwangere zur Risikogruppe gehörten. Man sei aber im Kontakt

«Gefährlich stabil»

14: 55 Die Fallzahlen sind angestiegen, aber nicht sehr stark. Wie würde Mathys dies einordnen? «Gefährlich stabil». Man sei nicht bei zwei-drei Fällen, sondern bei 150 Fällen pro Tag. So sei eine zweite Welle jederzeit im Bereich des Möglichen. Die Schweiz sei im Bereich der Nachbarländer, aber auch dort seien grosse Fluktuationen zu verzeichnen.

Pendler halten sich an die Maskenpflicht: Seit dem Montag 6. Juli gilt die Maskenpflicht im ÖV. - Keystone

14:50 Wirkt die Maskenpflicht im ÖV gegen das Coronavirus? «Das können wir nicht sagen», gesteht Mathys, es sei einfach eine der Massnahmen, die helfen soll. Die Maskenpflicht sei noch zu wenig lange in Kraft, um eine gesicherte Aussage zu treffen. Ob eine Maskenpflicht in Läden sinnvoll sei, lasse sich gleichermassen schwer sagen. Denn wissenschaftlich sei es aufgrund der statistisch kleinen Zahlen schwer, hier etwas nachzuweisen.

14:40 Wie soll die «soziale Kontrolle» der Rückkehrer aus Risikoländern funktionieren? Macht man sich mitschuldig, wenn man jemanden nicht verpetzt? Mathys will sich die Finger nicht verbrennen und verweist auf den BAG-Juristen Amedeo Cianci: «Klares Nein», lautet die klärende Antwort.

App-Werbung

14:35 Eine Frage zur SwissCovid-App beziehungsweise zum Faux-pas der Mobile-Provider, die ungefragt SMS verschickt hatten. Zur Verwirrung oder Irritation geführt habe primär, dass als Absender das BAG angegeben worden sei, so Mathys. «Hat jetzt das BAG meine Telefonnummer?», hätten sich wohl viele gefragt. Grundsätzlich sei es wünschenswert, dass die App beworben werde.

Die täglichen Nutzungs-Zahlen der Covid-App vom BfS. Oben die vergangenen sieben Tage, unten der Verlauf seit der Lancierung. - BfS/BIT

Es sei hingegen so, dass in die Schweiz Einreisende beim ersten Kontakt mit einem Schweizer Provider eine Push-Meldung erhalten, die auf die App hinweise. «Neu werden wir auch versuchen, die Informationen zur Quarantäne auf diesem Weg zu geben.»

Grippe-Impfung am Horizont

14:30 Eine Frage zur Versorgung mit dem Grippe-Impstoff, der knapp werden könnte aber dringend empfohlen wird. Das BAG wolle sicher zusätzliche Dosen in die Schweiz bringen können, aber: «Es ist schwierig.» Man sei nicht das einzige Land, das das Vermischen von Symptomen der Grippe und des Coronavirus möglichst verhindern wolle.

Mathys erläutert noch einmal, warum die Produktionskapazitäten für den Grippe-Impfstoff knapp sind. Einerseits seien die Produktionsanlagen auf die übliche, jährliche Bestellmenge ausgerichtet. Andererseits dauere die Produktion lange. Deshalb werden bereits sechs Monate vor der winterlichen Grippe-Welle die Viren-Typen bestimmt, die dann schliesslich in der Impfung sein sollen.

Achtung, es piekst gleich ein bisschen: Eine Praxisassistentin verabreicht eine Grippeimpfung, aufgenommen am 30. Januar 2015 im Arzthaus in Zürich. - Keystone

14:27 Warum werden die Passagierlisten nur stichpobeartig geprüft? Das sei aufgrund der schieren Menge an Daten, sagt Mathys. Es gelte zunächst auch, erst einmal Erfahrungen zu sammeln. Eine vollständige Kontrolle wäre wohl nur mit Methoden möglich, die man eher «in totalitären Staaten als in der Schweiz zu vermuten wären».

Stellungnahmen und Überblick

14:25 Barbara Büschi, Stellvertretende Direktorin im Staatssekretariat für Migration SEM geht auf die Einreiseliste ein, welche sich von der BAG-Liste unterscheidet. Aus diesen Ländern ist keine Einreise möglich, auch nicht mit Einhaltung einer Quarantäne. Dies betrifft neu auch Montenegro, umgekehrt ist ab Montag die Einreise aus sämtlichen Schengenstaaten wieder möglich.

Büschi geht auf die nicht-verheirateten, binationale Paare ein, die sich gerne wieder sehen würden. «Wir werden die Einreisebestimmungen für diese Personen möglichst rasch anpassen.» Man sei mit entsprechenden Ländern in Kontakt, es brauche aber noch verschiedene Abklärungen.

14:20 Die App mache so oder so Sinn, denn sie bringe einen Mehrwert. So sei es wohl für jedermann schwierig, sich zu erinnern, mit wem man wo in den letzten fünf Tagen eine Viertelstunde verbracht habe. Damit schliesst Mathys und übergibt an die nächste Rednerin.

Eine Frau nutzt wegen des Coronavirus die SwissCovid Contact-Tracing-App auf ihrem Smartphone. (Archivbild) - Keystone

14:15 Die App wurde inzwischen zwei Millionen mal heruntergeladen, aber nur etwa eine Million Apps sind aktiv. Woher dieser Unterschied genau kommt, lasse sich schwer sagen. Eine App gelte aber nicht als aktiv, wenn zum Beispiel der Flugmodus eingeschaltet ist.

Was man wegen dem eingebauten Datenschutz nicht wisse, sei, wie viele Personen wegen der App gewarnt wurde. Mathys’ Fazit: «Die App funktioniert und es konnten bereits Personen über potentielle Kontakte gewarnt werden.» Aber natürlich sei nicht alles perfekt.

Kontrolle der Quarantäne soll verbessert werden

14:12 Wie wird die Einhaltung der Quarantäne kontrolliert? Grundsätzlich sei eine flächendeckende Kontrolle nicht möglich, hält Mathys fest. Auch seien im Prinzip die Kantone dafür zuständig. Bei Flügen sei man jetzt dazu übergegangen, die relevanten Kontaktdaten den Kantonen zur Verfügung zu stellen. Damit seien dann Stichproben-Kontrollen möglich.

Das BAG seinerseits kontrolliere stichprobenmässig rund 30 Flüge. Wie genau, will Mathys nicht verraten. Es sei aber klar, dass man die Quarantäne umgehen könne, aber das BAG setzt auch auf soziale Kontrolle.

14:10 Wie werden die Reisenden informiert? Grundsätzlich gebe es hier immer eine Hol-Schuld, sich beim Reisen zu informieren. Das habe schon vor dem Auftregen des Coronavirus gegolten. Informationsquellen gebe es zu Genüge.

Das reiche unter Umständen nicht, weshalb das BAG verordnet habe, dass auf Flügen und in Bussen Durchsagen gemacht werden müssen.

Lage international

14:07 Sorgen bereitet Mathys die internationale Lage, mit Indien, wo die Fallzahlen sehr hoch sind. Einzig Afrika sei – glücklicherweise – vom Coronavirus wenig betroffen. Aber einige Länder, zum Beispiel Brasilien, seien bereits deutlich in der zweiten Welle.

Ein Mann wird in Neu Delhi auf das Coronavirus getestet. - keystone

10 Prozent sind importierte Fälle. Das sei eine ernstzunehmende Zahl. Im Detail könne er nicht darauf eingehen, wie sich die Länderliste entwickeln werde. Aber bei rund einem Dutzend Länder sei es wahrscheinlich, dass es neu auf der Risikoliste aufgenommen werde.

14:05 Contact Tracing: 630 Personen sind laut Angaben der Kantone isoliert, in Quarantäne sind rund 2300. In Zukunft wolle man unterscheiden können zwischen Personen, die aufgrund des Contact Tracings in Quarantäne gesetzt wurden und solchen, die aus dem Ausland einreisten.

Tests und Fallzahlen des Coronavirus

14:00 Als Erster spricht Patrick Mathys vom BAG. Er blickt zunächst auf die aktuelle Lage in der Schweiz. Die Testzahlen der letzten sieben Tage, rund 700 Fälle, sei vergleichbar mit dem Zeitraum zuvor. Aber: Die Anzahl der positiven Fälle sei sehr starken Schwankungen unterworfen, insbesondere am Wochenende. Deshalb seien Tageszahlen schwer zu interpretieren.

Die Zahlen seien aber sicher angestiegen, auch bei den Hospitalisierungen gebe es eine Zunahme. Die Anzahl positiver Tests am gesamten Testvolumen habe ebenfalls zugenommen auf ungefähr zwei Prozent. Der Kurzschluss «es gibt mehr Infektionen» sei deshalb aber nicht korrekt, weil auch das Testvolumen stark schwanke.

Die aktuellsten Zahlen in der Schweiz vom 18. Juli: 1623 aktive Coronavirus Fälle, 110 Neuinfizierte. - Worldometers.info

Die Bevölkerung erhofft sich einige klärende Worte von oberster Stelle zum aktuellen Umgang mit dem Coronavirus. Einerseits sind die Fallzahlen zwischenzeitlich wieder angestiegen, heute aber wieder etwas tiefer. Andererseits muss sich der Umgang mit den Quarantäne-Anordnungen immer noch einspielen. Die Liste der Risikoländer wird laufend infrage gestellt, aber Änderungen sind derzeit nicht in Sicht.

Drei Experten zum Coronavirus vor Ort

An der heutigen Medienkonferenz auf Fachebene werden drei Personen vorne auf dem Podium Platz nehmen. Es sind dies:
Barbara Büschi, Stellvertretende Direktorin, Staatssekretariat für Migration SEM
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG
Amedeo Cianci, Leiter Sektion Rechtsbereich 2, Bundesamt für Gesundheit BAG