JP Morgan macht mehr Gewinn und warnt vor Konjunkturrisiken

Inflations- und Rezessionsängste halten die Finanzmärkte in Atem – das macht sich auch in den Bilanzen der grossen US-Banken bemerkbar. Branchenführer JP Morgan Chase verdiente zuletzt zwar besser, warnt jedoch vor Risiken für das Wirtschaftswachstum.

JPMorgan ist die grösste US-Bank. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Höhere Zinserträge haben der grössten US-Bank JP Morgan Chase im Schlussquartal überraschend viel Gewinn beschert.

Allerdings warnte Vorstandschef Jamie Dimon vor zunehmenden Gefahren für die Weltwirtschaft und sorgte damit für Nervosität bei Anlegern.

Auch der Rivale Citigroup wappnet sich mit höheren Rückstellungen für einen längeren Konjunkturabschwung. Die führende US-Investmentbank Goldman Sachs legte nach wenig erfolgreichen Gehversuchen im Privatkundengeschäft einen milliardenschweren Spartenverlust offen. An der Wall Street sorgte dies zunächst für Verstimmung.

Die grossen Geldhäuser eröffnen traditionell den vierteljährlichen Bilanzreigen der US-Unternehmen – ein gutes Omen blieb diesmal aus. JP Morgan meldete für das vierte Quartal zwar einen im Jahresvergleich um rund sechs Prozent höheren Gewinn von gut 11 Milliarden Dollar und übertraf damit die Erwartungen der Branchenexperten. Konzernchef Dimon schlug jedoch vorsichtige Töne an und warnte vor geopolitischen Spannungen, Ungewissheiten bei der weltweiten Energie- und Lebensmittelversorgung sowie schwindender Kaufkraft aufgrund hartnäckig hoher Inflation.

Dabei lief es im Schlussquartal für JP Morgan relativ rund. Die Erträge kletterten im Jahresvergleich um 17 Prozent auf 35,6 Milliarden Dollar. Den Zinsüberschuss steigerte JP Morgan um fast die Hälfte auf mehr als 20 Milliarden Dollar.

Da die US-Notenbank Fed die Leitzinsen im Kampf gegen die Inflation kräftig angehoben hat, ist das Kreditgeschäft lukrativer geworden. Die Kehrseite ist allerdings die Gefahr, dass Kunden ihre Schulden nicht zurückzahlen können. Für ein Krisenszenario mit Kreditausfällen auf breiter Front rüsten sich Finanzkonzerne wie JP Morgan, indem sie höhere Kapitalpolster als Risikovorsorge bilden.

Der US-Marktführer legte hierfür im vierten Quartal 1,4 Milliarden Dollar beiseite, was die Bilanz drückte. Ein Profittreiber war neben den Zinseinkünften das Handelsgeschäft mit Wertpapieren wie Aktien und Anleihen. Die Nervosität an den Finanzmärkten sorgte für grosse Aktivität an den Börsen, so dass viele Anleger ihre Portfolios umschichten liessen – das beschert den Banken hohe Einnahmen. Im klassischen Investmentbanking – hierzu zählen die Betreuung von Börsengängen, Fusionen oder Übernahmen – herrschte Flaute. JP Morgans Erträge brachen hier um 57 Prozent ein.

Bei der Citigroup liess die erhöhte Risikovorsorge den Quartalsgewinn bereits einbrechen. In den drei Monaten bis Ende Dezember fiel das Nettoergebnis im Jahresvergleich um 21 Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar, wie das Geldhaus bekanntgab.

Die Zahlen lieferten einen Hinweis darauf, wie die schwierige Wirtschaftslage US-Konsumenten zusetzt – die Kreditausfälle stiegen im Schlussquartal im Jahresvergleich bereits um 36 Prozent an. Im Tagesgeschäft legten die Einnahmen indes deutlich zu. Citi erhöhte die Erträge insgesamt um sechs Prozent auf 18 Milliarden Dollar.

Die Bank of America verdiente im vierten Quartal 7,1 Milliarden Dollar – rund zwei Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Erträge stiegen um elf Prozent auf 24,5 Milliarden Dollar. Der aufgrund verschiedener Skandale seit Jahren kriselnde Konkurrent Wells Fargo musste einen Gewinneinbruch um rund die Hälfte auf 2,6 Milliarden Dollar verkraften.

Schlechte Nachrichten lieferte auch Goldman Sachs. Das Wall-Street-Haus legt seine Quartalszahlen eigentlich erst in der kommenden Woche vor. Es beichtete für die ersten neun Monate 2022 aber bereits einen Vorsteuerverlust von 1,2 Milliarden Dollar in seiner neuen Privatkundenparte «Platform Solutions».