Krieg in Nahost: Putin als «Friedensstifter», Trump fährt Zickzack
Wladimir Putin bietet sich als Vermittler im Iran-Israel-Konflikt an – doch seine Glaubwürdigkeit ist gering, seine Motive fraglich.

Das Wichtigste in Kürze
- Wladimir Putin ist ein Verbündeter des Irans – Israel lehnt ihn als Vermittler ab.
- Donald Trump zeigt sich offen für Putins Vorschlag, bleibt aber in Nahost uneinheitlich.
- Ein US-Kriegseintritt ist laut Experten nur bei direkter Bedrohung realistisch.
Wladimir Putin hat sich in einem Telefongespräch mit Donald Trump als Vermittler im Krieg zwischen Israel und dem Iran angeboten.
Dies erzählte US-Präsident Trump am Wochenende in einem Interview mit dem Fernsehsender ABC. «Ich wäre offen dafür», sagte Trump zu einer solchen Rolle Putins.
Experte hält Putin-Vorschlag für «illusorisch»
Wie realistisch wäre eine Vermittlerrolle Putins überhaupt? Immerhin gehört Russland zu den Verbündeten des Irans und würde bei Verhandlungen kaum eine neutrale Rolle einnehmen.
«Der Vorschlag ist illusorisch», sagt Russland-Experte Ulrich Schmid von der Hochschule St. Gallen. «Putin hat diesen Vorschlag nur gemacht, um seine Position bei Trump zu stärken.»
Allerdings sei Putin in einer denkbar schlechten Position, um im israelisch-iranischen Krieg zu vermitteln: «Putin hat sich bereits am 7. Oktober 2023 klar auf die Seite der von Iran unterstützten Hamas geschlagen. Damit hat er seine funktionierenden Beziehungen zu Israel aufs Spiel gesetzt.»
Es sei deshalb kaum denkbar, dass Israel Putin als Vermittler akzeptieren würde. Überhaupt: «Als Aggressor im Ukrainekrieg verfügt Putin über wenig Glaubwürdigkeit, wenn es darum geht, einen Frieden zu vermitteln.»
Russland will auch nicht, dass Iran eine Atommacht wird
Die Beziehungen zwischen Russland und dem Iran seien komplex. Schmid: «Auf der einen Seite ist der Iran ein Kooperationspartner und wichtiger Rüstungslieferant im Ukraine-Krieg. Zum anderen will aber auch Russland nicht, dass Iran zu einer Atommacht wird.»
Einen Eintritt in den iranisch-israelischen Krieg hat Putin von Anfang an ausgeschlossen. «Iran und Russland bilden eine Interessengemeinschaft, nicht eine Wertegemeinschaft», sagt Schmid.

Die Möglichkeiten einer gegenseitigen militärischen Unterstützung seien sehr beschränkt, denn: «Beide Länder sind in einen schwierigen Krieg verwickelt.»
Undurchsichtig ist derzeit auch die Rolle von Trump. Der US-Präsident wechselt seine Meinung zur Lage in Nahost beinahe im Stundentakt.
Donald Trump versucht den Spagat
Es ist ein Beleg der Zerrissenheit seiner MAGA-Anhänger. Eine Gruppe will sich gemäss der Devise «America first» gänzlich aus dem Konflikt heraushalten.
Aussenpolitische Hardliner in den Reihen der Republikaner fordern von Trump dagegen eine aktivere Rolle bei der Unterstützung Israels.
Was bräuchte es, um die USA tiefer in den Krieg zu ziehen?
US-Experte Reinhard Heinisch von der Universität Salzburg sagt: «Der Kriegseintritt der USA würde wohl erfolgen, falls die Strasse von Hormus vom Iran geschlossen würde. Oder falls auf US-Basen ein Angriff erfolgen sollte oder US-Interessen direkt bedroht würden.»
Man dürfte dazu nicht vergessen, dass in Israel über 100'000 US-Bürger leben. «Diese werden die USA immer verteidigen.»
Die überstürzte Abreise von Trump vom G7-Gipfel in Kanada beweist, dass die USA bald aktiver werden. Die grosse Frage ist: aktiver in Sachen Atom-Verhandlungen oder aktiver bezüglich Kriegsteilnahme?
Für Heinisch ist klar, dass ein Atom-Deal nur unter einer Voraussetzung gelingen könnte: «Israel wird auf einem kompletten Ende des Atomprogrammes des Irans und der Anreicherungen von Uran bestehen. Und wird wohl nicht ruhen, bis das erreicht ist.»
Die Voraussetzungen für einen Atom-Deal
Jede Zentrifuge und alle Bestände hochangereicherten Urans würden vom Iran aufzugeben sein. «Wenn der Iran dazu bereit ist und das Israel glaubhaft gemacht werden kann, dann wird Israel das annehmen.»
Sollte es nicht dazu kommen, dürften weiterhin Bomben fliegen. Putin hin, Trump her.