Coronavirus – Experte: «Jetzt weichen sich die Fronten auf»

Die Masken- und Zertifikatspflicht in der Schweiz ist weitgehend Geschichte. Das Coronavirus sorgte für viel Streitereien – nun weichen sich die Fronten auf.

Das Coronavirus sorgte für Proteste, die wiederum Gegendemos auslösten. Jetzt weichen die Fronten auf, so Soziologe Ueli Mäder. (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Diskussionen über Impfung und Masken sorgten in der Schweiz für rote Köpfe.
  • Viele zerstritten sich mit Freunden oder Familie, einige brachen gar den Kontakt ab.
  • Mit den Lockerungen scheinen sich die Fronten nun aufzuweichen, so ein Soziologe.

Der Onkel will keine Maske tragen, die Mutter ist Impfgegnerin und der Bruder trifft niemanden mehr, der kein Zertifikat hat. Solche Geschichten kennen viele aus Zeiten der Pandemie – Meinungsverschiedenheiten zum Coronavirus konnten für ordentlich Zoff sorgen.

Und auch jetzt, wo es weitgehend keine Masken- oder Zertifikatspflicht mehr gibt, sorgen die Massnahmen für hitzige Debatten. Skeptiker und Massnahmen-Fans hauen auf Social Media weiterhin hässig in die Tasten: Während die einen überglücklich sind mit den Lockerungen, fordern andere die Maskenpflicht zurück.

Umfrage

Hatten Sie wegen Corona Streit mit Freunden und Familie?

Nein, zum Glück nicht.
62%
Da flogen schon mal die Fetzen.
38%

Doch so verhärtet wie vor einigen Wochen, als die Spitäler stärker ausgelastet waren, sind die Fronten nicht mehr. Das beobachtet der Soziologe Ueli Mäder von der Universität Basel.

Ueli Mäder ist Soziologe an der Universität Basel. Er glaubt nicht, dass das Coronavirus die Gesellschaft gespalten hat. - Keystone

«Sie weichen sich auf, das Aufatmen überwiegt», sagt er zu Nau.ch. Aggressionen gebe es immer, und während Krisen würden sie sich teilweise verschärfen. Doch dass das Coronavirus unsere Gesellschaft gespalten habe, glaubt Mäder nicht – er ist gar vom Gegenteil überzeugt.

Zoff um das Coronavirus kann «verbinden»

Auf die Frage, ob heftige Streitereien zum Coronavirus überhaupt noch beiseite gelegt werden können, sagt er: «Konflikte verbinden. Wer mit andern streitet, nimmt sie auch ernst.» Wichtig sei einfach, respektvoll zu bleiben und aus Fehlern zu lernen.

Anders sieht das der Zukunftsforscher Georges T. Roos. Er sagte kürzlich bei Nau.ch, er fürchte, dass die Härte, mit der Ansichten vertreten werden, nicht so schnell verschwinden werden.

Und das auch bei anderen Themen, die nichts mit dem Coronavirus zu tun haben. Auch Mäder denkt nun bereits an die nächste Krise: «Corona war ein Lehrblätz – jetzt stehen ökologische Fragen an. Da müssen wir uns nun zusammenraufen.»