Coronavirus: Die Schweiz macht deutlich weniger Tests

Die Fallzahlen des Coronavirus nehmen seit kurzem ab. Gleichzeitig sank die Zahl der Corona-Tests. Besteht ein Zusammenhang? Und übersehen wir zu viele Fälle?

Eine Frau wird auf das Coronavirus getestet. (Archiv) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Es werden wieder deutlich weniger Corona-Tests durchgeführt.
  • Dabei bleibt die Positivitätsrate jedoch unverändert.
  • Damit zeigt sich auf nationaler Ebene ein Trend, der auch in den Kantonen sichtbar ist.

Seit etwa zwei Wochen sind die Fallzahlen des Coronavirus in der Schweiz rückläufig. Grundsätzlich ein gutes Zeichen. Gleichzeitig werden jedoch weniger Menschen auf das Virus getestet. Erkranken tatsächlich weniger Menschen am Coronavirus, oder liegt der Rückgang der Fälle womöglich am nur Rückgang der Tests?

BAG-Daten: Positivitätsrate bleibt in etwa konstant

Nicht nur die Anzahl der Tests ist ein wichtiger Faktor – auch die mit den Testergebnissen verbundene Positivitätsrate.

Nach wie vor ist die Positivitätsrate eine schwierig zu interpretierende Zahl. Niedrige Positivitätsraten sind grundsätzlich ein gutes Zeichen, da sind sich die Experten einig. Steigt sie, kann das jedoch verschiedene Gründe haben.

Einerseits kann dies bedeuten, dass wieder mehr Corona-Fälle unentdeckt bleiben. In der ersten Welle betrug die Positivitätsrate an einigen Tagen über 30 Prozent: Die Dunkelziffer der nicht registrierten Fälle war damals sehr hoch. Andererseits kann eine steigende Positivitätsrate bedeuten, dass zielgerichteter getestet wird.

Menschen, bei denen durch das Contact Tracing ein Corona-Verdacht ermittelt wird, lassen sich häufig testen – und sind häufig positiv.

Anzahl Tests und Positivitätsrate: Seit einigen Wochen pendelt die Anzahl positiver Tests um etwa 5 Prozent. - BAG/Nau.ch

Aktuell bleibt die Positivitätsrate in etwa konstant bei rund fünf Prozent. Daran hat auch der jüngste Rückgang der Fälle und Tests beim Coronavirus nichts geändert. Dass die Dunkelziffer der nicht registrierten Fälle deutlich gestiegen ist, ist angesichts dieser Zahlen eher unwahrscheinlich.

Vielmehr zeigt sich, dass sich an der Art des Testens wenig verändert hat: Die negativ getesteten Verdachtsfälle haben in etwa im gleichen Verhältnis abgenommen wie die positiv getesteten. Dass schweizweit weniger getestet wird, dürfte also mit einer sinkenden Zahl an Verdachtsfällen zusammenhängen.

Grosse Unterschiede zwischen den Kantonen

Auch wenn sich der nationale Trend bei der Positivitätsrate kaum verändert, zeigen sich zwischen den Kantonen grosse Unterschiede.

Die Statistiken der Kantone zeigen mancherorts ein Bild, welches nicht unbedingt zu erwarten ist: Nahmen die Fallzahlen in einem Kanton zu, intensivierte der Kanton jeweils die Corona-Tests. Dadurch sank die Positivitätsrate, als die Fallzahlen anstiegen. Dies zeigte sich beispielsweise in Zürich oder Genf.

Für alle Kantone bestätigt sich ausserdem der nationale Trend: Gehen die Fallzahlen wieder zurück, sinkt auch die Anzahl Tests. «Tatsächlich geht auch in Basel-Stadt die Anzahl PCR-Tests in den vergangenen Wochen zurück», bestätigt der Basler Kantonsarzt Thomas Steffen. Dabei sei sowohl die Testzahl als auch die Positivitätsrate gesunken, «was für einen ‹echten›, nicht primär messungsbedingten Rückgang spricht».

Coronavirus: Sinkende Testzahlen ein Grund zur Sorge?

In der aktuellen Situation scheint der Trend zu weniger Tests kein Grund zur Sorge zu sein: Die Positivitätsrate bleibt konstant. Eine sinkende Positivitätsrate bei sinkenden Tests wäre sicherlich das beste Resultat. Doch erst, wenn sie steigen sollte, wäre dies ein alarmierendes Zeichen.

Ein Drive-In-Test in Yverdon-Les-Bains. - Keystone

Ansonsten bestätigt sich im nationalen Trend, was man auch in einigen Kantonen sieht: Sobald die Fallzahlen abnehmen, geht auch die Anzahl der Tests zurück. Beim BAG zeigt man sich noch vorsichtig und will noch keine Rückschlüsse aus der Veränderung bei den Tests ziehen: «Dafür müssen wir die Entwicklung in den nächsten Wochen abwarten», so BAG-Mediensprecher Daniel Dauwalder.