Coronavirus: So unterschiedlich wird die Pandemie gehandhabt

Während Skandinavien die Pandemie praktisch für beendet erklärt hat, verschärfen andere europäische Länder ihre Massnahmen gegen das Coronavirus erneut.

Auch das skandinavische Land Schweden kehrt der Pandemie langsam den Rücken zu. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Europäische Länder verfolgen ganz unterschiedliche Corona-Strategien.
  • Während in Osteuropa die Massnahmen angezogen werden, hebt Skandinavien alle auf.
  • Hier eine Übersicht über die Situationen in Europa.

Maskenpflicht, Covid-Zertifikate, Ausgangsbeschränkungen oder gar nichts mehr: Die Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus könnten in Europa unterschiedlicher nicht sein. Auch die Handhabung der Pandemie ist von Land zu Land unterschiedlich.

Während sich Skandinavien langsam aber sicher vom Ausnahmezustand verabschiedet, ziehen einige Staaten, vor allem in Osteuropa, ihre Massnahmen wieder an. Dies, aufgrund steigender Fallzahlen und verhältnismässig tiefen Impfquoten.

Coronavirus: Lettland wieder im Lockdown, Belarus ohne Routineversorgung

Erst gestern Abend verkündete die lettische Regierung einen erneuten Lockdown. Angesichts der steigenden Corona-Neuinfektionen werden Geschäfte, Restaurants und Schulen wieder geschlossen. Diese Massnahmen sollen für vier Wochen gelten, so Gesundheitsminister Daniels Pavluts.

Auch solle es in dieser Zeit keine Veranstaltungen geben. «Unser Gesundheitssystem ist in Gefahr», sagte Ministerpräsident Krisjanis Karins. Grund für die hohe Hospitalisierungsrate sei die niedrige Impfquote.

Belarus stoppt währenddessen die routinemässige medizinische Versorgung in staatlichen Kliniken. Dazu gehören Physiotherapie, Zahnbehandlungen und Untersuchungen. So sollen mehr Ressourcen für Corona-Patienten freigesetzt werden. Täglich werden in dem Land mit 9,3 Millionen Einwohnern etwa 2000 neue Fälle gemeldet.

Niedrigste Impfquote, höchste Todesrate – Rumänien am Limit

Nirgendwo auf der Erde sind so viele Menschen an Corona gestorben wie in Rumänien – im Verhältnis zur Bevölkerung. Es sterben täglich über 300 Personen an einer Infektion mit dem Coronavirus, so ein rumänischer Arzt gegenüber Medien.

In dem osteuropäischen Land wurden bisher weniger als 11 Prozent der Menschen geimpft. Die Krankenhäuser sind überfüllt; offiziellen Angaben zufolge gibt es keine freien Intensivbetten mehr.

Coronavirus: Ärzte behandeln auf einer Intensivstation einen Corona-Patienten. - AFP

Ungarn hat in der vergangenen Woche rund ein Dutzend Patienten von den Intensivstationen in Rumänien übernommen. Das Land hat nach Regierungsangaben angekündigt, bis zu 50 Patienten aus Rumänien aufzunehmen.

St. Petersburg beschränkt Freiheiten Ungeimpfter

Die russische Millionenstadt St. Petersburg fackelt nicht lange und schränkt die Freiheiten von Ungeimpften per Anfang November massiv ein. Wer ins Fitnessstudio, Kino oder zu einer Sportveranstaltung will, muss vollständig geimpft sein.

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Arbeitgeber wurden angewiesen, nicht geimpfte Über-60-Jährige ins Homeoffice zu versetzen. Ungenehmigte Veranstaltungen werden künftig auf maximal 40 Teilnehmer begrenzt.

Russlandweit wurde mit mehr als 34'300 Infektionen binnen eines Tages ein neuer Höchststand seit Beginn der Pandemie erreicht. Im selben Zeitraum starben 998 Menschen mit Covid-19.

Skandinavien lässt Pandemie links liegen

Friede, Freude, Ende der Pandemie: So zumindest wirken die Neuigkeiten, die aus Skandinavien überschwappen. Bereits vor drei Wochen hob Schweden die allermeisten Corona-Beschränkungen auf, Norwegen folgt auf dem Fuss.

Grund ist in beiden Ländern die enorm hohe Impfquote von 84 Prozent (Norwegen) und 83 Prozent (Schweden). Somit werden Teilnehmerbeschränkungen, Sicherheitsabstände und die Maskenpflicht mehrheitlich in die Geschichtsbücher verbannt.

Pionier in Sachen «Massnahmen aufheben» war jedoch der deutsche Nachbar Dänemark. Dort wurden bereits Mitte September alle Corona-Massnahmen beendet, dank einer Impfquote von 86 Prozent. Auch die Zertifikatspflicht gilt nicht mehr – das Coronavirus scheint nicht mehr als eine saisonale Grippe zu sein.

Vier skandinavische Airlines haben zudem die Maskenpflicht in ihren Flugzeugen aufgehoben. Die Fluggesellschaften Scandinavian Airlines (SAS), Norwegian, Widerøe und Flyr verlangen von Reisenden den Infektionsschutz nicht mehr. Die Regel gilt jedoch nur auf Flügen zwischen Dänemark, Norwegen und Schweden.