Die FIS setzt sich am Silvesterabend während der Tour de Ski über das Reglement bei den Männern und Frauen hinweg. Zum Ärger und Nachteil von Swiss-Ski.
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Die FIS sorgt an der Tour de Ski mit einer Regeländerung für Wirbel. (Archivbild) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die FIS sorgt an der Tour de Ski für Rote Köpfe - auch beim Schweizer Team.
  • Eine kurzfristige Regeländerung hat Auswirkungen auf das nächste Rennen.
  • Insbesondere die Vorgehensweise des Verbands gibt zu reden.

Für Sprint-Spezialisten ist das Zeitlimit bei Etappenrennen Teil des Sports, sei es im Radfahren oder im Langlauf. Ein Fahrer oder eben ein Läufer wird aus dem Rennen genommen, sofern auf einem langen Teilstück der Rückstand auf den Sieger zu gross ist.

Bei der Tour-de-Ski-Etappe von Silvester in Toblach über 10 Kilometer klassisch mit Einzelstart betrug die Marge bei den Männern 15 Prozent auf die Siegerzeit des Finnen Perttu Hyvärinen.

Gleich ein Dutzend erwischte es. Das prominenteste Opfer hiess Lucas Chanavat. Der Franzose hatte zum Auftakt der Tour de Ski den Sprint in Toblach gewonnen und hätte auch am Mittwoch beim Skating-Sprint in Davos zu den Favoriten gezählt.

FIS setzt Zeitlimit ausser Kraft

Nun ist er einer der Profiteure, denn die Jury der FIS passte an Silvesterabend das Zeitlimit an und schloss keinen Athleten und auch keine Athletin aus. Sie liess quasi Gnade vor Recht walten.

Der Ärger von Swiss-Ski baut nicht auf der Tatsache, dass der Franzose Chanavat nun in Davos starten darf und im dümmsten Fall einem Schweizer sogar einen Podestplatz wegschnappt – Valerio Grond war zum Auftakt der Tour Fünfter. Aber die Schweizer Trainer haben ihre Sprinter an Silvester so gecoacht, dass sie das Limit auf jeden Fall schaffen. Und somit das Heimrennen bestreiten dürfen.

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Janik Riebli schaffte die Limite knapp. Am Ende hätte er auch mit weniger Aufwand sein Ziel erreicht. (Archivbild) - keystone

Dies war insbesondere für den Sprinter Janik Riebli ein Kraftakt. Der Obwaldner hatte über 10 Kilometer einen schlechten Tag erwischt und musste extrem hart kämpfen, um das Zeitlimit zu schaffen. Die Erleichterung im Ziel war riesig. Im Nachhinein zeigt sich: Mit weniger Aufwand hätte es auch geklappt.

Die Jury der FIS darf gemäss einem speziellen Passus im Reglement das Zeitlimit ausser Kraft setzen. Es kann ja sein, dass die Wetterverhältnisse während des Rennens ändern und somit die Chancengleichheit nicht gegeben ist, oder dass auf einer extrem harten Strecke ein Top-Athlet mit Top-Material das halbe Feld eliminiert. Doch all dies war in Toblach nicht der Fall.

Verstehen Sie den Entscheid der FIS?

Die FIS begründete am Silvesterabend ihren Entscheid anders: Die Tour de Ski habe im Vorfeld durch Krankheit bereits viele Athletinnen und Athleten verloren. Eine weitere Dezimierung des Feldes sei nicht sinnvoll.

Zudem seien die 15 Prozent nicht mehr zeitgemäss, die Geschlechter müssten angepasst werden – die Frauen haben 18 Prozent. Zudem hätten einige Nationen wegen der Zeitlimit- Regel die Tour de Ski ganz verlassen müssen, was nicht im Sinne des Langlaufsports ist, der möglichst viele Nationen präsentieren will.

Art und Weise sorgt für Ärger

Lars Brönnimann, Chef Langlauf bei Swiss-Ski, ärgert sich primär über die Vorgehensweise der Jury. «Die Argumente der FIS kann man durchaus diskutieren», sagt er.

«Es war auch keine Lex Chanavat. Aber dass wir Team-Captains einfach per WhatsApp über den bereits gefällten Entscheid informiert werden, finde ich nicht richtig. Wir wurden vor Tatsachen gestellt.»

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Lars Brönniman ist Chef Langlauf bei Swiss Ski. Ihn ärgert die Vorgehensweise der FIS. - keystone

Nach Meinung von Brönnimann hätte die Jury die Sitzung der Mannschaftsführer abwarten und die Pro- und Contra-Argumente anhören müssen. «Zumal die Jury zwei Tage zuvor an einer Sitzung noch betont hat, dass das Reglement durchgezogen wird.»

Gemäss dem Schweizer Teamchef hätten die Probleme mit der 15-Prozent-Regel antizipiert und bereits vor der Tour de Ski besprochen werden können. «Am Silvesterabend war ich deshalb verärgert, aber jetzt ist der Blick nach vorne gerichtet», betont der Berner.

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