Am Sonntag schickt sich Dominik Paris an, zum fünften Mal in Kitzbühel ein Rennen zu gewinnen. Der Südtiroler mag die Streif und die Streif offensichtlich ihn.
Alpine Skiing World Cup in Kitzbuehel
Dominik Paris gewinnt am Freitag die Hahnenkamm-Abfahrt in Kitzbühel. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Es gab Zeiten, da war das Feiern für Dominik Paris wichtiger als das Trainieren.
  • Der Südtiroler mag Pisten, die dem Fahrer Rennintelligenz abverlangen.
  • Am Sonntag im Super-G in Kitzbühel wird er wieder der Gejagte sein.

Dominik Paris‘ Leben steht in diesen Monaten unter einem guten Stern. Im Juli 2018 sind er und seine Lebenspartnerin Kristina Eltern eines Sohnes geworden. Im Herbst ist der CD-Erstling seiner Metalband «Rise Of Voltage» erschienen. Am Freitag hat er die Hahnenkamm-Abfahrt gewonnen – zum dritten Mal nach 2013 und 2017.

Glück und Erfolg in gleich drei Lebensbereichen, die (auch) dem 29 Jahre alten Südtiroler wichtig sind: Familie, Freizeit und Beruf. Und es spricht wenig bis gar nichts dafür, dass die Tage mit positiven Erlebnissen für Skirennfahrer Paris schon bald vorbei sein sollten.

«In Kitzbühel muss man feiern»

Am Freitagabend, Stunden nach seinem Abfahrtssieg am Hahnenkamm und nach dem obligaten Interview-Marathon, dürfte er sich einen Drink – vielleicht waren es auch deren zwei – gegönnt haben.

Am Samstag war für den Südtiroler, Programmänderung wegen den Wetterprognosen sei Dank, schliesslich Pause angesagt. Und wie sagte Paris doch kurz nach der Siegerehrung am Freitagabend: «In Kitzbühel muss man feiern – ich werde aber schauen, dass sich alles in Grenzen hält.»

Diese beabsichtigte Selbstdisziplin macht durchaus Sinn, steht doch Paris am Sonntag mit dem Super-G noch einmal ein intensiver Arbeitstag auf anspruchsvollem Gelände bevor. Dominik Paris sagt: «Der Super-G ist mir auch sehr wichtig.»

Der Mann mit dem gewöhnungsbedürftigen Dialekt

Und der 29-Jährige wird am Sonntag er Gejagte sein. Zum einen mag es Paris, wenn die Strecke eine Herausforderung für Körper und Geist ist («Wenn du in Kitzbühel nicht denkst, dann bist du mit einem Fuss schon weg» oder «du musst von dieser Piste lernen»).

Zum andern weiss er, wie man auf der Streif auch im Super-G gewinnt. 2015 hat er dies nämlich schon einmal gemacht. So wie sich der Mann mit dem urigen, wenn auch gewöhnungsbedürftigen Dialekt aktuell auf seinem Arbeitsgerät präsentiert, gehört er auf jeder ruppigen, vereisten und schnellen Piste zu jenen Athleten, die es zu schlagen gilt.

Am Freitag hat es keiner geschafft. Vielleicht auch deshalb, weil er im Unterschied zu vielen andern Fahrern nach dem 1. Training die Piste für das teilweise blanke Eis und die Schläge gelobt und sofort die nötige Einstellung zu ihr gefunden.

Als Teenager schon abgeschrieben, dann kam die Erleuchtung auf der Schweizer Alp

Dominik Paris war nicht immer der von Sorgen befreit wirkende, lächelnde, gut gelaunte Rennfahrer, den man ihn heute kennt. Als junger Bursche war das Feiern für ihn interessanter als das Training.

Nicht wenige trauten dem Südtiroler keine Karriere zu und schrieben den talentierten Skifahrer ab. Er besann sich eines Besseren, verliess mit 18 das Zuhause und zog für 100 Tage als Schafhirte auf eine Schweizer Alp.

Er lernte, sich auf das Wichtige zu konzentrieren und er erkannte dabei, dass er Ski-Profi werden wollte. Unbedingt. Einige Kilo weniger auf den Rippen dafür mit grosser Motivation ging er es an, seinen Plan umzusetzen.

Im Juni 2013, wenige Monate nach seinem ersten Kitzbühel-Triumph, der Schicksalsschlag. Dominik Paris‘ Bruder Rene verstarb bei einem Motorradunfall in der Nähe seines Zuhauses. Dominik Paris musste wieder etwas Neues lernen; die Taktik, wie man mit einem solchen Schicksalsschlag umgehen und Weiterleben kann. Auch das hat er geschafft.

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