Königsweg oder Werner-Stiftung: So schafft man es in die NFL
Es in die NFL zu schaffen, ist für viele Football-Talente wie ein Lottogewinn - und übertrieben gesagt fast ebenso wahrscheinlich. Dennoch gibt es viele Optionen, wie man es in die beste Football-Liga der Welt schaffen kann.

Das Wichtigste in Kürze
- Erst schafft es nur ein Bruchteil aller Football-Spieler in die NFL, dann ist die Karriere im Durchschnitt auch schon nach 3,3 Jahren zu Ende.
Trotzdem träumen durch die steigende Beliebtheit der NFL auch in Deutschland viele Jugendliche von einem Job in der wichtigsten Profi-Liga der USA. Der Königsweg führt immer noch über das College und die Spielerauswahl Draft. «Heutzutage gibt es so viele Wege und Möglichkeiten, dass es einen Weg gibt, wenn man wirklich dranbleibt und nach seiner Nische sucht», sagte der Stuttgarter Jakob Johnson, der bei den New England Patriots spielt.
COLLEGE-BEWERBUNG: Der typische Weg in den Draft führt über ein College-Team. Hier sollte man als Deutscher bestenfalls schon in einer High School gespielt haben. Natürlich ist es auch möglich, sich einfach bei einem College zu bewerben, um in das Football-Team zu kommen. Hierbei sollte man unbedingt ein Highlight-Video von sich produzieren, um den Coaches einen schnellen Blick auf die Fähigkeiten zu ermöglichen. Die Chancen sind aufgrund der starken amerikanischen Konkurrenz gering, zumal Deutschland als Football-Entwicklungsland gilt. Wie schwer selbst dieser Weg ist, verdeutlichen folgende Zahlen: Nur 6,8 Prozent der High School-Spieler schaffen es in ein College-Team und nur 1,5 Prozent letztlich in die NFL.
COLLEGE-STIPENDIUM: Ganz ohne High School und Highlight-Video hat es Sebastian Vollmer erst auf ein College und dann in die NFL geschafft. Der spätere Super Bowl-Sieger wurde 2003 im Rahmen eines Testspiels der deutschen Jugendnationalmannschaft in den USA entdeckt und erhielt von der University of Houston ein Football-Stipendium. Im Frühjahr 2009 wurde Vollmer in der zweiten Draft-Runde von den New England Patriots ausgewählt und gewann 2014 sowie 2016 den Super Bowl. Der Karriereweg des Rheinländers muss aber als absolute Ausnahme gesehen werden.
STIFTUNG VON BJÖRN WERNER: Der Berliner Björn Werner wurde 2013 als erster Deutscher in der ersten Runde des Drafts ausgewählt. Der Defensive End spielte schliesslich bis 2015 bei den Indianapolis Colts, stand danach noch kurz in Jacksonville unter Vertrag. In die NFL kam Werner über den klassischen High School-College-Weg. Um europäischen Talenten den Sprung an eine Schule oder eine Uni zu ermöglichen, hat Werner mit seinem früheren High School-Coach Chris Adamson die «Gridiron Imports Foundation» ins Leben gerufen. Die Stiftung hilft Talenten finanziell und veranstaltet jährlich eine Tour zu den College Camps, in denen sich die Spieler präsentieren können. Für die Stiftung selbst kann man sich über ein Probetraining bewerben.
INTERNATIONAL PATHWAY PROGRAM: Die NFL wird immer internationaler. Deshalb hat die Liga 2017 ein neues Exklusiv-Programm für ausländische Talente aufgelegt. Über das International Pathway Program hat zum Beispiel Johnson den Sprung in die NFL geschafft, der in dieser Saison seinen ersten Touchdown für die Patriots erzielte. Jedes Jahr erhalten vier Teams einer ausgewählten Division einen zusätzlichen Platz im Practice Squad. So können sich ausländische Talente in der Offseason beweisen und sogar an den Vorbereitungsspielen teilnehmen. Schafft man den Sprung in den regulären Kader nicht, hat man für ein Jahr den Platz im Practice Squad. Über das IPP schafften es neben Johnson auch Eric Nzeocha der zuvor bereits gedraftete Moritz Böhringer, Christopher Ezeala oder David Bada in die NFL. Erfahrungen im Football sind im IPP nicht zwingend, vielmehr geht es um physische Qualifikationen. So schafften es auch schon Rugby-Spieler in das Programm.
FREE AGENT: Der unwahrscheinlichste Weg in die NFL geht am Draft-System vorbei. Als sogenannter Free Agent könnte ein Spieler es aus Europa so in die bedeutendste Liga der Welt schaffen. Da aber das Niveau in den europäischen Ligen in der Regel weit unter dem der NFL ist, schenken die Scouts der Teams diesen kaum Beachtung. Man muss also herausragende Leistungen bringen und vorher komplett unterm Radar geblieben sein, um auf diesem Weg in die NFL zu kommen.
Patrick Esume, TV-Experte bei ran Football, fasste es folgendermassen zusammen. «Sei zwischen 1,95 und 2,00 Metern gross, laufe verdammt schnell, sei smart, sei sehr gut in der Schule, mach ein gutes Abitur, damit du die Möglichkeit hast, ans College zu gehen», sagte der 46-Jährige der dpa. Die Wahrscheinlichkeit sei verschwindend gering. «Aber: Es ist nicht unmöglich. Wenn ich ein junger, ambitionierter Spieler wäre, würde ich es versuchen. Im schlimmsten Fall hast du es an ein College geschafft und hast dort eine gratis Schulausbildung bekommen.»