Bei den US Open glänzen die jungen Wilden, während die Altstars schon ausgeschieden oder erst gar nicht angetreten sind. Es scheint sich ein Generationswechsel im Tennis zu vollziehen.
Hat in seinem Spiel keine wirklichen Schwächen: Der Spanier Carlos Alcarez.
Hat in seinem Spiel keine wirklichen Schwächen: Der Spanier Carlos Alcarez. - Adam Hunger/AP/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Frage war durchaus berechtigt.

«Das Ende einer Ära?», schrieben die Veranstalter der US Open bei Twitter unter einem Bild mit Rafael Nadal, Novak Djokovic, Roger Federer und Serena Williams.

Erstmals seit 2003 stand keiner der «Big Three» oder die Tennis-Queen im Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers. Stattdessen trumpfen in New York Jungstars wie Carlos Alcaraz, Casper Ruud, Frances Tiafoe, Jannik Sinner und bis zu ihrem Viertelfinal-Aus auch Coco Gauff auf.

McEnroe: «Ich bin begeistert von den neuen Typen»

Es scheint, als würde sich bei den US Open ein Generationswechsel vollziehen. Dies könnte nach dem Turnier auch in der Weltrangliste abzulesen sein: Der Spanier Alcaraz (19) und der Norweger Ruud (23) können bei einem Finaleinzug Nadal (36) die Spitzenposition vor der Nase wegschnappen, die der Altmeister ansonsten vom Russen Daniil Medwedew übernehmen würde. «Ich bin begeistert von den neuen Typen. Ich denke, ihre Zeit ist gekommen», sagte Ex-Profi John McEnroe: «Die Leute müssen sich an die vielen neuen und oft noch unbekannten Gesichter gewöhnen.»

Federers Spielwitz, Nadals Kämpferherz, Djokovics Perfektion, Williams' Drama - all das faszinierte die Fans über viele Jahre. Doch die Zeiten ändern sich. Williams verabschiedete sich in New York, Nadal wurde im Achtelfinale böse geschlagen, Federer kämpft nach schwerer Verletzung ums Comeback, und Djokovic brachte sich mit seiner Impfweigerung selbst um die Titelchance.

Die Profis aus der sogenannten «Next Generation» warten nicht auf ihre einstigen Idole. Sie sind jung, schnell, stark, hungrig - und unterhaltsam. Nick Kyrgios, der auch noch zu den jungen Wilden zählt, weil er erst im Alter von 27 Jahren sein enormes Talent auszunutzen weiss, lieferte bis zu seinem Viertelfinal-Aus stets eine grosse Show - auch wenn er dabei manchmal übers Ziel hinausschoss.

«Die Zukunft ist wahrscheinlich schon da»

«Du siehst, wie er die Stadien füllt, wann immer er spielt», sagte Tiafoe (24), der selbst grosse Entertainer-Qualitäten besitzt und in Basketballstar LeBron James einen Edelfan hat. «Auch Alcaraz hat eine grossartige Persönlichkeit. Dazu Jannik Sinner», sagte Tiafoe: «Es ist cool zu sehen, wie eine neue Ära beginnt.»

Wie gut die Jungen schon sind, zeigt das Beispiel des 19-jährigen Alcaraz. Der Spanier hat in seinem Spiel keine wirklichen Schwächen. Von seinen ersten 100 Matches auf der Profitour gewann «Carlitos» 75 - und startete damit deutlich besser als Nadal (67), Djokovic (65) und Federer (51) in jungen Jahren.

Der Respekt vor den Altstars ist dennoch gross. Nachdem Tiafoe den grossen Rafael Nadal im Achtelfinale bezwungen hatte, sagte der US-Amerikaner fast ehrfürchtig: «Jetzt habe ich etwas, das ich meinen Kindern und Enkelkindern erzählen kann.» Und danach trug er einen Pullover mit der Aufschrift «GOAT» (Greatest of all time - Grösste aller Zeiten) zu Ehren von Serena Williams.

Die vielen Erfolge der Tennis-Ikone werden Coco Gauff noch etwas begleiten. Viele Amerikaner hoffen, dass die 18-Jährige die Lücke schliessen kann, die ihre Landsfrau mit dem Rücktritt aufgerissen hat. Doch das Riesentalent, das erst im Viertelfinale gegen die herausragende Französin Caroline Garcia verlor, will ihre eigene Geschichte schreiben. «Die Zukunft ist wahrscheinlich schon da», sagte der Teenager vor ein paar Wochen.

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