Spitzenschwinger Curdin Orlik outete sich gestern als schwul. Wie seine Familie davon erfuhr, erzählt der 27-Jährige in einer bewegenden Geschichte.
Curdin Orlik
Curdin Orlik, der Bündner Schwinger wagte gestern Freitag sein Coming-Out. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bündner Schwinger Curdin Orlik ist schwul.
  • Der 27-Jährige hat sich gestern öffentlich geoutet.
  • Wie es dazu kam, erzählt der 27-Jährige ganz offen.

Es ist die Überraschung des gestrigen Tages: Spitzenschwinger Curdin Orlik ist schwul. «Ich kann nichts dafür. So bin ich geboren.»

Ein Coming-out, das es so von einem aktiven Schweizer Topsportler bisher noch nicht gegeben hat. Gerade in Anbetracht seiner Tätigkeit als Schwinger ist sein Outing ein mutiger Schritt. Denn kaum eine andere Sportart steht für mehr Konservatismus.

Auch befindet sich Orlik in der Blüte seiner Karriere. Sieger am Walliser, am Freiburgischen, am Emmentalischen und am Unspunnen-Schwinget. Kranzgewinner am Eidgenössischen Schwingfest. Nur noch der Titel des Königs fehlt ihm.

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Daniel Boesch (l) schwingt gegen Curdin Orlik im 6. Gang am Eidgenoessischen Schwing- und Aelplerfest (ESAF) in Zug. - Keystone

Doch das scheint aktuell alles Nebensache. «Viel zu lange habe ich verdrängt, wer ich wirklich bin. Ich bin keiner, der vor Leuten herumknutscht. Aber ich will mich mit einem Mann in die Badi legen und ihn berühren können», so Orlik gegenüber dem «Magazin».

«Ich wusste schon immer, dass ich schwul bin, sicher seit ich zwölf war. Aber ich dachte: Das ist falsch, das kann nicht sein.» Und so kam alles anders.

Erst Beziehung und Kind, dann das grosse Coming-out

Mit fünfzehn brachte Curdin Orlik seine erste Freundin nach Hause. Mit siebzehn folgte die Nächste. Doch so richtig ernst wurde es erst während seinem Studium in Bern.

Dort lernte Curdin erneut eine Frau kennen, sie kamen zusammen und im Frühling 2016 folgte ihr gemeinsames Kind. Von diesem Moment an wusste Curdin: «Jetzt musst du das durchziehen.» Doch es ging einfach nicht.

Bereits ein Jahr nach der Geburt seines Sohnes zog Curdin aus der gemeinsamen Wohnung aus. Wenig später folgte die endgültige Trennung. Die Gründe für das plötzliche Aus waren offenbart. Und so zog Curdin – wenn auch langsam – immer mehr Menschen ins Vertrauen.

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Curdin Orlik mit Siegermuni Merlin, während dem Emmentalischen Schwingfest. - Keystone

Als nächstes war seine Mutter an der Reihe. Bei einem gemeinsamen Abendessen im Februar 2018 versuchte sich Curdin Orlik immer wieder zu öffnen – jedoch ohne Erfolg.

Daraufhin frage seine Mutter: «Curdin, bist du schwul?» Woher Helen Orlik diese Eingebung hatte, weiss sie bis heute nicht. Sicher ist nur, sie lag richtig.

Papa Paul steht fest hinter seinem Sohn

Das Outing gegenüber Vater Paul übernahm Curdins Mutter. Bis heute haben die beiden Männer nur einmal kurz über das Thema gesprochen. Doch auch Paul stand von Anfang an hinter seinem Sohn.

Das weiss auch Curdin: «Mein Vater nahm sich extra zwei Tage frei, um mir beim Umzug zu helfen», erinnert er sich. «Das war seine Art zu zeigen, dass er mich immer noch liebt.»

Nun hatte Curdin Orlik nur noch eine Hürde zu meistern – und zwar Sport und Homosexualität miteinander zu vereinbaren. Was am Anfang beinahe unmöglich erschien, schaffte Curdin gestern mit seinem öffentlichen Outing.

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