Zwei Jahre ist es her, dass sich Schwinger Curdin Orlik outete. Nun spricht der «böse» Bündner über falsche Ängste – und verrät, wie seine Kollegen reagierten.
Curdin Orlik
Curdin Orlik im Berner Naturhistorischen Museum an der Queer-Ausstellung. - Instagram
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Curdin Orlik ist der erste Schwinger, der sich geoutet hat.
  • Der gebürtige Bündner sagt zwei Jahre danach: «Ich bin jetzt definitiv freier.»
  • Trotzdem: Viele würden immer noch denken, ein «richtiger» Mann könne nicht schwul sein.

«Lieber bin ich frei als ängstlich. Ich bin so, kann nichts dafür, so bin ich geboren.» Curdin Orlik (29) sorgt auf dem Höhepunkt seiner Karriere für viel Wirbel in der Schwinger-Szene.

Nach seinen Siegen am Walliser, Freiburgischen, Emmentalischen und Oberländischen Schwingfest sagt der 112-Kilo-Mann im «Magazin»: «Ich bin schwul.»

Zwei Jahre ist sein Coming-out nun her. In der SRF-Sendung «Gesichter und Geschichten» blickt der gebürtige Bündner vom Schwingklub Frutigen zurück.

Curdin Orlik
Curdin Orlik outet sich im März 2020. - Instagram

«Ich bin jetzt definitiv freier. Genau das, was ich gewollt habe. Es fühlt sich super an», sagt Orlik.

«Viele denken, ein ‹richtiger› Mann kann nicht schwul sein»

Damit es so weit kommen konnte, brauchte es zuerst einmal viel Überwindung. «Als Erstes habe ich es meiner Mutter erzählt. Das tat mega gut, ich wusste zuerst nicht, wie ich es ihr sagen soll.»

Nach einer Weile habe ihn die Mama gefragt: «Curdin, bist du schwul?», worauf er bejahte. «Sie erzählte es dann meinem Vater, ich meinen Brüdern. Ich habe mir viel mehr Sorgen gemacht als nötig.»

Curdin Orlik
Curdin Orlik im Duell mit Christian Stucki.
Curdin Orlik
Curdin Orlik ist der erste Schwinger, der sich geoutet hat.
Curdin Orlik
Zuvor lebte der gebürtige Bündner mit seiner Frau zusammen, hatte mit ihr ein Kind.

Curdin Orlik wartete nämlich lange, bis er den Schritt wagte. Schon als Kind hat er gespürt, dass er anders liebt. «Ich wollte es nicht wahrhaben und dachte, so wie ich gerne lieben würde, sei falsch.» So lebte er lange mit einer Frau zusammen, hatte mit ihr sogar ein Kind.

«Wir sind noch sehr hetero-normativ in unserer Gesellschaft. Bei den Frauen ist das nicht mehr so, dort sind sehr viele Sportlerinnen geoutet. Bei den Männern ist es anders: Hier ist immer noch in vielen Köpfen drin, dass ein ‹richtiger› Mann nicht schwul sein kann und eine Frau hat.»

Schwinger-Kollegen unterstützen Curdin Orlik

Das breche nun langsam ein bisschen auf. So habe er auch nur positive Reaktionen erhalten. «Von meiner Grossmutter bis zum älteren Mann, der mir gesagt hat, das habe er nie gekonnt.»

Und wie kam das Outing bei den Schwinger-Kollegen an? «Ein paar haben es schon vorher gewusst – und alle anderen reagierten positiv. Das hat mich sehr gefreut. Ich habe es aber auch so erwartet, das sind alles junge, moderne Männer.»

Orlik will nun für andere ein Vorbild sein. «Ich wünsche mir für uns queere Menschen, dass wir angstfrei leben können und uns nicht mehr schämen müssen.»

Finden Sie es gut, dass sich Curdin Orlik geoutet hat?

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

MutterVaterSRFCurdin Orlik