Die Dokumentation «Jan Ullrich – Der Gejagte» zeichnet Aufstieg und Fall des einstigen Radstars nach. Hierin bestätigt er auch gedopt zu haben.
Jan Ullrich Serie Amazon
Jan Ullrich bei der Vorstellung seiner Dokuserie in München. (Archivbild) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am 28. November erschien bei Amazon Prime die Serie «Jan Ullrich – Der Gejagte».
  • In der Miniserie kommen in vier Folgen Jan Ullrich, Weggefährten und Beobachter zu Wort.
  • Unter anderem bestätigt Ullrich lang bestehende Dopingvorwürfe.

Am Dienstag erschien beim Streaminganbieter Amazon Prime die Doku-Serie «Jan Ullrich – Der Gejagte». In vier Folgen spricht der Radsportler über sein Leben und seine Karriere, inklusive seines tiefen Falls.

In der vergangenen Woche hatte Jan Ullrich die Miniserie unter grossem Medieninteresse in einem Münchner Kino vorgestellt. Dabei gab er erstmals öffentlich zu, während seiner Radsport-Karriere Dopingmittel benutzt zu haben. Er habe sich diesbezüglich schuldig gemacht und fühle sich auch schuldig, so der Tour-de-France Sieger von 1997.

Jan Ullrich will aufräumen

Jahrelang hat der 49-Jährige Kommentare zu Doping verweigert. Stattdessen sagte er immer: «Ich habe niemanden betrogen». Mit der Dokumentation hofft der Ex-Radprofi, die Turbulenzen seiner Vergangenheit, beruflich wie privat, aufräumen zu können.

Jann Ullrich Gericht 2017
2017 musste sich Jan Ullrich wegen seiner Beteiligung an einem Unfall in Mattwil TG verantworten. (Archivbild) - keystone

«Ich kann dazu sagen, aus reinem Herzen, ich wollte wirklich niemanden betrügen. Ich wollte mir keinen Vorsprung verschaffen», erklärte Ullrich auf der Podiumsdiskussion. «Das war damals eine andere Zeit – damals hat der Radsport schon ein System gehabt, wo ich auch reingekommen bin. Für mich war das damals eine Art Chancengleichheit.»

Ein gefallener Weltstar

Ullrich hatte 1997 als bislang einziger Deutscher die Tour de France gewonnen und einen beispiellosen Radsport-Boom ausgelöst. Als «Boris Becker des Radsports» wurde er gefeiert, Sponsoren und Veranstalter standen bei ihm Schlange. Neben seinem Gesamtsieg 1997 fuhr Ullrich fünfmal bei der Tour auf den zweiten Platz. Er wurde auch Weltmeister und Olympiasieger.

Jan Ullrich
Jan Ullrich bei der Tour de Suisse im Jahr 2005. - keystone

Ullrich musste 2006 unfreiwillig seine Karriere beenden. Mit der grossangelegten «Operacion Puerto» wurde er als Kunde des Doping-Arztes Eufemiano Fuentes enttarnt worden war. Später räumte er Behandlungen bei Fuentes ein, zu einem Doping-Geständnis konnte er sich aber nicht durchringen. Seine Anwälte hatten ihm davon abgeraten.

Wie sieht es mit den Titeln der Vergangenheit aus?

Ob die neuen Aussagen Folgen haben für Ullrichs frühere Siege – allen voran bei der Tour 1997 – ist unklar. Bei seinem einstigem Rivalen Lance Armstrong geb es Konsequenzen: Diesem wurden nach seiner lebenslangen Sperre im Jahr 2013 alle sieben Tour-Siege von 1999 bis 2005 aberkannt.

Bjarne Riis, der bereits 2007 Doping gestand, wird dagegen immer noch als Gesamtsieger 1996 geführt. Ullrichs Olympia-Gold 2000 dürfte wegen der zehnjährigen IOC-Verjährungsfrist für Doping-Vergehen nicht in Gefahr sein.

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