MotoGP stampft MotoE ein: Logische Konsequenz oder Chance vertan?
Nach sieben Jahren geht die Elektro-Motorrad-WM unter: Die MotoGP zieht der MotoE den Stecker. Aber sind die Argumente für das Ende stichhaltig?

Das Wichtigste in Kürze
- Die MotoE wird nach der Saison 2025 – also in vier Rennen – eingestellt.
- Laut FIM und Dorna habe man die Ziele in den letzten sieben Jahren nicht erreicht.
- Aber machen es sich die Serien-Bosse damit zu einfach? Ein Kommentar.
Wirklich überraschend kam die Nachricht am Mittwoch vor dem San-Marino-GP der MotoGP nicht: Nach der Saison 2025 wird die elektrische Motorrad-WM eingestellt. Nach sieben Jahren geht die MotoE damit Anfang November in Portugal zu Ende.
Die Argumentation der Verantwortlichen bei der MotoGP fällt vergleichsweise simpel aus: Man habe mit der MotoE in der Fanbasis keine Traktion gefunden. Und der kommerzielle Motorrad-Markt sei nicht so stark elektrifiziert worden, wie man das erwartet hatte.
Obendrein – und das war vermutlich das grösste Problem – war der Fan-Zuspruch bestenfalls mittelmässig. Die kostenlos und live auf Youtube gestreamten Rennen kommen im Schnitt in dieser Saison auf 35'000 Zuschauer. Und die Tendenz ist sinkend.

Auf den ersten Blick sind die Argumente für das Ende der MotoE also mehr als stichhaltig. Wenig Fan-Interesse, keine Marktrelevanz, kaum Zuschauer.
Die MotoGP hat die MotoE sträflich vernachlässigt
Aber machen es sich die Verantwortlichen mit dieser Bilanz zu einfach? Schliesslich sind die Serien-Bosse von Dorna an der Misere nicht unschuldig. Intensiv beworben hat man die MotoE in den sieben Jahren ihrer Existenz nämlich nie.

Obendrein verbannte man die Elektro-Rennserie auch noch in wenig populäre Zeit-Slots am Samstag. Und anders als Moto2 und Moto3 fand die MotoE auf den offiziellen Social-Media-Kanälen der Rennserie auch keine Beachtung. Sie musste ihre eigene Rand-Existenz fristen.
Dabei wäre das Produkt selbst gar kein schlechtes gewesen: Die Rennen waren packend, die Meisterschaften stets spannend bis zum Schluss. Aktuell stehen Mattia Casadei und Lorenzo Baldassarri an der WM-Spitze sogar punktgleich da.

Von aussen betrachtet muss man beinahe vermuten: Die Serien-Chefs hatten nie wirkliches Interesse daran, dass die MotoE zum Erfolg wird. Ja, das Projekt war löblich, aber weitgehend mit Minimal-Aufwand betrieben. Die MotoGP hatte mit der MotoE ein unterhaltsames Produkt, liess es aber sträflich unter-vermarktet.
Das Timing ist ein wenig zu perfekt
Und warum stampft man die Serie nun, nach drei Jahren mit dem extra entwickelten Ducati-Prototypen, plötzlich ein? Vielleicht, weil man die Zeit-Slots im Wochenend-Plan für etwas anderes braucht? Beispielsweise die kürzlich angekündigte Harley-Davidson-Serie?

Am Ende werden FIM und Dorna der Rennserie kaum eine Träne nachweinen. Das haben sie – auch in ihrem Statement – recht deutlich gemacht.