Mercedes: George Russell war wegen Lewis Hamilton beim Psychologen
2022 wurde George Russell bei Mercedes zum Teamkollegen von Formel-1-Rekordweltmeister Lewis Hamilton. Kein einfacher Schritt, wie er heute gesteht.

Das Wichtigste in Kürze
- 2022 stieg George Russell von Williams zu Mercedes auf und traf dort auf Lewis Hamilton.
- Drei Jahre lang war Russell Teamkollege des Rekordweltmeisters – mit erstaunlicher Bilanz.
- Ein Faktor dabei war die Unterstützung durch einen Psychologen, wie er nun verrät.
In Sachen Teamkollegen hatte George Russell bei seinem Aufstieg zu Mercedes wohl das schwerstmögliche Los gezogen: Der Brite kam 2022 nach drei Saisons bei Williams als 24-jähriger Jungspund zu den Silberpfeilen. Auf der anderen Seite der Garage: Der erfolgreichste Fahrer der Formel-1-Geschichte, Rekordweltmeister Lewis Hamilton.
An Fahrern dieses Kalibers ist schon manches grosse Talent zerschellt. Denn in ihren Köpfen sind Rennfahrer von sich selbst restlos überzeugt. «Ich sagte mir damals, dass ich jeden schlagen kann», blickt George Russell im Podcast «Untapped» zurück. «Aber die Wahrheit ist, dass du es nicht weisst, bis du gegen den Besten aller Zeiten antrittst.»

Eben diesen Besten aller Zeiten hatte Russell bei Mercedes drei Jahre lang als Teamkollegen. «Deshalb habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich mental damit umgehen soll. Und dann hatte ich eines Tages ein wirklich gutes Gespräch mit meinem Psychologen. Wie komme ich mit dem Druck zurecht, Lewis' Teamkollege zu sein?»
Russell schlägt Hamilton im direkten Duell
Die Lösung sei letztlich gewesen, seinen Garagen-Nachbarn bei Mercedes auszublenden. «Wenn ich in die Box komme, dann klettere ich in mein Auto», erklärt Russell seinen Zugang. «Ich setze meinen Helm auf und klappe mein Visier herunter. Es sollte keine Rolle spielen, ob mein Teamkollege ein siebenmaliger Weltmeister ist oder ein Rookie.»

Diese Herangehensweise erwies sich als Erfolgsrezept – denn Russell hatte Hamilton im Griff. In zwei von drei gemeinsamen Jahren bei Mercedes lag der heute 27-Jährige vor dem Rekord-Champion. Nur 2023 musste sich der Brite deutlich geschlagen geben – damals war Hamilton WM-Dritter, Russell nur Achter.
Mercedes war «um Lewis herum aufgebaut»
«Ich sagte mir, wenn ich Lewis in einer Saison schlage, ist das ein unglaubliches Ergebnis. Es wäre fantastisch, wenn ich in 55 Prozent der Rennen vor ihm liege», so Russell. «Aber ich muss auch akzeptieren, dass ich in 45 Prozent der Fälle hinter ihm bin. Und das ist auch in Ordnung – man kann den Besten aller Zeiten nicht in Grund und Boden fahren.»

«Ich kam in das Team, in dem Lewis seit zehn Jahren unterwegs war. Alles war um ihn herum aufgebaut», blickt der Brite zurück. Dieser Perspektivwechsel sei letztlich der Schlüssel zum Erfolg gewesen, so Russell. «Zu akzeptieren, dass es Momente geben wird, in denen ich hinter ihm lande.»