Der Motorsport wird immer grüner. Eine neue Rennserie will nun auf die zerstörerischen Folgen des Klimawandels hinweisen. Wie passt das zusammen?
Motorsport für den Umweltschutz: Ein elektrisch betriebener SUV bei einer Testfahrt durch die Wüste. Foto: -/extreme-e/dpa
Motorsport für den Umweltschutz: Ein elektrisch betriebener SUV bei einer Testfahrt durch die Wüste. Foto: -/extreme-e/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die neue Elektro-Rennserie Extreme E will den Klimawandel auf der Rennstrecke bekämpfen.
  • Mit spektakulären Offroad-Strecken soll Bewusstsein für das Klima geschaffen werden.
  • Mit dabei: Die Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton und Nico Rosberg.

Die RMS St. Helena ist ein riesiges Aushängeschild. Das wissen natürlich die Macher der neuen Motorsportserie Extreme E und setzen auf die Macht der Bilder.

Ein ehemaliges Postschiff, das Tausende Kilometer durch die Meere pflügt und als schwimmendes Fahrerlager unweit der jeweils fünf Offroad-Etappen anlegt, hat genau das richtige Format.

Lewis Hamilton als Zugpferd

Denn die Extreme E mit ihren vollelektrischen SUVs will auch mit Hilfe der Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton und Nico Rosberg viel Aufmerksamkeit erzeugen. Für die zerstörerischen Folgen des Klimawandels, für die Bewahrung der Umwelt. Und natürlich für sich selbst.

Lewis Hamilton
Lewis Hamilton (Mercedes) nach seinem Sieg beim Bahrain-GP der Formel 1. - keystone

«Wir glauben, dass der Motorsport wirklich etwas für die Umwelt tun kann», sagte Seriengründer Alejandro Agag, der sich auch die vollelektrische Formel E ausgedacht hat, englischen Medien vor dem Auftakt an diesem Wochenende in Saudi-Arabien.

«Viel mehr Menschen sehen sich zum Beispiel Motorsport als Dokumentationen über die Umwelt an.» Motorsport könne ein «sehr starkes Werkzeug» sein, um eine Botschaft von den bereits «gefährdetsten und beschädigtsten Ecken des Planeten» zu senden.

Gegen Wasserknappheit und Waldbrände

Welche Botschaft soll vom sogenannten X-Prix rund um die Oasenstadt Al-Ula ausgehen? Die Elektro-SUVs wollen auf die Verödung von Landstrichen infolge von Dürreperioden und Wasserknappheit hinweisen.

Alejandro Agag Extreme E
Alejandro Agag, Gründer der Rennserie Extreme E, steht vor dem Wagen «Odyssey 21» beim Goodwood Festival of Speed. - dpa

Der X-Prix des Amazonas im Oktober wiederum, der auf bereits beschädigtem Gebiet am Ufer des Stroms ausgetragen werden soll, will vor Abholzung und Waldbränden warnen. Rennfahren in hochsensiblen Ökosystemen - ergibt das irgendeinen Sinn?

«Man muss erstmal Co2 erzeugen, um das Co2 für immer loszuwerden», meinte Agag, der früher im Europäischen Parlament sass. «Leute werden nichts bewirken, wenn sie im Bett liegen bleiben und sagen: 'Wenn ich im Bett liege, erzeuge ich keine Emissionen'.»

Formel E verliert grosse Hersteller

Die Ökowelle hat den Motorsport längst erfasst. Da ist die Formel E, die 2014 mit dem Ziel antrat, den Klimawandel durch den schnelleren Umstieg auf Elektrofahrzeuge zu bekämpfen, aber auch trotz grünen Siegels extrem ressourcenintensiv ist. Oder auch die Formel 1, die trotz PS-Prahlerei bis 2030 klimaneutral sein will.

Allerdings: In Audi und BMW ziehen sich zwei grosse deutsche Autobauer nach dieser Saison wieder aus der Formel E zurück. Die Möglichkeiten des Technologietransfers habe die BMW Group bei der Entwicklung von E-Antrieben im Wettbewerbsumfeld der Formel E inzwischen im Wesentlichen ausgeschöpft, begründete das Unternehmen im Vorjahr.

Lewis Hamilton Extreme E
So soll der neue Renner von Lewis Hamilton in der Extreme-E-Serie aussehen. - Extreme E

Die Extreme E will im Kampf gegen den Klimawandel lokale Projekte unterstützen, zum Beispiel sollen Bäume gepflanzt und Strände aufgeräumt werden. Man wolle die Orte «in einem besseren Zustand verlassen», als man sie vorfindet, kündigte Rosberg an, der neben dem aktuellen Formel-1-Titelträger Hamilton zu den Teamgründern zählt.

«Die Serie ist eine grossartige Möglichkeit, nicht nur das Bewusstsein zu schärfen, sondern auch zum Handeln im Kampf gegen den Klimawandel zu inspirieren», meinte Rosberg.

Keine Fans an den Pisten

Wovon lässt sich Saudi-Arabien inspirieren? Kritiker werfen dem Land vor, mit grossen Sportereignissen sein Image polieren zu wollen. Ende des Jahres macht dort auch die Formel 1 erstmals Station. 

Der autoritär regierte Wüstenstaat geht mit äusserster Härte gegen Kritiker vor. Fast nirgendwo auf der Welt sind die Frauen- und Menschenrechte so stark eingeschränkt wie in dem Golfstaat.

An den Pisten selber - ob Al-Ula oder am Amazonas - werden keine Zuschauer sein, die Events werden online und via TV übertragen. Ob Fans aus dem PS-Umfeld durch die Inszenierung zum Schutz der Natur bekehrt werden, ist eine andere Frage.

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