WEURO 2025: Folgt auf die Rekord-Final-Nacht jetzt der EM-Kater?
Die WEURO 2025 endet mit einem Penalty-Drama und dem Triumph von England. Jetzt richtet sich der Blick im Frauenfussball nach vorne. Ein Kommenentar.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Frauen-EM in der Schweiz ist am Sonntag spektakulär zu Ende gegangen.
- Fast 35'000 Fans sahen den Final im Stadion, mehr als 650'000 waren an EM-Spielen dabei.
- Nun droht der Zuschauer-Absturz – nicht nur, aber auch in den Schweizer Stadien.
Das Ende der WEURO 2025 hätte passender kaum sein können: Ein letztes Mal bekamen die Fans in Basel all das geboten, was die letzten vier Wochen geprägt hat. Dramatische Wendungen, Kampfgeist und ein meisterliches Comeback inklusive.
Ob die «Lionesses» zurecht Europameisterinnen sind, dürfen andere debattieren. Spielerisch hätte sich Spanien die Krone durchaus verdient, in Sachen Effizienz eben nicht. Wer am Ende den Pokal stemmt, tut dies selten unverdient.
In Spanien wird man mit dieser Final-Niederlage ganz bestimmt noch lange hadern. Ähnlich lange wohl wie in Deutschland mit der Halbfinal-Pleite. Ganz anders aber als zum Beispiel in der Schweiz, wo der Viertelfinal-Einzug an sich ein kleiner EM-Titel war.

Ein Erfolg war die EM auch in Sachen Atmosphäre: Mehr als 650'000 Fans fanden ihren Weg in die Schweizer Stadien. Mehr als 400 Millionen waren vor dem Fernseher mit dabei. Ein neuer Rekord für eine Frauen-Fussball-EM.
Nach der WEURO 2025 ist vor der WM 2027
Ich werfe jetzt mal zwei Franken ins Phrasenschwein und sage: Nach dem Turnier ist vor dem Turnier – das gilt für Europameister England ebenso wie für alle anderen. Das gilt aber auch für den gesamten Frauenfussball.
Die WEURO 2025 war ein Höhenflug für den europäischen Frauenfussball. Aber sie war auch ein wenig aus der Realität gefallen.

Denn so gross die Euphorie in den letzten vier Wochen auch war: Es drohen bis zur WM in Brasilien 2027 nun wieder zwei Jahre in der – relativen – Bedeutungslosigkeit.
Volles Haus ist selbst für Superstars die Ausnahme
Vor 30'000 oder mehr Fans in ausverkauften Stadien spielen selbst die besten Kickerinnen dieser EM nur selten. Für Stars von Top-Klubs wie Arsenal – etwa Lia Wälti – sind solche Zahlen normal. Doch selbst die englische WSL spielt im Schnitt nur vor 6600 Fans.
In der deutschen Frauen-Bundesliga waren es in der Vorsaison durchschnittlich 2700 Fans. Bei EM-Finalist Spanien sind es durchschnittlich gar nur 1650 Zuschauerinnen und Zuschauer pro Spiel. Mit Barcelona (fast 36'000) als massivem Ausreisser.

Und die Schweiz, das Rekord-Gastgeberland, mit durchschnittlich mehr als 20'000 Fans in den EM-Stadien? Kommt in der Women's Super League im Durchschnitt auf 569 Zuschauerinnen und Zuschauer.
Jetzt droht der EM-Kater
Dieser Wert muss nach der WEURO 2025 steigen. Die Schweiz hat eindrucksvoll gezeigt, was für ein Volksfest der Frauenfussball sein kann. Wie familientauglich, wie kinderfreundlich die Stadien sein können.

Dieser Erfolg muss sich jetzt als nachhaltig erweisen. Ich wünsche mir, dass die Fans den Schweizer Frauenfussball etwas mehr zu schätzen gelernt haben. Sonst droht nach dem Fussball-Rausch nun der EM-Kater ...
