Kospo, Rakitic & Co: Sie alle gaben der Schweizer Nati einen Korb
Eman Kospo entscheidet sich gegen die Schweizer Nati. Der Neo-Bosnier reiht sich damit in eine lange Liste ein.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Nationenwechsel von Eman Kospo sorgt für Wirbel.
- Kein Einzelfall: Petric, Rakitic, Di Matteo oder Bajrami – hier kommt die lange Liste.
Sie sind alle Schweizer – und entschieden sich für einen fussballerischen Nationenwechsel. Die Liste ist lang. Der neuste Fall heisst Eman Kospo.
Eman Kospo spielt ab sofort für Bosnien
Eman Kospo durchläuft sämtliche Nachwuchs-Stufen der Schweizer U-Nationalteams (30 Einsätze), entscheidet sich nun aber gegen die Schweizer Nati.

Beim SFV gibt man sich überrascht. Der 18-jährige Verteidiger sagt hingegen, dass er bereits vor einem Jahr meldete, dass sich Bosnien um ihn bemühe. Von Nati-Chef Pierluigi Tami habe er «nie etwas gehört».
Auch diese Schweizer spiel(t)en für Bosnien
Haris Tabakovic (25 Einsätze für Schweizer U-Nationalteams): Kein Schweizer Spieler erzielt im Kalenderjahr 2023 mehr Tore als Tabakovic. Für die Nati reicht es ihm nie – Bosnien nutzt die Gunst der Stunde.

Izet Hajrovic (1 Einsatz für die Schweizer Nati): Im Februar 2013 debütiert Hajrovic für die Schweizer A-Nati in einem Freundschaftsspiel gegen Tunesien.
Unter anderem bei Bosniens Stürmer-Star Edin Dzeko kommt dies überhaupt nicht gut an. Das Tuch scheint zerschnitten. Im Juni 2013 gibt es aber neue Gespräche mit Bosnien. Und ab September läuft er für das Heimatland seiner Eltern auf.

Schmerzhaft: Petric und Rakitic entscheiden sich für Kroatien
Mladen Petric (2 Einsätze für Schweizer U-Nationalteams): Das tat richtig weh. Mit 21 Jahren entscheidet sich Mladen Petric gegen die Schweizer Nati. Er läuft fortan für Kroatien auf, erzielt dort in 44 Einsätzen zwölf Tore.

Ivan Rakitic (42 Einsätze für Schweizer U-Nationalteams): Noch bitterer aus Schweizer Sicht ist der Entscheid von Rakitic ein paar Jahre später. Er schliesst sich Petric an.
Rakitic ist gar im aargauischen Möhlin geboren, durchläuft danach sämtliche Nachwuchs-Stufen der Schweizer Nati. Mit den Kroaten schafft er es 2018 in den WM-Final.
Roberto Di Matteo interessiert sich nur für Italien
Roberto Di Matteo kommt 1970 in Schaffhausen zur Welt, seine Eltern sind aus Pescara eingewandert. Die Schweizer Nati interessiert ihn nie. Schon als 17-Jähriger sagte er zu einem Lokal-Reporter: «Die Squadra Azzurra ist mein Ziel.»

Gesagt, getan: 1994 debütiert er für Italien, kommt insgesamt auf 34 Länderspiele. Auf Club-Ebene gewinnt er mit Chelsea zweimal den FA-Cup und einmal den Uefa-Cup.
Später macht er sich auch als Trainer einen Namen, gewinnt 2012 mit den «Blues» die Champions League.
Kerim Frei wählt die Türkei – und scheitert
Kerim Frei hat die Wahl zwischen der Schweiz und der Türkei. 2012 entscheidet er sich nach 28 Einsätzen für Schweizer U-Nationalmannschaften, fortan für die Türkei aufzulaufen.
Kurz zuvor versicherte er dem damaligen U21-Trainer der Schweiz, Pierluigi Tami, er wolle für die Schweiz spielen.

In den Ferien entscheidet er sich um. In der Schweiz wird der Abgang erst als Hiobsbotschaft aufgenommen. Heute weiss man: Freis Karriere danach verläuft enttäuschend. Nur fünf Mal läuft er für die Türkei auf.
Diese Schweizer hätten Nati-Chance gehabt – und gingen
Nedim Bajrami (51 Einsätze für Schweizer U-Nationalteams): Bajrami erzielt 2024 für Albanien gegen Italien das schnellste EM-Tor der Geschichte.
Es hätte anders kommen können. Der ehemalige GC-Profi durchlief sämtliche Schweizer Nachwuchs-Stufen. 2021 entscheidet er sich dennoch – kurz vor Beginn der U21-EM – für sein Mutterland Albanien.
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Florent Hadergjonaj (1 Einsatz für die A-Nati): Hadergjonaj kommt im Emmental zur Welt und läuft sogar einmal für die Schweizer A-Nati auf. Weil es aber nur ein Testspiel ist, darf der Berner noch wechseln: 2019 teilt er der Nati mit, dass er sich für den Kosovo entschieden hat.

Schweiz hätte Deutschlands Neuville bekommen – aber man meldete sich nicht
Nicht immer sind die Spieler schuld: Deutschland-Legende Oliver Neuville ist im Tessin geboren. Er hätte gerne für die Schweiz gespielt. Weil sich aber nach ersten Gesprächen mit dem Verband niemand mehr meldet, läuft er für Deutschland auf.

Legendär: Die Teilnahme am WM-Final 2002. Und sein Tor an der «Sommermärchen»-WM in der Gruppenphase gegen Polen. In insgesamt 69 Länderspielen erzielt er zehn Tore.
Auch Ex-YB-Spieler Guerino Gottardo hätte gerne für die Schweiz gespielt. Doch der Italiener wurde nie eingebürgert.
Albert Bunjaku ist ein Spezialfall
Albert Bunjaku spielte sowohl für die Schweiz (sechs Einsätze) als auch für den Kosovo (3). Möglich wurde der Nationenwechsel, als der Kosovo im Mai 2016 als 55. Mitgliedstaat von der Uefa aufgenommen wurde.
Viele Schweizer in der Kosovo-Nati
Zuletzt entschied sich Lugano-Hüter Amir Saipi (18 Einsätze für Schweizer U-Nationalteams) für einen Nationenwechsel. Die Schweiz ist auf der Goalie-Position zu gut besetzt. Beim Kosovo sieht er bessere Chancen.
Ähnlich wie ihm ergeht es auch anderen aktuellen und ehemaligen Spielern, die sich gegen die Schweiz entschieden:
- Joël Mall – Zypern (5 Einsätze im Schweizer Nachwuchs)
- Bledian Krasniqi – Kosovo (38 Einsätze im Schweizer Nachwuchs)
- Toni Domgjoni – Kosovo (25 Einsätze im Schweizer Nachwuchs)
- Benjamin Kololli – Kosovo (keine Einsätze im Schweizer Nachwuchs)
- Betim Fazliji – Kosovo (zwei Einsätze im Schweizer Nachwuchs)
- Mirlind Kryeziu – Kosovo (23 Einsätze im Schweizer Nachwuchs)
- Amir Abrashi – Albanien (43 Einsätze im Schweizer Nachwuchs)
- Taulant Xhaka – Albanien (44 Einsätze im Schweizer Nachwuchs)
- Frédéric Veseli – Albanien (57 Einsätze im Schweizer Nachwuchs)
- Shkelzen Gashi – Albanien (46 Einsätze im Schweizer Nachwuchs)
- Berat Djimsiti – Albanien (20 Einsätze im Schweizer Nachwuchs)
- Milos Veljkovic – Serbien (1 Einsätze im Schweizer Nachwuchs)
- Aleksandar Prijovic – Serbien (4 Einsätze im Schweizer Nachwuchs)
- Joël Kiassumbua – DR Kongo (14 Einsätze im Schweizer Nachwuchs)
- Saidy Janko – Gambia (20 Einsätze im Schweizer Nachwuchs)
- Charyl Chappuis – Thailand (50 Einsätze im Schweizer Nachwuchs)