Menschen mit ausländisch klingenden Namen werden häufiger für Fussball-Probetrainings abgelehnt als solche mit einheimischen. Das zeigt eine Studie.
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Buben spielen Fussball. (Symbolbild) - Keystone Symbolbild

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Studie weist ein Diskrimierungsproblem bei Amateur-Clubs nach.
  • Die Forschenden haben Trainings-Anfragen an Vereine aus verschiedenen Ländern geschickt.
  • Das Resultat zeigt: Menschen mit einheimisch klingenden Namen werden häufiger angenommen.
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Fussballclubs haben ein Diskriminierungsproblem, wie Studien eines schweizerisch-norwegischen Forschungsteams zeigen. Fussballer mit ausländisch klingenden Namen warten häufiger vergeblich auf eine Antwort des Trainers, wenn sie sich für ein Probetraining melden.

Wer erhält eher eine Rückmeldung, wenn zwei Fussballer sich an einen Amateurclub wenden: Jener mit einem einheimisch klingenden Namen, oder jener, dessen Name ausländisch tönt? Dieser Frage nahmen sich drei Forscher der Universität Zürich und der Technischen Universität in Trondheim (Norwegen) an.

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Zwei Fussballer kämpfen um den Ball. (Symbolbild) - pixabay

Sie erstellten für ihre Studie hunderte E-Mail-Adressen. Von denen aus verschickten sie eine Anfrage für ein Probetraining an fast 23'000 Fussballclubs in 22 europäischen Ländern. Der Absender trug entweder einen einheimisch oder einen ausländisch klingenden Namen.

Letztere wählten sie anhand der drei grössten ausländischen Gruppen im jeweiligen Land. Die Ergebnisse erschienen im Fachmagazin «Humanities and Social Sciences Communications».

Mehr Absagen an «Ausländer»

Demnach erhielten Personen mit ausländisch klingenden Namen durchschnittlich zehn Prozent weniger Rückmeldungen als die vermeintlichen Landsleute. So schnitt «John» in Grossbritannien etwa besser ab als «Jan», «Daniel» hatte gegenüber «Mustafa» einen Vorteil in Österreich.

Doch nicht in allen Ländern zeigte sich die Diskriminierung gleich stark. Fussballclubs in Kroatien, Ungarn und Österreich wiesen mit über zwanzig Prozent die grössten Unterschiede zwischen «Einheimischen» und «Ausländern» auf. Anders in Irland, Frankreich und Portugal, wo die Unterschiede mit vier Prozent geringer ausfielen. In den anderen Ländern schwankten die Werte zwischen 5 und 13 Prozent.

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Ein Mann hat einen Ball zwischen den Füssen. (Symbolbild). - Keystone

Falls eine Antwort eintrudelte, lautete diese gegenüber einem vermeintlichen Landmann signifikant häufiger «Ja» als bei der anderen Gruppe. «Wir haben ausserdem Antworten mit explizit fremdenfeindlichen Kommentaren im Auge behalten, aber solche waren keine vorhanden.» Das sagte Carlos Gómez-González, Mitautor und Sportwissenschaftler an der Uni Zürich, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Auch Schweizer Fussballclubs haben ein Diskriminierungsproblem, wie eine frühere Studie des Forschertrios in demselben Fachmagazin zeigte. Damals wählten sie dasselbe Vorgehen und schickten Probetraining-Anfragen an über tausend Trainer von Schweizer Amateurclubs. Die fiktiven Fussballer hiessen beispielsweise Daniel Wyssand (Deutschschweiz), Michel Favre (Romandie), Andrea Rezzonico (Tessin) oder Dejan Krasniqi und Bojan Lukic.

Nächste Studien-Ziele sind klar

Die Forscher legten dar, dass die Personen mit ausländisch klingenden Namen häufiger ignoriert wurden: 55 Prozent von ihnen erhielten eine Rückmeldung, die andere Gruppe in 62 Prozent der Anfragen.

Die Studienergebnisse seien schlechte Nachrichten für Integrationsbemühungen, sagte Gómez-González. Und sie würden die Vorstellung der UEFA von gleichem Zugang zu Sport in Frage stellen.

Künftige Studien sollten sich gemäss den Forschern auf Gruppen konzentrieren, die in den aktuellen Experimenten nicht vertreten waren. Beispielsweise Frauen und ältere Menschen. So könnte Diskriminierung auch in anderen Sportarten oder sozialen Aktivitäten mit tief verwurzelten Traditionen untersucht werden, wie die Forscher vorschlagen.

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